08 - Ehrenschuld
Hochgeschwindigkeitstour südlich von Sri Lanka zu fast zwei Dritteln geleert waren. Eine Stunde später war eine zweite Harrier bis auf Sichtkontakt herangekommen. Der Kommandant hatte den Kurs geändert, aber das Malheur war passiert. Die Position der Tanker und ihrer beiden Begleitfregatten konnte nur bedeuten, daß Dubro sich jetzt südöstlich von Dondra Head befand. Die indische Flotte hatte sofort gewendet, wie Satellitenfotos zeigten, sich in zwei Gruppen geteilt und ebenfalls Kurs nach Nordosten genommen. Dubro hatte kaum eine andere Wahl, als seine Tanker Kurs halten zu lassen. Geheimhaltung oder nicht, die Tanks seiner ölgetriebenen Begleitschiffe waren gefährlich leer, und das war ein Risiko, das er nicht eingehen wollte. Dubro trank seinen Aufwachkaffee, während seine Augen Löcher in die Wand bohrten. Commander Harrison saß ihm gegenüber; war aber so vernünftig, nichts zu sagen, bevor sein Boß bereit war zu sprechen.
»Was gibt's Neues, Ed?«
»Wir sind ihnen immer noch überlegen, Sir«, antwortete der
Einsatzoffizier. »Vielleicht müssen wir das demonstrieren.«
Überlegen? fragte sich Dubro. Ja sicher, das stimmte, aber nur zwei
Drittel seiner Flugzeuge waren noch voll einsatzfähig. Sie waren zu lange
von ihrer Basis weggewesen. Ihnen gingen die Ersatzteile für die
Maschinen aus. Im Hangar standen Flugzeuge mit offenen
Inspektionsklappen und warteten auf Ersatzteile, die das Schiff nicht länger
vorrätig hatte. Für die war er auf die Nachschubschiffe angewiesen, auf die
Ersatzteile, die aus den USA nach Diego Garcia geflogen wurden. Drei
Tage nach Lieferung würde er wieder kampfbereit sein, aber seine Leute
waren müde. Zwei Mann waren am Vortag auf dem Flugdeck verletzt
worden. Nicht aus Dummheit oder Unerfahrenheit. Sondern weil sie zu
verdammt lange auf dem Posten gewesen waren und weil Übermüdung für den Geist noch gefährlicher war als für den Körper, besonders in der hektischen Umgebung des Flugdecks auf einem Flugzeugträger. Dasselbe galt für jeden Mann im Verband, vom einfachen Matrosen bis zu ... ihm. Die Anspannung ständiger Entscheidungen begann sich bemerkbar zu machen. Und er konnte nichts dagegen tun, außer auf Schonkaffee
umzusteigen.
»Wie geht's den Piloten?«
»Sir, sie werden tun, was Sie ihnen sagen.«
»Okay, wir machen heute nur leichte Patrouillen. Ich will ständig zwei
Tomcats oben haben und mindestens vier in Bereitschaft, voll bewaffnet für
Luftkampf. Der Kurs der Flotte ist eins-acht-null, Geschwindigkeit
fünfundzwanzig Knoten. Wir treffen auf die Nachschubgruppe und lassen
alle auftanken. Ansonsten halten wir uns zurück. Ich will, daß sich die
Leute ausruhen, soweit das möglich ist. Unser Freund wird morgen die Jagd
beginnen, und das Spiel wird interessant werden.«
»Fangen wir an auf Konfrontation zu gehen?«fragte der Offizier. »Ja.« Dubro nickte. Er sah auf die Uhr. Nacht in Washington. Die Leute
mit Köpfchen würden jetzt ins Bett gehen. Er würde bald wieder um
Instruktionen bitten, und er wollte, daß die hellen Köpfe sie weiterreichen
und möglichst spüren sollten, wie akut seine Lage war. Die Stunde der
Wahrheit war schon lange überfällig, und er konnte jetzt nur in einem sicher
sein, daß sie unerwartet kommen würde - und danach Japan? Harrison und
seine Leute beschäftigten sich schon jetzt die Hälfte der Zeit damit.
Die Aktion war mal wieder wie aus einem schlechten Film, und der einzige Trost war, daß die Russen vielleicht recht hatten. Vielleicht hatte Scherenko ihnen die Wahrheit gesagt. Vielleicht waren sie wirklich nicht durch den EDOS gefährdet. Clark erschien das als sehr dünner Strohhalm, und seine Ausbildung hatte ihn nie dazu ermuntert zu erwarten, daß die Russen den Amerikanern einen Gefallen täten.
»Vorsicht, Falle!«, flüsterte er sich selbst zu - auf englisch, verdammt! Auf jeden Fall war das, was sie getan hatten, lächerlich einfach. Nomuri hatte seinen Wagen in der Mietgarage des Hotels geparkt, und jetzt hatte Nomuri einen Schlüssel zu Clarks Mietwagen, und über der linken Sonnenblende steckte eine Computerdiskette. Clark nahm sie und gab sie Chavez, der sie in seinen Laptop schob. Eine elektronische Melodie verkündete, daß der Apparat eingeschaltet war, während Clark auf die Straße fuhr. Ding kopierte die Datei auf die Festplatte und löschte die Diskette, die sie bald verschwinden lassen würden. Der Bericht war wortreich. Chavez las ihn stumm, bevor er das Autoradio andrehte, dann
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