08 - Ehrenschuld
ist nicht überraschend«, gab Nagumo zu.
Cook blickte weg, zu der Mauer, die den Garten umschloß. Er sprach ruhig. »Was werden Sie aufgeben?«
»Guam auf jeden Fall, aber es muß demilitarisiert werden«, antwortete Nagumo im gleichen Ton. »Und Sie?«
»Bis jetzt nichts.«
»Sie müssen mir etwas in die Hand geben, Chris«, bemerkte Nagumo.
»Wir haben nichts anzubieten, außer vielleicht ein Ende der Feindseligkeiten - bevor sie überhaupt beginnen.«
»Wann wird das sein?«
»Noch nicht so bald, Gott sei Dank. Wir haben Zeit zum Arbeiten. Wir sollten sie nutzen«, drängte Cook.
»Das werde ich weitergeben. Danke.« Nagumo wanderte zu einem Mitglied seiner Delegation. Cook stand drei Minuten später bei Scott Adler.
»Guam entmilitarisiert. Das ist sicher. Vielleicht mehr. Das ist noch unsicher.«
»Interessant«, meinte Adler. »Also hatten Sie recht damit, daß sie uns erlauben wollen, das Gesicht zu wahren. Gut gemacht, Chris.«
»Was bieten wir ihnen im Gegenzug an?«
»Gar nix«, sagte der Stellvertretende Außenminister kalt. Er dachte an seinen Vater und die Tätowierung auf seinem Unterarm und wie er gelernt hatte, daß eine Neun eine auf den Kopf stehende Sechs war, und wie sein Vater einst von einem Land eingesperrt worden war, das mit den Besitzern dieser Botschaft und ihres schönen Gartens verbündet gewesen war. Es war etwas unprofessionell, und Adler wußte das. Japan hatte in jener Zeit einigen glücklichen europäischen Juden Schutz geboten, einer von ihnen war unter Jimmy Carter Minister gewesen. Wenn sein Vater einer von ihnen gewesen wäre, hätte er vielleicht eine andere Haltung gehabt. »Erst mal machen wir Druck auf sie und warten ab, was passiert.«
»Ich glaube, das wäre ein Fehler«, sagte Cook.
»Vielleicht«, gab Adler zu. »Aber sie haben den Fehler zuerst gemacht.«
Den Leuten vom Militär gefiel es überhaupt nicht. Das verärgerte die Zivilisten, die das Gelände etwa fünfmal schneller bebaut hatten, als diese Holzköpfe in Uniform es geschafft hätten, nicht davon zu reden, daß sie es geheim und viel billiger ausgeführt hatten.
»Ist Ihnen nie eingefallen, das Gelände zu tarnen?« fragte der japanische
General.
»Wie soll das irgend jemand finden?« gab der Oberingenieur zurück. »Die haben Kameras im Weltraum, mit denen sie eine auf dem Boden
liegende Zigarettenpackung ausmachen können.«
»Und die ein ganzes Land absuchen müssen.« Der Ingenieur zuckte die
Achseln. »Wir liegen in einem Tal mit so steilen Seitenwänden, daß eine
Rakete hier unmöglich treffen kann, ohne zuerst an diese Gipfel zu prallen.
»Und jetzt haben sie nicht mal mehr die Raketen dafür.«
Der General hatte die Anweisung, Geduld zu zeigen, und das tat er nach
seinem anfänglichen Ausbruch auch. Jetzt hatte er hier das Kommando.
»Grundsatz Nummer eins ist es, der anderen Seite Informationen
vorzuenthalten.«
»Also tarnen wir alles?« fragte der Ingenieur.
»Ja.«
»Tarnnetze auf die Türme?« Das hatten sie während des Baus gemacht. »Wenn Sie welche haben, ist das ein guter Anfang. Später denken wir
über dauerhaftere Maßnahmen nach.«
»Also mit dem Zug«, bemerkte der AMTRAK-Angestellte, nachdem er über die Geheimhaltung aufgeklärt worden war. »Als ich in dem Beruf anfing, kam die Air Force ein halbes dutzendmal, weil sie Raketen auf der Schiene hin- und herfahren wollten. Am Schluß haben wir nur eine Menge Zement für sie transportiert.«
»Dann haben Sie das wirklich schon ein paar Mal geprüft?« fragte Betsy
Fleming.
»Allerdings. Kann ich jetzt die Bilder sehen?« Dieser gottverdammte
Vortrag über die Geheimhaltung hatte Stunden an unnötigen Drohungen
gekostet, woraufhin man ihn in sein Hotel zurückgeschickt hatte, damit er
den Wortlaut der Verpflichtungserklärungen durchlas - und damit das FBI
ihn kurz überprüfen konnte, wie er annahm.
Chris Scott schaltete den Diaprojektor ein. Betsy Fleming und er hatten
bereits ihre eigene Analyse gemacht, aber der Vorteil eines Beraters von
außen war eine freie und unvoreingenommene Meinung. Das erste Bild war von der Rakete, damit er einen Eindruck von der Größe bekam. Dann kam
das Bild des Waggons.
»Okay, sieht aus wie ein Plattformwagen, länger als üblich,
wahrscheinlich Spezialanfertigung. Stahlkonstruktion. So was können die
Japaner gut. Gute Ingenieure. Da ist ein Kran, um etwas zu heben. Wieviel
wiegt eins von diesen Monstern?«
»Die Rakete selbst ungefähr hundert Tonnen«, antwortete Betsy.
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