Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Bemühen, nicht zuviel und nicht zuwenig hindurchzulassen.
    So einfach war es natürlich nicht. Geld hatte kaum eine physische Realität. Das Bureau of Engraving and Printing, weniger als eine Meile entfernt, hatte we der das Papier noch die Druckerfarbe, um eine den Summen entsprechende Menge von Ein-Dollar-Scheinen zu drucken. »Geld« war vor allem ein elektronischer Ausdruck, eine Mitteilung, die die Fed herausgab: Sie, First National Bank von Krähwinkel, haben jetzt drei Millionen Dollar mehr, die Sie als Kredit an Joe's Hardware oder Jeff Brown's Gas-and-Co vergeben oder an Häuslebauer als Hypothekendarlehen ausleihen können, rückzahlbar in den nächsten zwanzig Jahren. Kaum einer der Empfänger erhielt das Geld in bar- mit Kreditkarten gab es für Räuber weniger zu stehlen, für einen Angestellten weniger zu unterschlagen oder, was das lästigste war, für einen Kassierer weniger zu zählen und nochmals zu zählen, bevor er es auf die nächste Bankfiliale trug. So kam es, daß das, was durch die Zauberei der ComputerE-Mail oder als Fernschreibernachricht erschien, in Form einer schriftlichen Zahlungsanweisung ausgeliehen wurde, um später in Gestalt eines anderen theoretischen Ausdrucks zurückgezahlt zu werden, zumeist mit einem Scheck, der auf einem schmalen Streifen Spezialpapier ausgestellt wurde, das oftmals verziert war mit der Abbildung eines fliegenden Adlers oder eines Fischerboots auf einem See, weil die Banken untereinander um Kundschaft konkurrierten und die Leute solche Dinge mochten.
    Die Menschen in diesem Raum hatten eine solche Macht, daß selbst sie nur selten darüber nachdachten. Gerade hatten sie durch einen einfachen Beschluß dafür gesorgt, daß alles in Amerika teurer wurde. Jede Haushypothek mit variablem Zins, jeder Autokredit, jeder Revolvingkredit würde jeden Monat mehr kosten. Aufgrund dieses Beschlusses würde jedes Unternehmen und jeder Haushalt in Amerika weniger Einkommen zur Verfügung haben für Gratifikationen oder Weihnachtsgeschenke. Was als Pressemitteilung begann, würde sich bis ins letzte Portemonnaie auswirken. Die Preise für alle Verbrauchsgüter würden steigen, vom Homecomputer bis zum Kaugummi, was die reale Kaufkraft jedes einzelnen weiter schmälerte.
    Und das war gut so, meinte die Fed. Alle statistischen Indikatoren ließen erkennen, daß die Wirtschaft auf etwas zu hohen Touren lief. Es drohte eine beschleunigte Inflation. Eine gewisse Inflation gab es immer, aber die Zinsanhebung würde sie auf ein erträgliches Niveau beschränken. Die Preise würden weiterhin steigen, und die Erhöhung des Diskontsatzes würde sie noch mehr in die Höhe treiben.
    Es war ein Beispiel dafür, wie man Feuer mit Feuer bekämpft. Bei höheren Zinsen würden die Leute sich weniger leihen, und damit würde die umlaufende Geldmenge sinken, was den Nachfragedruck reduzieren würde, wodurch sich wiederum die Preise mehr oder weniger stabilisieren würden, und es würde etwas verhindert werden, von dem die Menschen wußten, das es schlimmer war als ein momentaner Anstieg der Zinssätze.
    Es würden sich weitere Effekte einstellen wie Wellen, die entstehen, wenn man einen Stein in einen Teich wirft. Der Zins auf Schatzwechsel würde steigen. Diese waren für den Staat Instrumente zur Kapitalbeschaffung. Die Menschen - in Wirklichkeit überwiegend Institutionen wie Banken und Pensionsfonds und Investmentfirmen, die das Geld ihrer Kunden irgendwo parken mußten, während sie auf eine gute Gelegenheit am Aktienmarkt warteten - würden der Regierung elektronisch Geld geben, für Laufzeiten zwischen drei Monaten und dreißig Jahren, und die Regierung würde für die Verwendung dieses Geldes Zinsen zahlen müssen (die sie sich natürlich zum Großteil in Form von Steuern zurückholen würde). Die geringfügige Erhöhung des Zinses auf Bundesschuldverschreibungen würde den - auf einer Auktion bestimmten Zinssatz erhöhen, den die Regierung zu zahlen hatte. Damit würden die Kosten des Defizits im Bundeshaushalt ebenfalls steigen, was die Regierung zwingen würde, mehr vom inländischen Geldvorrat einzuziehen, so daß die Geldmenge sinken würde, die für persönliche und Geschäftskredite zur Verfügung stand, so daß es weit über das hinaus, was die Fed selbst erzwungen hatte, durch Marktkräfte zu einer weiteren Erhöhung der Zinssätze für das allgemeine Publikum käme.
    Schließlich würde die bloße Tatsache, daß Bank- und Schatzwechselzinsen stiegen, den Aktienmarkt für

Weitere Kostenlose Bücher