Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
uns drauf haben?« fragte der Pilot und blickte wieder auf seinen Bildschirm. Außerhalb der roten Gefahrenzone war eine gelbe, die sich der Pilot als »Vielleicht-Zone« vorstellte. Sie konnten sei in ein paar Minuten erreichen, aber »vielleicht« war, dreitausend Meilen vom Stützpunkt Elmendorf entfernt, ziemlich beunruhigend.
    »Bin nicht sicher. Möglich ist es. Schlage vor, wir gehen nach links«, sagte der Radaroffizier umsichtig. Auf diesen Rat hin ging die Maschine um fünf Grad in die Kurve. Die Mission sollte keine Risiken eingehen. Ihr Zweck war das Sammeln von Informationen, so wie ein Spieler zuerst den Tisch beobachtet, bevor er sich setzt und seine Chips plaziert.
»Da draußen scheint jemand zu sein«, sagte einer der Techniker an Bord der E-767. »Null-eins-fünf, südlicher Kurs. Schwer festzuhalten.«
    Es gab nur wenige Radaranlagen auf der Welt wie die auf dem Rücken der E-767, und alle waren japanisch. Drei von ihnen operierten östlich von ihrem Land entfernt. Mit bis zu drei Millionen Watt waren sie viermal so stark wie alles, worüber die Amerikaner verfügten, aber die echte Raffinesse des Systems lag nicht in seiner Wattstärke, sondern in seiner Arbeitsweise. Die Anlage war im Grunde eine kleinere Version des SPYRadars auf den Zerstörern der Kongo-Klasse und bestand aus Tausenden von Dioden, die elektronisch wie mechanisch abtasten und ihre Frequenz den jeweiligen Bedürfnissen anpassen konnten. Für die Zielerfassung über weite Distanzen war eine relativ niedrige Frequenz am besten. Da sich die Wellen jedoch etwas um den sichtbaren Horizont krümmten, war ihr Nachteil eine ungenaue Auflösung. Der Elektroniker erhielt nur etwa bei jedem dritten Schwenk einen Impuls. Die Software des Systems hatte es noch nicht gelernt, Störflecke von zielgerichteten menschlichen Handlungen zu unterscheiden, wenigstens nicht in allen Fällen, und unglücklicherweise nicht auf dieser Frequenz ...
    »Sind Sie sicher?« fragte der Radaroffizier über die Sprechanlage. Er hatte das Bild selbst gerade erst abgerufen und sah noch nichts.
»Hier.« Der Mann bewegte seinen Cursor und markierte den Kontakt, als er wieder erschien. Er wünschte, sie könnten die Software verbessern. »Moment! Sehen Sie!« Er wählte ein anderes Signal aus und markierte es ebenfalls. Es verschwand fast sofort, kam aber nach fünfzehn Sekunden wieder.
»Sehr gut!« Der Radaroffizier rief die Bodenstation und berichtete, daß die japanische Luftabwehr zum ersten Mal getestet werde. Das einzig Überraschende war eigentlich, daß die Amerikaner so lange gebraucht hatten. Jetzt wird es interessant, dachte er und fragte sich, was als nächstes passieren würde, jetzt wo das Spiel begonnen hatte.
    »Keine anderen von den E-767?« fragte der Pilot.
»Nein, nur die beiden. Ich dachte vor einer Minute, ich hätte einen
kleinen Impuls, aber es war nichts«, sagte der Radarmann. Er brauchte nicht
zu erklären, daß er mit seinen hochempfindlichen Geräte wahrscheinlich
auch Impulse von elektrischen Garagenöffnern auffing. Einen Moment
später wurde ein weiteres Bodenradar geortet. Die Patrouillenflugzeuge
drehten eines nach dem anderen wieder nach Westen ab, während sie den
von den E-767 kontrollierten Bereich durchflogen, immer noch auf
südwestlichem Basiskurs, und hatten jetzt die halbe Längsseite der größten
japanischen Insel Honshu, abgeflogen, die gut dreihundert Meilen rechts
von ihnen lag. Die Kopiloten aller vier Maschinen blickten jetzt nur nach
Westen, während die Kommandanten den Bereich vor ihnen auf möglichen
Luftverkehr absuchten. Es bedeutete hohe Anspannung, war aber ein
Routinejob wie das Fahren durch eine Gegend, in der man nicht wohnen
wollte. Solange die Ampeln grün waren, machte man sich nicht allzu viele
Sorgen - aber man mochte die Blicke nicht, die der Wagen auf sich zog. Die Crew der E-767 war unzufrieden und ihre Begleitjets um so mehr.
Feindliche Maschinen beobachteten ihre Küste, und selbst wenn sie
sechshundert Kilometer weit draußen waren, hatten sie da trotzdem nichts
zu suchen. Sie schalteten ihre Radarsysteme auf Bereitschaft.
Wahrscheinlich waren es EC-135-Aufklärungsflugzeuge, dachten sie, die
Informationen über die Luftabwehr für ihr Land sammelten. Und wenn die
amerikanische Mission darin bestand, Informationen zu sammeln, dann
sollte man es ihnen unmöglich machen. Und das war einfach, das sagten
sich jedenfalls die Radaroffiziere.
    Beim nächsten Mal gehen wir näher ran, sagte sich der

Weitere Kostenlose Bücher