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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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mit Amerika gehen uns nichts an, aber wenn die Möglichkeit eines Krieges besteht, geht uns das
etwas an.«
Kimura war immer noch bleich.
»Was ist ihr Rang, Klerk-san?«
»Ich bin Oberst der Siebten Abteilung, Erstes Hauptdirektorat des
Komitees für Staatssicherheit.«
»Ich dachte ...«
»Ja, der neue Name, die neue Bezeichnung, der ganze Unsinn«,
bemerkte Clark achselzuckend. »Kimura-san, ich bin Geheimdienstoffizier.
Mein Job ist es, mein Land zu schützen. Ich hatte erwartet, meine Zeit in
Japan würde einfach und angenehm sein, aber jetzt - habe ich Ihnen mal von
unserem Projekt RYAN erzählt?«
»Sie haben es mal erwähnt, aber ...«
»Nach der Wahl des amerikanischen Präsidenten Reagan - damals war
ich Hauptmann, wie Tschechow hier - analysierten unsere politischen
Oberen seine ideologischen Überzeugungen und befürchteten, er könnte
tatsächlich einen Atomschlag gegen unser Land beabsichtigen. Wir setzten
sofort alles in Bewegung, um herauszufinden, wie wahrscheinlich das sei.
Am Ende kamen wir zu dem Schluß, daß die Befürchtung falsch sei, weil
Reagan zwar die Sowjetunion haßte, aber kein Narr war.
Aber was muß mein Land jetzt sehen?« fuhr Oberst Klerk fort. »Ein
Land mit heimlich entwickelten Atomwaffen. Ein Land, das ohne guten
Grund ein anderes Land angegriffen hat, welches mehr Handelspartner als
Feind war. Ein Land, das mehr als einmal Rußland angegriffen hat. Und
deshalb klingen meine Befehle ziemlich genauso wie beim Projekt RYAN .
Verstehen Sie mich jetzt?«
»Was wollen Sie?« fragte Kimura und kannte bereits die Antwort. »Ich will den Ort dieser Raketen wissen. Sie haben die Fabrik auf
Bahngleisen verlassen. Ich will wissen, wo sie jetzt sind.«
»Wie soll ich denn ...« Clark schnitt ihm mit einem Blick das Wort ab. »Wie, ist Ihre Sache, mein Freund. Ich sage Ihnen, was ich haben muß.«
Er machte eine Kunstpause. Ȇberlegen Sie sich folgendes, Isamu:
Ereignisse wie diese entwickeln ihre eigene Dynamik. Sie beherrschen
plötzlich die Menschen, die sie in Gang gesetzt haben.
Wenn Atomwaffen im Spiel sind, dann sind die Folgen - in gewisser
Hinsicht kennen Sie sie, in gewisser Hinsicht nicht. Ich kenne sie«, fuhr
Oberst Klerk fort. »Ich habe die Einschätzungen dessen gesehen, was die
Amerikaner uns früher antun konnten und wir ihnen. Es gehörte zum
Projekt RYAN . Einer Großmacht Angst einzujagen ist ein ernstes und
närrisches Vorhaben.«
»Aber wenn ich es herausfinde, was passiert dann?«
»Das weiß ich nicht. Ich weiß, daß mein Land sich mit diesem Wissen
sehr viel sicherer fühlen wird als ohne. Das sind meine Befehle. Kann ich
Sie zwingen, uns zu helfen? Nein. Aber wenn Sie uns nicht helfen, bringen
Sie Ihr Land in Gefahr. Denken Sie drüber nach«, sagte Clark mit der Kühle
eines Leichenbeschauers. Er schüttelte ihm demonstrativ freundlich die
Hand und ging weg.
»Fünf Komma sieben, fünf Komma sechs, fünf Komma acht vom
ostdeutschen Kampfrichter ...«, flüsterte Ding, als sie weit genug weg
waren. »Mein Gott, John, Sie sind wirklich ein Russe.«
»Darauf kannst du Gift nehmen, Junior.« Er brachte ein Lächeln
zustande.
    Kimura blieb noch ein paar Minuten bei den Docks und blickte über die Bucht auf die ankernden Schiffe. Du brichst das Gesetz, sagte er sich. Du entehrst deinen Namen und deine Familie. Du entehrst deine Freunde und Mitarbeiter. Du verrätst dein Land.
    Aber verdammt noch mal! Wessen Land verriet er? Das Volk wählte die Abgeordneten des Parlaments, und seine gewählten Repräsentanten wählten den Ministerpräsidenten - aber das Volk hatte bei dieser Sache keinerlei Mitsprache. Wie sein Ministerium, wie die Parlamentarier waren sie bloße Zuschauer. Sie wurden belogen. Sein Land stand im Krieg, und das Volk wußte es nicht! Sein Land hatte Atomwaffen entwickelt, und das Volk wußte es nicht. Wer hatte den Befehl dazu gegeben? Die Regierung? Die Regierung hatte gerade gewechselt - wieder einmal -, und die für die Entwicklung benötigte Zeit bedeutete ... was?
    Kimura wußte es nicht. Er wußte, daß der Russe recht hatte, zumindest teilweise. Die Gefahren waren nicht leicht zu kalkulieren. Sein Land befand sich in einer Gefahr wie noch nie in seinem Leben. Seine Nation versank im Wahnsinn, und es gab keine Ärzte, die das Problem untersuchen konnten. Das einzige, dessen Kimura sich sicher sein konnte, war die Tatsache, daß es sich so weit über seinen Kopf bewegte, daß er nicht wußte, wo oder wie er anfangen sollte.
Aber irgend jemand

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