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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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zusammenarbeiten, werden
kartellrechtliche und andere Aspekte im Interesse der nationalen Sicherheit
unberücksichtigt bleiben. Das ist irregulär, aber ich habe es hiermit gesagt,
und Sie alle haben es gehört. Meine Damen und Herren, das ist die Position
und das Wort der Regierung der Vereinigten Staaten.«
Also so was, dachten die Anwesenden. Vor allem die Leute der
Strafverfolgungsbehörden.
»Tja, Sie wissen ja alle, was uns bei CC & C passiert ist«, sagte der
Geschäftsführer, blickte sich um, und seine natürliche Skepsis begann sich
mit echter Erleichterung zu mischen. »Ich habe keine Wahl. Ich mache
mit.«
»Ich habe noch etwas nachzutragen.« Jetzt schritt der Fed-Vorsitzende
nach vorn. »Ich habe soeben mit den Zentralbanken in England, Frankreich,
Deutschland, der Schweiz, Belgien und den Niederlanden telefoniert. Sie
fliegen heute nacht alle hierher. Wir werden uns morgen früh hier treffen,
um ihre Mitarbeit bei diesem Vorhaben zu organisieren. Wir werden den
Dollar stabilisieren. Wir werden den Rentenmarkt wieder hinkriegen. Das
amerikanische Bankensystem wird nicht zusammenbrechen. Ich werde der
Bankenaufsicht vorschlagen, daß jeder, der US-Schatzwechsel hält - das
heißt, der die Dreimonats- und Sechsmonatswechsel einmal verlängert -,
von der Regierung zusätzlich fünfzig Basispunkte als Prämie für seine
Kooperation erhält. Den gleichen Bonus erhält, wer in den ersten zehn
Tagen nach Wiedereröffnung des Marktes Schatzwechsel kauft.« Gute Idee, dachte Winston. Sehr gute Idee. Das würde ausländisches
Kapital von Japan nach Amerika ziehen und den Dollar wirklich stärken
und gleichzeitig den Yen schwächen. Die asiatischen Banken, die Dollar
abgestoßen hatten, würden für diesen Schritt bluten müssen. Wie du mir, so
ich dir, nicht wahr?
»Für so etwas brauchen Sie ein Gesetz«, wandte ein Experte vom
Finanzministerium ein.
»Das werden wir kriegen, wir werden es bis nächsten Freitag schwarz
auf weiß haben. Im Augenblick ist dies die Politik der Federal Reserve,
genehmigt und unterstützt vom Präsidenten der Vereinigten Staaten«, fügte
der Vorsitzende hinzu.
»Sie geben uns das Leben zurück, Leute«, sagte Winston und ging vor
dem hölzernen Geländer wieder hin und her. »Wir sind angegriffen worden
von Leuten, die uns fertigmachen wollten. Sie wollten uns ins Herz treffen.
Na, sieht so aus, als hätten wir ein paar ganz gute Ärzte hier. Wir werden
eine Weile krank sein, aber Ende nächster Woche ist es wieder okay.« »Freitag mittag?« fragte der Börsenvorsteher.
»Richtig«, sagte Fiedler, schaute ihm fest in die Augen und wartete auf
eine Antwort.
»Sie haben die volle Unterstützung der New Yorker Börse.« Und das
Prestige der Börsenleitung reichte, um alle Zweifel zu überwinden. Volle
Zusammenarbeit war unabdingbar, aber schnelle Entscheidungen waren
lebenswichtig, und innerhalb von zehn Sekunden waren die Börsianer
aufgestanden, lächelten und dachten daran, wie sie ihre Firmen wieder auf
die Reihe bekommen würden.
»Bis auf weiteres wird es keinen Handel über Computer geben«, sagte
Fiedler. »Diese >Expertensysteme< haben uns fast Kopf und Kragen
gekostet. Freitag wird schon aufregend genug werden. Die Leute sollen
ihren Grips benutzen, nicht ihre Nintendo-Spiele.«
»Einverstanden«, sagte der NASDAQ-Vertreter für die anderen. »Wir müssen diese Sachen sowieso überdenken«, bemerkte der Mann
von Merrill Lynch nachdenklich.
»Wir werden über dieses Büro zusammenarbeiten. Machen Sie sich über
die Sache Gedanken«, sagte der Fed-Vorsitzende. »Wenn Sie Einfälle
haben, wie wir den Übergang abfedern können, sagen Sie uns Bescheid.
Wir treten heute abend um sechs wieder zusammen. Meine Damen und
Herren, wir sitzen im selben Boot. Für mindestens eine Woche sind wir
keine Konkurrenten. Wir sind ein Team.«
»Von meiner Firma hängen ungefähr eine Million Anleger ab«,
erinnerte sie Winston. »Bei manchen von Ihnen sind es mehr. Das wollen
wir nicht vergessen.« Nichts funktionierte so gut wie ein Appell an die
Ehre. Es war eine Tugend, die alle anstrebten, auch die, denen sie fehlte. Im
Grunde war Ehre selbst eine Schuld, ein Verhaltenskodex, ein Versprechen,
etwas in einem, das man den anderen schuldete, die es in einem sahen. Jeder
in diesem Raum wollte, daß die anderen ihn als eine Person sahen, die
Respekt und Vertrauen verdiente und Ehre. Eine sehr nützliche Idee, dachte
Winston, besonders in schwierigen Zeiten.
Da war es nur noch eins, dachte Ryan.

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