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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Geldmenge erhöhen müssen, und das wiederum konnte einen hyperinflationären Zyklus auslösen. Das wäre der endgültige Alptraum. Winston erinnerte sich gut daran, wie die Inflation den Markt und das Land in den späten Siebzigern geschädigt hatte, diese »Malaise«, die real genug gewesen war, der nationale Vertrauensverlust, der sich daran gezeigt hatte, daß Spinner sich Hütten in den Bergen gebaut und schlechte Filme über das Leben nach dem Atomkrieg gedreht hatten. Und selbst damals war die Inflation nur wie hoch gewesen? Dreizehn Prozent oder so. Zwanzig Prozent Zinsen. Ein Land, das mit nicht mehr zu kämpfen hatte als dem Vertrauensverlust, der von langen Schlangen an den Tankstellen und einem schwankenden Präsidenten herrührte. Vielleicht würde man sich noch danach zurücksehnen.
Diesmal würde es viel verheerender sein, etwas, das nicht zu Amerika paßte, etwas aus der Weimarer Republik, aus dem Argentinien der Vergangenheit oder aus Brasilien unter der Militärherrschaft. Und es würde nicht nur Amerika treffen. Wie 1929 würden die Schockwellen sich weit ausbreiten, Volkswirtschaften auf der ganzen Welt schädigen, viel mehr, als sogar Winston selbst voraussagen konnte. Ihn persönlich würde es nicht so schlimm treffen, wie George wußte. Er wußte, daß er und seine Familie überleben und gedeihen würden, aber die weniger Glücklichen erwartete wirtschaftliches und soziales Chaos. Und er war nicht nur wegen seines eigenen Vorteils im Geschäft, oder? Im Lauf der Zeit hatte er nachts lange über die kleinen Leute nachgedacht, die seine Werbung gesehen und ihm ihre Ersparnisse anvertraut hatten. Vertrauen war ein magisches Wort. Es bedeutete, daß man denen, die einem vertrauten, verpflichtet war. Es bedeutete, daß sie glaubten, was man von sich sagte, und daß man beweisen mußte, daß es stimmte, nicht nur ihnen, sondern auch sich selbst. Denn wenn man versagte, wurden keine Häuser gekauft, keine Kinder aufgezogen, und die Träume wirklicher Menschen, die nicht viel anders waren als man selbst, würden im Keim erstickt. Schlimm genug für Amerika, dachte Winston, aber dieses Ereignis würde - konnte - die ganze Welt in Mitleidenschaft ziehen.
Und er mußte wissen, was er getan hatte. Es war kein Unfall. Es war ein genau durchdachter Plan gewesen, brillant ausgeführt. Yamata. Dieser clevere Hurensohn, dachte Winston. Vielleicht der erste japanische Investor, den er respektiert hatte. Der erste, der das Spiel taktisch wie strategisch wirklich durchschaut hatte. Das war so klar wie nur was. Der Ausdruck auf seinem Gesicht, diese dunklen Augen über dem
Champagnerglas. Warum hast du es damals nicht gemerkt? Also das war sein Spiel, nicht wahr?
    Nein. Es konnte nicht das ganze Spiel sein. Vielleicht ein Teil, eine Taktik, die auf etwas anderes abzielte. Aber was? Was konnte so wichtig sein, daß Raizo Yamata dazu bereit war, sein persönliches Vermögen zu opfern und nebenbei genau die Weltmärkte zu zerstören, von denen seine eigenen Unternehmen und seine Volkswirtschaft abhängig waren? Das war nichts, was einem Geschäftsmann in den Sinn kam, sicher nichts, was einem Wallstreet-Experten die Seele wärmen konnte.
    Seltsam, daß er es rausbekommen hatte und doch nicht den Sinn des Ganzen verstand. Winston schaute aus dem Fenster, wo die Sonne über dem Hafen von New York unterging. Er mußte mit jemandem sprechen, und dieser jemand mußte verstehen, was das alles sollte. Fiedler? Vielleicht. Besser noch jemand, der die Wall Street kannte ... und auch andere Dinge. Aber wer konnte das sein?
    »Sind das welche von uns?« Alle vier Schiffe lagen auf der Leeseite der Laolao Bay. Eins von ihnen, das neben einem Tankschiff lag, wurde ohne Zweifel gerade aufgetankt.
    Oreza schüttelte den Kopf. »Falsche Farbe. Die Navy streicht ihre Schiffe dunkler, mit mehr Blau.«
»Die sehen gefährlich aus.« Burroughs gab das Fernglas zurück.
»Radar, vertikale Raketenabschußkammern, Anti-U-BootHubschrauber. Das sind Aegis-Zerstörer, entsprechen unserer Burke-Klasse. Und ob die gefährlich sind. Flugzeuge haben Schiß vor ihnen.« Während Portagee sie beobachtete, stieg von einem ein Hubschrauber auf und flog in Richtung Strand.
»Sollen wir Bescheid sagen?«
»Ja, gute Idee.«
Burroughs ging ins Wohnzimmer und steckte die Batterien wieder ins Telefon. Sie nach Gebrauch rauszunehmen war vermutlich unnötig, aber es war sicherer, denn keiner von den beiden hatte Interesse daran, herauszufinden, was die

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