08 - Ehrenschuld
das?«
»Zwei F-3 bei einer Angriffsübung«, antwortete der Deckoffizier. »Wir haben sie seit ein paar Minuten auf dem Schirm. Wir haben sie von unseren Raketensuchern markieren lassen.«
»Verdammt, teilt diesen >Wildadlern< mit, daß sie beim Überfliegen eines Schiffes in der Dunkelheit für uns Beschädigungen und für sich einen sinnlosen Tod riskieren!«
»Aber Admiral ...«, versuchte der Deckoffizier zu sagen.
»Aber wir sind eine wertvolle Flotteneinheit, und ich will nicht, daß eins meiner Schiffe einen Monat im Dock liegen muß, um einen neuen Mast zu bekommen, bloß weil irgendein dämlicher Flieger uns im Dunkeln nicht gesehen hat!«
»Hai. Ich werde es sofort übermitteln.«
Müssen die mir denn so den Morgen verderben, schäumte Sato, während er wieder hinausging, um noch etwas im Lederstuhl zu dösen.
War er der erste, dem es aufgefallen war? fragte sich George Winston. Dann fragte er sich, ob ihn das überraschen sollte. Das FBI und der Rest versuchten offenbar, die Dinge zu rekonstruieren, und ihre Hauptabsicht war vermutlich, Betrugsmöglichkeiten auszuschalten. Schlimmer noch, sie mußten auch alle Aufzeichnungen durchgehen, nicht nur die der Columbus Group. Es mußte ein ganzes Meer von Daten sein, sie waren mit der Materie nicht vertraut, und der Zeitpunkt war äußerst ungünstig, um sie auszubilden.
Das Fernsehen berichtete über die Geschichte. Der Fed-Vorsitzende war am Vormittag in allen Talk-Shows gewesen (was ihn an diesem Tag eine ziemliche Strecke in Washington herumbrachte), gefolgt von einer Erklärung im Presseraum des Weißen Hauses, gefolgt von einem längeren Interview auf CNN. Es funktionierte in gewisser Weise, und auch das sah man ihm Fernsehen. Viele Leute gingen vormittags zur Bank und wunderten sich über das vorhandene Bargeld, das letzte Nacht von Lastwagen massenweise für etwas geliefert worden war, das man beim Militär wohl eine Demonstration der Stärke nannte. Obwohl der Vorsitzende offenbar jeden wichtigen Bankier im Land beschwatzt hatte, traf auf die Angestellten beim Kundenverkehr das genaue Gegenteil zu: Oh, Sie möchten Bargeld? Ja, natürlich haben wir welches da. In nicht wenigen Fällen fühlten die Leute, sobald sie zu Hause waren, eine neue Art von Unbehagen das ganze Geld im Haus aufheben! -, und bis zum Nachmittag waren manche sogar zurückgekommen, um es wieder einzuzahlen.
Auch das ging auf Buzz Fiedlers Konto, dachte Winston, für einen Professor war er ein kluger Kopf. Der Finanzminister erkaufte bloß einen Aufschub, und zwar mit viel Geld, aber diese Taktik war gut genug, um der Öffentlichkeit den Eindruck zu geben, es sei alles gar nicht so schlimm.
Die professionellen Investoren wußten es besser. Die Sache stand schlecht, und das Spiel mit den Banken war bestenfalls ein Spiel auf Zeit. Die Fed pumpte Geld ins System. Obwohl das eine gute Idee für ein oder zwei Tage war, würde die Folge am Ende der Woche eine weitere Schwächung des Dollar sein, und schon jetzt waren US-Schatzwechsel auf den internationalen Finanzmärkten so beliebt wie Pestbazillen. Obwohl Fiedler im Moment eine Bankenpanik vermieden hatte, war das schlimmste, daß man die Panik nur eine gewisse Zeit aufhalten konnte. Wenn man das Vertrauen nicht real wiederherstellen konnte, würde sie, je länger man kurzfristige Notmaßnahmen traf, nur um so größer werden, sobald diese Maßnahmen versagten, denn dann würde es keine Bremse mehr geben. Das war es, was Winston eigentlich erwartete.
Denn der gordische Knoten um den Hals des Investmentsystems würde sich nicht so bald entwirren lassen.
Winston glaubte, daß er die vermutliche Ursache der Ereignisse entschlüsselt hatte, aber ihm wurde klar, daß es vielleicht keine Lösung gab. Die Sabotage bei DTC war das Meisterstück gewesen. Im Grunde wußte niemand, was er besaß, was er dafür bezahlt, wann er es gekauft oder wieviel Geld er noch übrig hatte, und das Nichtwissen pflanzte sich fort. Die privaten Anleger wußten es nicht. Die Institutionen wußten es nicht. Die Handelshäuser wußten es nicht. Niemand wußte es.
Wie würde die echte Panik losgehen? Bald würden die Pensionskassen ihre monatlichen Schecks ausschreiben müssen - aber würden die Banken sie akzeptieren? Die Fed würde sie ermutigen, es zu tun, aber irgendeine Bank würde es wegen eigener Probleme nicht tun - nur eine, so etwas begann immer an einem Punkt -, und das würde eine weitere Lawine lostreten, die Fed würde wieder einspringen und die
Weitere Kostenlose Bücher