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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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begann herumzugehen, wie es seine Gewohnheit war. Er wußte nicht,
daß er eine ungeschriebene Regel des Weißen Hauses verletzte, und sogar
der Präsident wollte ihn nicht unterbrechen, obwohl die beiden SecretService-Agenten im Raum den Finanzier genau im Auge behielten.
Offensichtlich prüfte er den Plan in fliegender Eile auf Löcher und Fehler.
Dann hob er den Kopf. »Dr. Ryan, wenn Sie sich je verändern wollen,
müssen wir uns mal unterhalten. Meine Herren, es wird klappen. Es ist
verdammt gewagt, aber gerade das könnte unser Vorteil sein.« »Was wird also am Freitag passieren?« fragte Jack.
»Der Markt wird fallen wie ein Stein.«
»Was ist so verdammt toll daran?« wollte der Präsident wissen. »Weil er nach etwa zweihundert Punkten wieder etwas steigen wird,
Sir«, fuhr Gant fort. »Bei Geschäftsschluß wird er vielleicht hundert Punkte
verloren haben, vielleicht noch weniger. Am folgenden Montag hält alles
den Atem an. Ein paar Leute suchen Schnäppchen. Die meisten sind
vermutlich immer noch nervös. Der Index fällt wieder, stagniert am Schluß
wahrscheinlich bei maximal fünfzig Punkten weniger. Den Rest der Woche
kommen die Dinge zur Ruhe. Ich denke, am Freitag darauf hat der Markt
sich hundert bis hundertfünfzig Punkte unter dem Wert vom letzten Freitag
mittag stabilisiert. Der Sturz muß passieren, weil die Fed den Diskontsatz
hochhalten muß, aber daran sind wir im Geschäft gewöhnt.« Nur Winston
war fähig, die ganze Ironie der Tatsache auszukosten, daß Gant fast
hundertprozentig recht hatte. Er hätte es selbst kaum besser erklären
können. »Kurz gesagt: ein starker Schluckauf, aber nicht mehr.« »Und Europa?« fragte Ryan.
»Da drüben wird es schwerer, weil sie nicht so gut organisiert sind, aber
ihre Zentralbanken haben etwas mehr Macht«, sagte Gant. »Außerdem
können ihre Regierungen stärkeren Einfluß auf den Markt nehmen. Das ist
gleichzeitig eine Hilfe und ein Hindernis. Aber letztlich wird das Ergebnis
in beiden Fällen dasselbe sein. Es muß so sein, falls nicht alle denselben
Selbstmordpakt unterschreiben. Leute in unserem Geschäft machen so was
nicht.«
Jetzt war wieder Fiedler dran: »Wie verkaufen wir es?«
»Wir holen die Spitzen der wichtigsten Institutionen so schnell wie
möglich zusammen«, antwortete Winston. »Ich kann Ihnen helfen, wenn Sie
wollen. Mir hören sie auch zu.«
»Jack?« fragte der Präsident und drehte sich zu ihm um.
»Ja, Sir. Und wir fangen sofort an.«
Roger Durling dachte ein paar Sekunden nach, dann wandte er sich zu
dem Secret-Service-Agenten neben seinem Schreibtisch. »Sagen Sie den
Marines, sie sollen meinen Hubschrauber rüberbringen, und die Air Force
soll eine Maschine nach New York warmlaufen lassen.«
Winston zögerte. »Mr. President, ich habe meine eigene.« »George, die Leute von der Air Force sind besser, glauben Sie mir«,
sagte Ryan.
Durling stand auf und schüttelte allen die Hände, bevor die SecretService-Männer sie die Treppe hinunter und auf den Rasen an der Südseite
führten, um den Hubschrauber zum Stützpunkt Andrews zu erwarten. Ryan
blieb beim Präsidenten.
»Wird es wirklich funktionieren? Können wir es wirklich so leicht
wieder hinkriegen?« Der Politiker in Robert Durling mißtraute
Patentlösungen mehr als allem anderen. Ryan spürte seinen Zweifel und
formulierte die Antwort entsprechend.
»Es müßte klappen. Die brauchen was von uns und werden bestimmt
mitarbeiten, damit es funktioniert. Der entscheidende Punkt ist, man muß
ihnen klarmachen, daß der Zusammenbruch bewußt geplant war. Das macht
ihn unnatürlich, und wenn sie das einsehen, fällt es ihnen leichter, eine
irreguläre Lösung zu akzeptieren.«
»Wir müssen's wohl abwarten.« Durling machte eine Pause. »Was sagt
uns das Ganze über Japan?«
»Es sagt uns, daß die Regierung nicht der Motor dahinter ist. Das ist zugleich gut und schlecht. Gut, weil die Aktion auf einigen
Ebenen schlecht geplant sein wird, weil das japanische Volk nicht darin
eingebunden ist und weil es vielleicht Elemente in der Regierung gibt,
denen bei all dem nicht wohl ist.«
»Und warum schlecht?« fragte der Präsident.
»Wir wissen noch nicht, was ihr langfristiges Ziel ist. Die Regierung tut
offenbar, was man ihr sagt. Sie haben eine solide strategische Position im
Westpazifik, und wir wissen noch nicht, was wir dagegen tun sollen. Und
vor allem ...«
»Die Atomwaffen.« Durling nickte. »Das ist ihre Trumpfkarte. Wir
haben noch nie gegen jemanden Krieg geführt,

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