08 - Ehrenschuld
Gesetz.«
Und damit war alles gesagt, dachte Koga. Ob Verrat wohl immer so anfing? Es war etwas, das er überschlafen würde, obwohl er wußte, daß er in dieser Nacht keinen Schlaf mehr finden würde. An diesem Morgen, dachte Koga mit einem Knurren beim Blick auf die Uhr.
»Sind wir sicher, daß es Normalspur sein muß?«
»Sie können die Fotos, die wir haben, selbst nachmessen«, sagte Betsy
Fleming zu ihm. Sie waren wieder in der Aufklärungszentrale im Pentagon.
»Der Güterwaggon, den unsere Leute gesehen haben, ist Normalspur.« »Vielleicht Desinformation?« fragte ein Spezialist.
»Der Durchmesser der SS-19 ist zwei Meter zweiundachtzig«, sagte
Chris Scott und reichte ein Fax aus Rußland herüber. »Dazu noch zwei
Meter siebzig für das Transportgehäuse. Ich habe es selbst berechnet. Die
Schmalspurstrecken da drüben wären knapp für ein Objekt dieser Größe.
Möglich zwar, aber knapp.«
»Sie müssen sich überlegen, daß die keine Risiken eingehen werden«,
fuhr Betsy fort. »Außerdem planten die Russen auch Schienentransport für
die Mod-4-Version und haben den Vogel darauf ausgerichtet, und die
russische Spurbreite ...«
»Stimmt, hab' ich vergessen. Die ist breiter als unser Standard, nicht?«
Er wandte sich wieder seinem Computer zu und gab einen Befehl ein, den
er ein paar Stunden zuvor ausgearbeitet hatte. Bei jedem Überfliegen Japans
würden die hochauflösenden Kameras bei der Wahl ihrer kleinen
Bildausschnitte präzisen Koordinaten folgen. Interessanterweise hatte
AMTRAK das beste aktuelle Material über die japanischen Eisenbahnen,
und zur Zeit wurde gerade einer ihrer Angestellten über die Geheimhaltung
von Luftaufnahmen aufgeklärt. Eigentlich brauchte man ihm bloß zu sagen:
Erzähl, was du weißt, und mach dich auf einen längeren Urlaub auf
Staatskosten gefaßt.
Der Computerbefehl ging nach Sunnyvale, Kalifornien, von dort zu
einem militärischen Kommunikationssatelliten und weiter zu den beiden
KH-11-Satelliten in der Umlaufbahn, von denen einer Japan in fünfzig
Minuten überfliegen würde, der andere zehn Minuten später. Alle drei
Spezialisten fragten sich, wie gut die Japaner wohl bei der Tarnung waren.
Das blöde war, sie würden es vielleicht nie erfahren. Alles, was sie wirklich
tun konnten, war warten. Sie würden die Bilder in Echtzeit sehen, sobald sie
reinkamen, aber falls es nicht deutliche Zeichen gab, die auf das hinwiesen, was sie suchten, würde die Arbeit Stunden und Tage dauern. Wenn sie Glück hatten.
Die Kurushio war aufgetaucht, worüber kein U-Boot-Kommandant glücklich war. Es würde nicht lange dauern. Der Treibstoff wurde durch zwei dicke Schläuche an Bord gepumpt und der übrige Nachschub, hauptsächlich Proviant, von einem Kran zu den Matrosen auf Deck herabgelassen.
Sein Boot war als letztes in Agana Harbor eingelaufen, weil er beim Beginn der Besetzung am weitesten von den Marianen entfernt gewesen war. Er hatte nur einen Torpedo abgefeuert und erfreut gesehen, wie gut der Typ 89 funktionierte. Das war gut.
Die Besatzungsmitglieder, die nicht auf dem Achterdeck Nachschub verluden, sonnten sich, wie U-Boot-Fahrer es oft taten übrigens auch ihr Kapitän, der an Deck für alle sichtbar mit offenem Hemd Tee trank und lächelte. Seine nächste Mission würde es sein, westlich der Bonin-Inseln zu patrouillieren, um jedes amerikanische Schiff - wahrscheinlicher ein U-Boot
- aufzuhalten, das sich den Hauptinseln zu nähern versuchte. Das versprach typische U-Boot-Routine zu werden, dachte Ugaki: langweilig, aber anstrengend. Er würde seiner Mannschaft erklären müssen, wie wichtig es war.
»Wo ist die Patrouillenlinie?« fragte Jones und schob den Umschlag wieder über den Tisch zurück.
»Im Augenblick hundertfünfundsechzig Grad östlicher Breite«, sagte Admiral Mancuso und deutete auf die Karte. »Wir sind knapp, Jonesy. Bevor ich sie in den Kampf schicke, will ich, daß sie sich an die Idee gewöhnen. Ich will, daß ihre Offiziere sie trainieren. Man kann sich nie genug vorbereiten, Ron. Niemals.«
»Stimmt«, gab der Zivilist zu. Er war mit den SOSUS-Ausdrucken herübergekommen, um zu zeigen, daß alle U-Boot-Kontakte vom Schirm verschwunden waren. Zwei Hydrophonanlagen, die von Guam aus betrieben wurden, gaben keine Signale mehr. Obwohl sie über unterseeische Kabel mit dem Rest des Netzes verbunden waren, waren sie offenbar über die Abhörstelle auf Guam abgeschaltet worden, und niemand auf Pearl Harbor hatte sie bis jetzt wieder in Gang
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