08 - Ehrenschuld
Sergeant nahm ein Foto des Flugzeugs. »Das wird ein Problem für uns sein. So viel Kraft da fragt man sich, ob die wohl einen Treffer landen könnten. Ich möchte wissen, ob sie den B-1 aufgefangen haben, Sir.«
»Von so weit draußen?« Der B-1 war strenggenommen kein radargetarntes Flugzeug. Von vorn bot es eine reduzierte Angriffsfläche. Von der Seite war diese erheblich größer, obwohl immer noch kleiner als bei jeder vergleichbaren konventionellen Maschine.
»Ja, Sir. Ich muß diese Bänder noch mal durchlaufen lassen.«
»Wonach suchen Sie?«
»Das Radar dreht sich vermutlich sechsmal pro Minute. Die Impulse, die wir aufgenommen haben, sollten etwa dieses Intervall haben. Wenn da was anderes ist, haben sie uns direkt angepeilt.«
»Gute Idee, Sergeant. Machen Sie das.«
34 / Alle Mann an Bord
Yamata war nicht erfreut, wieder in Tokio zu sein. Sein Prinzip war es dreißig Jahre lang gewesen, Richtlinien vorzugeben und dann ein Team von Untergebenen die Details ausarbeiten zu lassen, während er sich neuen strategischen Entscheidungen widmete, und er hatte wirklich geglaubt, es werde in diesem Fall eher einfacher als schwieriger sein. Schließlich waren jetzt die zwanzig mächtigsten zaibatsu seine Mannschaft. Nicht, daß sie sich selbst so sahen. Yamata-san lächelte bei diesem Gedanken. Er konnte einem zu Kopf steigen. Die Regierung nach seiner Pfeife tanzen zu lassen war ein Kinderspiel dagegen gewesen. Diese Männer an Bord zu kriegen hatte Jahre der Überredung gekostet. Aber jetzt tanzten sie doch nach seiner Pfeife und brauchten nur ab und zu den Pfeifer um sich. Und so war er in einer fast leeren Maschine zurückgeflogen, um ihre Nerven zu beruhigen.
»Es ist unmöglich«, sagte er zu ihnen.
»Aber er sagte ...«
»Kozo, Präsident Durling kann sagen, was er will. Ich sage Ihnen, es ist
unmöglich, daß sie ihre Unterlagen in weniger als ein paar Wochen rekonstruieren. Wenn sie heute versuchen, ihre Märkte wieder zu eröffnen, wird es nur zu einem Chaos führen. Und Chaos arbeitet für uns«, erinnerte er sie.
»Und die Europäer?« fragte Tanzan Itagake.
»Die werden Ende nächster Woche aufwachen und entdecken, daß wir ihren Kontinent gekauft haben«, sagte Yamata zu ihnen. »In fünf Jahren wird Amerika unser Supermarkt sein und Europa unsere Boutique. Bis dahin wird der Yen die stärkste Währung auf der Welt sein. Bis dahin werden wir eine völlig integrierte Volkswirtschaft haben und einen mächtigen Verbündeten auf dem Festland. Wir werden beide völlig unabhängig in unserem Rohstoffbedarf sein. Wir werden nicht länger eine Bevölkerung haben, die ihre Babys abtreiben muß, damit sie unser Land nicht Übervölkern. Und«, fügte er hinzu, »wir werden eine politische Führung haben, die des Rangs unserer Nation würdig ist. Das ist unser nächster Schritt, meine Freunde.«
Tatsächlich, dachte Binichi Murakami mit unbewegtem Gesicht. Er erinnerte sich, daß er zum Teil deshalb mitgemacht hatte, weil ihn einmal ein betrunkener Bettler auf den Straßen Washingtons belästigt hatte. Wie war es möglich, daß ein so cleverer Mensch wie er sich von so unwichtigem Ärger hatte beeinflussen lassen? Aber es war passiert, und jetzt saß er mit den anderen in einem Boot. Der Unternehmer nippte an seinem Sake und schwieg, während Yamata-san große Reden über die Zukunft ihres Landes schwang. Natürlich redete er in Wirklichkeit von seiner eigenen Zukunft, und Murakami fragte sich, wie viele der um den Tisch sitzenden Männer das mitbekamen. Narren. Aber das war nicht ganz fair. Schließlich war er einer von ihnen.
Major Boris Scherenko hatte nicht weniger als elf Agenten in hohen Positionen in der japanischen Regierung, von denen einer Stellvertretender Direktor von EDOS war, ein Mann, den er vor einigen Jahren bei einem Sex- und Glücksspieltrip auf Taiwan kompromittiert hatte. Er war die beste Person, die man nur unter Kontrolle haben konnte - wahrscheinlich würde er eines Tages zum Geheimdienstchef aufrücken und der residentura in Tokio erlauben, die Gegenspionage im ganzen Land sowohl zu beobachten als auch zu beeinflussen. Den russischen Geheimdienstoffizier verwirrte nur, daß ihm keiner seiner Agenten bis jetzt weitergeholfen hatte.
Dann war da der Punkt der Zusammenarbeit mit den Amerikanern. Wenn man seine Ausbildung und Erfahrung bedachte, war es, als solle er das Empfangskomitee für Diplomaten vom Mars leiten. Die Nachricht aus Moskau hatte es einfacher gemacht. Ein bißchen
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