Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
ihre Kristallgläser. Zum Ärger der Amerikaner rauchten einige Japaner. Scott Adler fragte sich, ob sie das nur taten, um ihn aus dem Konzept zu bringen, und um das Eis zu brechen, bat er den Chefberater des Botschafters um eine Zigarette, die er auch erhielt.
    »Wir danken Ihnen für Ihre Gastfreundschaft«, begann er mit gemessener Stimme.
»Nochmals willkommen in unserer Botschaft«, antwortete der Botschafter mit freundlichem, aber wachsamem Nicken.
»Sollen wir beginnen?« fragte Adler.
»Bitte.« Der Botschafter lehnte sich in seinem Stuhl zurück und nahm eine entspannte Haltung ein, um zu zeigen, daß er unbefangen war und der folgenden Rede höflich zuhören würde.
»Die Vereinigten Staaten sind äußerst besorgt über die Entwicklung im Westpazifik«, begann Adler. Äußerst besorgt war die richtige Formulierung. Wenn Nationen äußerst besorgt waren, hieß das meist, daß sie an kriegerische Handlungen dachten. »Wie Sie wissen, sind die Bewohner der Marianen-Inseln amerikanische Bürger, und zwar aus freier Entscheidung, die sie vor zwanzig Jahren bei einer Wahl ausdrückten. Aus diesem Grund werden die Vereinigten Staaten von Amerika unter keinen Umständen die Besetzung dieser Inseln durch Japan akzeptieren, und wir fordern, nein«, Adler korrigierte sich, »wir verlangen die unverzügliche Rückgabe dieser Inseln an die Vereinigten Staaten und den sofortigen und vollständigen Abzug der japanischen Truppen vom erwähnten Territorium. Wir fordern überdies die sofortige Freilassung aller von Ihrer Regierung festgehaltenen US-Bürger. Die Nichterfüllung dieser Forderungen würde ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen.«
Jeder im Raum hielt diese Positionsbestimmung für unzweideutig. Wenn überhaupt, dann war sie etwas zu stark, dachten die japanischen Diplomaten, sogar die, die das Vorgehen ihres Landes für Wahnsinn hielten.
»Ich persönlich bedauere den Ton Ihrer Erklärung«, antwortete der Botschafter, womit er Adler eine diplomatische Ohrfeige gab. »Wir werden Ihren Positionen in den Sachfragen zuhören und sie gegen unsere eigenen Sicherheitsinteressen abwägen.« In der Diplomatensprache bedeutete dies, daß Adler nun wiederholen mußte, was er gerade gesagt hatte - mit Verstärkungen. Es war die indirekte Bitte um eine andere Erklärung, eine, die etwas zugestand und für die es als Gegenleistung das indirekte Versprechen gab, seine Regierung könne auch ein Zugeständnis machen.
»Vielleicht habe ich mich nicht klar ausgedrückt«, sagte Adler nach einem Schluck Wasser. »Ihr Land hat eine kriegerische Handlung gegen die Vereinigten Staaten von Amerika begangen. Die Konsequenzen solcher Handlungen sind sehr ernst. Wir bieten Ihrem Land die Gelegenheit, von solchen Handlungen ohne weiteres Blutvergießen Abstand zu nehmen.«
Die anderen Amerikaner am Tisch hatten denselben Gedanken, ohne sich anzusehen: Harte Bandagen. Für das amerikanische Team war kaum genug Zeit gewesen, um seine Taktik zu entwickeln, und Adler war weiter gegangen, als sie erwartet hatten.
»Ich finde Ihren Ton erneut persönlich bedauerlich«, sagte der Botschafter nach kurzem Nachdenken. »Wie Sie wissen, hat mein Land legitime Sicherheitsinteressen und ist das Opfer einer unglücklichen Gesetzgebung geworden, die keine andere Wirkung haben kann, als unsere wirtschaftliche und politische Sicherheit schwer zu beeinträchtigen. Artikel einundfünfzig der UN-Charta erkennt das Recht jedes souveränen Staates auf Selbstverteidigung an. Mehr haben wir nicht getan.« Das war ein geschickter Abwehrzug, wie sogar die Amerikaner anerkannten, und die erneute Bitte um Höflichkeit eröffnete echten Raum zum Manövrieren.
Die Eröffnungssitzung dauerte weitere neunzig Minuten, ohne daß eine Seite sich bewegte, beide wiederholten bloß ihre Positionen und veränderten kaum den Wortlaut. Dann war es Zeit für eine Pause. Die Leibwächter öffneten die Terrassentüren zum eleganten Botschaftsgarten, und alle gingen hinaus, scheinbar um Luft zu schnappen, in Wirklichkeit aber, um weiterzuverhandeln. Der Garten war zu groß, um abgehört zu werden, und außerdem rauschte gerade ein frischer Wind durch die Bäume.
»Jetzt hat es also angefangen, Chris«, sagte Seiji Nagumo und nippte an seinem Kaffee - er hatte ihn genommen, um zu zeigen, wie gut er die Position der anderen Seite ve rstehen konnte; aus dem gleichen Grund trank Chris Cook Tee.
»Was hätten wir sagen sollen?« fragte der Ministerialdirektor.
»Die Ausgangsposition

Weitere Kostenlose Bücher