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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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studierte und ebenfalls versuchte, es so langsam und sorgfältig zu durchdenken, wie die Umstände es erlaubten.
    Es fing an, einen Sinn zu ergeben. Jedenfalls fast. »Nördliches Rohstoff gebiet« mußte Ostsibirien bedeuten. Der Begriff »Südliches Rohstoffgebiet« war 1941 von der japanischen Regierung für Niederländisch-Ostindien geprägt worden, als ihr strategisches Hauptziel das öl gewesen war, damals vor allem für die Kriegsmarine wichtig, heute die wichtigste Ressource für jeden Industriestaat, der Energie für seine Wirtschaft brauchte. Japan war der weltgrößte Ölimporteur, trotz des energischen Versuchs, Atomenergie zur Stromerzeugung einzusetzen. Und Japan mußte so viel mehr importieren, nur Kohle hatte es reichlich. Supertanker waren vor allem eine japanische Erfindung, um das öl vom Persischen Golf effizienter nach Japan zu transportieren. Aber es brauchte auch andere Dinge, und da es ein Inselstaat war, mußten alle Waren über See kommen, und Japans Kriegsmarine war klein, viel zu klein, um die Handelsrouten zu schützen.
    Ostsibirien andererseits war das letzte unerforschte Territiorium der Erde, und Japan führte dort gerade die Untersuchungen durch, und die Seestraßen vom eurasischen Festland nach Japan ... Verdammt, warum machen sie es sich nicht gleich einfach und bauen einen Eisenbahntunnel fragte sich Ryan und fluchte leise vor sich hin.
    Da war nur eins. Japan war mit dem, was es bis jetzt verwirklicht hatte, bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit gegangen, selbst bei einer gefährlich geschrumpften amerikanischen Armee und einem Puffer von fünftausend Meilen Pazifik zwischen Amerika und den japanischen Hauptinseln. Rußlands militärische Kapazität war noch drastischer reduziert worden als die amerikanische, aber eine Invasion war mehr als ein politischer Akt. Sie richtete sich gegen ein Volk, und die Russen hatten ihren Stolz nicht verloren. Die Russen würden kämpfen, und sie waren noch immer weit stärker als Japan. Die Japaner hatten Langstreckenraketen mit Atomwaffen, im Gegensatz zu Russen und Amerikanern - aber die Russen hatten atomwaffengeeignete Bomber, Kampfbomber und Marschflugkörper, sie hatten Basen in der Nähe Japans und den politischen Willen, sie zu benutzen. Es mußte noch ein anderes Element geben. Jack lehnte sich zurück und starrte auf seine Landkarte. Dann hob er den Hörer ab und wählte eine Direktverbindung.
    »Admiral Jackson.«
»Robby? Hier Jack. Ich habe eine Frage.«
»Schieß los.«
»Du sagtest, einer deiner Attaches in Seoul hätte eine kleine
    Unterhaltung gehabt mit ...«
»Ja. Sie sagten, er solle stillsitzen und abwarten«, berichtete Jackson. »Was haben die Koreaner genau gesagt?«
»Sie sagten ... Moment. Es ist nur eine halbe Seite, aber ich habe es hier.
    Warte mal.« Jack hörte, wie eine Schublade aufgezogen wurde, vermutlich eine verschlossene. »Okay, ich fasse zusammen: Diese Art von Entscheidung ist politisch, nicht militärisch, viele Gesichtspunkte zu beachten, Besorgnis, daß die Japaner ihre Häfen für den Handel schließen könnten, Besorgnis wegen einer Invasion, von uns abgeschnitten, sie gehen auf Nummer Sicher. Wir haben sie noch nicht wieder gefragt«, schloß Robby.
    »Schlachtordnung ihrer Armee?« fragte Jack. Das bedeutete einen Überblick über die militärische Stärke des Landes.
»Ich habe eine hier.«
»Kurzfassung«, befahl Ryan.
»Etwas größer als Japans Armee. Seit der Wiedervereinigung haben sie etwas reduziert, aber was sie noch haben, ist erste Qualität. Hauptsächlich US-Waffen und -Ausbildung. Ihre Luftwaffe ist ziemlich gut. Ich habe mit ihnen gearbeitet und ...«
»Wenn du ein koreanischer General wärst, wieviel Angst hättest du dann vor Japan?«
»Ich wäre wachsam«, antwortete Admiral Jackson. »Nicht ängstlich, aber wachsam. Denk dran, sie mögen die Japaner nicht besonders.«
»Ich weiß. Schick mir Kopien des Attacheberichts und der Schlachtordnung rüber.«
»Aye aye.« Er legte auf. Als nächstes rief Ryan die CIA an. Mary Pat war immer noch nicht zu sprechen, und ihr Ehemann nahm ab. Ryan machte nicht viele Worte.
»Ed, hast du irgendwas von der Station Seoul?«
»Die Koreaner scheinen sehr nervös zu sein. Nicht viel Kooperation. Wir haben viele Freunde im koreanischen Geheimdienst, aber sie machen dicht, bis jetzt keine politische Entwicklung.«
»Gibt's da sonst noch was Neues?«
»Ja, doch«, antwortete Ed Foley. »Ihre Luftwaffe wird etwas aktiver. Du weißt, daß sie ein

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