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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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mußte etwas tun. An welchem Punkt wurde aus einem Verräter ein Patriot und aus einem Patriot ein Verräter?
    Er hätte sich ärgern sollen, dachte Cook, als er endlich ins Bett kam. Aber er tat es nicht. Der Tag war alles in allem hervorragend gelaufen. Die anderen beteten, daß er auf die Schnauze fiel, soviel war klar, besonders die beiden Geheimdienstler. Die waren so verdammt schlau - meinten sie jedenfalls, sagte sich Cook mit einem breiten Grinsen zur Decke. Aber sie hatten keinen blassen Schimmer. Wußten sie, daß sie nichts wußten? Wahrscheinlich nicht. Sie taten immer so überlegen, aber wenn es hart auf hart kam und man ihnen eine Frage stellte - dann hieß es immer »einerseits, Sir«, gefolgt von »andererseits, Sir«. Wie zum Teufel sollte man auf dieser Basis eine Strategie entwerfen?
    Cook dagegen wußte Bescheid, und die Tatsache, daß Ryan es bemerkt hatte, hatte ihn praktisch sofort zum Kopf der Arbeitsgruppe gemacht, was die anderen am Tisch mit Unmut und Erleichterung zugleich aufgenommen hatten. Okay, hatten sie gedacht, wir lassen ihn den Kopf hinhalten. Alles in allem glaubte er, seine Sache recht gut gemacht zu haben. Die anderen würden gleichzeitig hinter ihm stehen und sich von ihm distanzieren, ihre Anmerkungen zu seinen Vorschlägen machen, um ihren Arsch zu retten, falls es schiefgehen sollte, wie sie im geheimen hofften, aber gleichzeitig würden sie die Gesamtposition der Gruppe mittragen, um am Erfolg teilzuhaben, falls es funktionierte. Auch darauf würden sie hoffen, aber nicht so stark, wie Bürokraten nun mal waren.
    Die Präliminarien waren also vorbei. Die Eröffnungspositionen waren vorgegeben. Adler würde die Verhandlungsdelegation leiten, Cook würde seine Nummer zwei sein. Der japanische Botschafter würde die andere Seite leiten, mit Seiji Nagumo als seiner Nummer zwei. Die Verhandlungen würden einem Muster folgen, das so stilisiert war wie Kabukitheater. Beide Seiten würden ihre Posen einnehmen, und die eigentliche Arbeit würde zwischendurch in den Kaffee- oder Teepausen stattfinden, wenn die Mitglieder des jeweiligen Teams mit ihrem Pendant auf der anderen Seite verhandelten. Das würde Chris und Seiji erlauben, Informationen auszutauschen, die Verhandlungen zu lenken und womöglich zu verhindern, daß diese idiotische Affäre noch schlimmer wurde.
    Sie werden dir Geld bieten, wenn du Informationen lieferst, sagte die Stimme. Ja, sicher, aber Seiji würde ihm auch Informationen geben, und der Zweck des Ganzen war, die Situation zu entschärfen und Menschenleben zu retten! antwortete er. Der echte Endzweck der Diplomatie war es, den Frieden zu bewahren, und das bedeutete, weltweit Menschenleben zu retten, genau wie Ärzte, aber sehr viel wirksamer, und Ärzte verdienten ja auch gut, oder? Niemand hackte auf ihnen rum, weil sie gut verdienten, diese noble Zunft im weißen Kittel, im Gegensatz zu den Waschlappen vom Außenministerium. Was war an ihnen so Besonderes?
    Es geht darum, den Frieden wiederherzustellen, verdammt noch mal! Das Geld war nicht so wichtig. Das war ein Nebenaspekt. Und weil es ein Nebenaspekt war, stand es ihm auch zu, nicht? Natürlich stand es ihm zu, entschied Cook und schloß endlich die Augen.
    Die Ingenieure arbeiteten hart, wie Sanchez von seinem Stuhl im Vorbereitungsraum der Piloten aus sehen konnte. Sie hatten zwei Achsenlager an der Schraubenwelle neu justiert, kollektiv den Atem angehalten und die Drosselklappen an der Eins etwas weiter geöffnet. Elf Knoten, knapp zwölf, genug, um Maschinen nach Pearl Harbor starten zu lassen, genug, um die Nachschubmaschine mit einer ganzen Ladung Ingenieure an Bord kommen zu lassen, damit sie dem Chefingenieur bei seiner Einschätzung der Situation halfen. Als einer der ranghöchsten Offiziere an Bord würde Sanchez ihre Meinung beim Lunch erfahren. Er hätte mit der ersten Gruppe von Kampfflugzeugen an Land fliegen können, aber sein Platz war an Bord. Die Enterprise hing jetzt weit zurück und operierte von Midway aus, abgeschirmt von P-3-Maschinen, und die Marineaufklärung war sich immer sicherer, daß keine Gegner in der Nähe waren, so sehr, daß Sanchez ihnen zu glauben begann. Außerdem hatten die Anti-U-Boot-Flugzeuge genug Sonarbojen abgeworfen, daß sie fast eine Gefahr für die Schiffahrt darstellten.
    Die Mannschaft war jetzt auf und immer noch etwas verwirrt und wütend. Sie waren auf, weil sie wußten, daß sie Pearl Harbor früh erreichen würden, und waren zweifellos erleichtert,

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