08 - Ehrenschuld
übrigens gut. Alles ging wie geschmiert.«
»Gut, daß wir zwei Gästezimmer haben.« Jack schmunzelte, als er zum Haus ging. Die Stimmung war gut, und Cathy schien sich mit Agent Price zu vertragen. Die beiden Agenten berieten sich, während Jack ein leichtes Abendessen aß.
»Schatz, was ist los?« fragte Cathy.
»Wir stecken in einem ernsten Konflikt mit Japan und haben dann noch die Wall-Street-Geschichte am Hals.«
»Aber wieso ...«
»Bis jetzt hat sich alles auf See abgespielt. Es war noch nicht in den Nachrichten, aber es wird kommen.«
»Krieg?«
Jack sah auf und nickte. »Vielleicht.«
»Aber die Leute beim Vortrag heute, sie waren so nett - du meinst, sie wissen auch nichts?«
Ryan nickte. »Genau.«
»Das macht doch alles keinen Sinn!«
»Tut es auch nicht, Schatz.« Gerade da klingelte das Telefon, der normale Hausanschluß. Jack war am nächsten dran und nahm ab. »Hallo?«
»Ist da Dr. Ryan?«
»Ja. Wer ist da?«
»George Winston. Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern, aber wir haben uns letztes Jahr im Harvard Club kennengelernt. Ich habe einen kleinen Vortrag über Derivate gehalten. Sie saßen am Tisch schräg gegenüber. Gute Arbeit übrigens, die Markteinführung der SiliconAlchemy-Aktien.«
»Kommt mir vor, als wär's schon sehr lange her«, sagte Ryan. »Wissen Sie, wir haben hier viel zu tun, und ...«
»Ich muß Sie sehen. Es ist wichtig«, sagte Winston.
»Weswegen?«
»Ich brauche fünfzehn bis zwanzig Minuten, um es zu erklären. Mein Flugzeug steht in Newark, ich kann rüberkommen, sobald Sie wollen.« Die Stimme machte eine Pause. »Dr. Ryan, ich würde nicht fragen, wenn ich nicht das Gefühl hätte, es wäre wichtig.«
Jack dachte einen Moment nach. George Winston war ein erfahrener Börsenmann. Sein Ruf an der Wall Street war beneidenswert: hart, scharfsinnig, ehrlich. Und er hatte die Kontrolle über seine Flotte an einen Japaner verkauft. Jemanden namens Yamata - ein Name, der schon mal gefallen war.
»Okay, ich quetsch' Sie rein. Rufen Sie morgen früh gegen acht in meinem Büro an.«
»Dann bis morgen. Danke fürs Zuhören.« Er legte auf. Als er zu seiner Frau herüberblickte, war sie wieder an der Arbeit und übertrug ihre Notizen auf ihren Laptop, ein Apple Powerbook 800.
»Ich dachte, dafür hast du eine Sekretärin«, bemerkte er mit nachsichtigem Lächeln.
»Die kann über diese Sachen nicht nachdenken, während sie meine Notizen aufschreibt, ich schon.« Cathy hatte Angst, Bernies Neuigkeit über den Lasker-Preis zu erzählen. Sie hatte mehrere schlechte Angewohnheiten von ihrem Mann übernommen. Eine davon war sein irischer Volksglaube an das Glück und daß man es verspielte, wenn man darüber sprach. »Ich hatte heute eine interessante Idee, gleich nach dem Vortrag.«
»Und du hast sie sofort aufgeschrieben«, sagte ihr Mann. Cathy schaute mit ihrem gewohnten schelmischen Lächeln auf.
»Jack, wenn man es nicht aufschreibt ...«
»Ist es nie passiert.«
30 / Warum nicht?
In diesem Teil der Welt kam der Tag wie ein Donnerschlag, oder so ähnlich ging das Gedicht. Die Sonne war jedenfalls verdammt heiß, sagte sich Admiral Dubro. Sie war fast so hitzig wie sein Temperament. Normalerweise war er umgänglich, aber man hatte ihn einfach zu lange in tropischer Hitze und bürokratischer Gleichgültigkeit schmoren lassen. Er nahm an, die Strategiehanseln, die Planungshanseln und die Politikhanseln waren alle derselben Meinung: Er und sein Verband konnten hier ewig rumtanzen, ohne aufgespürt zu werden, ihre Ghostbusters-Nummer abziehen und die Inder ohne tatsächlichen Kontakt einschüchtern. Sicher, ein nettes Spielchen, aber es ließ sich nicht endlos so weiterspielen. Der Gedanke dahinter war, den Kampfverband unbemerkt nah an den Gegner heranzubringen und dann ohne Vorwarnung anzugreifen. Ein atomgetriebener Flugzeugträger war dafür das richtige. Man konnte es einmal, zweimal, sogar dreimal machen, wenn der Kommandant gut war, aber es ging nicht unbegrenzt, weil die andere Seite auch Grips hatte und früher oder später eine Aktion schiefgehen würde.
In diesem Fall hatten nicht die hohen Tiere gepatzt, sondern sie selber, und es war nicht mal ein großer Fehler gewesen. So wie seine Planungsleute die Sache rekonstruiert hatten, hatte eine einzige indische Sea Harrier ganz am Ende seiner Aufklärungsschleife noch das Radar angehabt und eins von Dubros Tankschiffen bemerkt, die jetzt nach Nordosten rasten, um seine Begleitschiffe aufzutanken, deren Tanks nach der
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