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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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lebten, und jeder Plan, der viele von ihnen im Namen der Befreiung das Leben gekostet hätte, war eine Last, die er nicht auf sein Gewissen laden wollte. Es war eine neue Art Krieg, mit neuen Spielregeln, von denen er erst wenige verstanden hatte. Aber die Grundprobleme waren dieselben. Der Feind hatte Amerika etwas weggenommen, und Amerika mußte es zurückholen, oder es war nicht länger eine Großmacht. Jackson hatte nicht sein ganzes erwachsenes Leben in Uniform verbracht, um dabeizusein, wenn so etwas passierte. Außerdem,
was würde er dann zu Master Chief Manuel Oreza sagen?
Wir können nicht frontal angreifen. Amerika hatte nicht mehr die Mittel,
eine große Armee zu transportieren, es sei denn von einem Stützpunkt zum
anderen. Es gab eigentlich keine große Armee mehr zu transportieren und
keine große Marine, die das tun konnte. Es gab keine nützlichen
vorgeschobenen Stützpunkte, um eine Invasion zu unterstützen. Oder doch?
Amerika besaß immer noch die meisten Inseln im Westpazifik, und jede
hatte irgendeine Art von Landebahn. Flugzeuge konnten jetzt weiter fliegen,
da sie in der Luft auftankten. Schiffe konnten fast unbegrenzt auf See
bleiben, eine Fähigkeit, die die U.S. Navy vor achtzig Jahren erfunden hatte
und die durch die Atomenergie noch erweitert worden war. Vor allem war
die Waffentechnologie weiterentwickelt worden. Man brauchte keinen
großen Knüppel mehr. Jetzt gab es Degen. Und Luftbilder. Saipan. Da
würde sich alles entscheiden. Saipan war der Schlüssel zu den Inseln.
Jackson nahm den Hörer ab und wählte.
    »Ryan.«
»Hier Robby. Jack, haben wir freie Hand?«
»Es darf nicht viele Menschenleben kosten. Wir haben nicht mehr
1945«, sagte der Nationale Sicherheitsberater. »Und sie haben Atomraketen.«
    »Ja, wir suchen gerade danach, und ich weiß, daß sie unser erstes Ziel sind, wenn wir sie finden. Was ist, wenn nicht?«
»Wir müssen sie finden«, gab Ryan zurück. Müssen? fragte er sich. Seine besten Informationen besagten, daß die Entscheidung über den Einsatz dieser Raketen in der Hand von Hiroshi Goto lag, einem Mann von beschränkter Intelligenz und echter Abneigung gegen Amerika. Ein noch wichtigerer Punkt war, daß er kein Vertrauen in Amerikas Fähigkeit setzte, die Handlungen dieses Mannes abzuschätzen. Was für Ryan irrational war, konnte für Goto vernünftig sein - und für die, deren Rat er folgte, wahrscheinlich Raizo Yamata, der die ganze Sache angefangen hatte und dessen persönliche Motive im dunkeln lagen. »Robby, wir müssen sie aus dem Spiel nehmen, und dafür hast du freie Hand. Ich regele das mit NCA«, fügte er hinzu und meinte die National Command Authority, die trockene Pentagonbezeichnung für den Präsidenten.
»Auch atomar?« fragte Jackson. Es war sein Beruf, in solchen Begriffen zu denken, wie Ryan wußte, mochten das Wort und seine Untertöne auch noch so schrecklich sein.
»Rob, das wollen wir nicht, solange es noch irgendeine andere Möglichkeit gibt, aber du bist autorisiert, für den Fall zu planen.«
»Ich hatte gerade einen Anruf von unserem Freund auf Saipan. Anscheinend will jemand einen Haufen Geld für sein Haus bezahlen.«
»Wir glauben, sie werden versuchen, Wahlen abzuhalten - ein Volksentscheid über die Zugehörigkeit. Wenn sie Leute von der Insel kriegen können, gewinnen sie ein paar Prozentpunkte, nicht?«
»Wir wollen nicht, daß das passiert, oder?«
»Nein. Ich brauche einen Plan, Rob.«
»Wir werden dir einen liefern«, versprach Jackson.
    Um neun Uhr abends Ostküstenzeit trat Durling wieder im Fernsehen auf. Es gab bereits Gerüchte. Die Moderatoren hatten nach ihren Berichten über die Entwicklung an der Wall Street verwirrende Nachrichten über den Flugzeugträgerunfall von letzter Woche und über drängende Verhandlungen zwischen Japan und den USA über die Marianen gebracht, wo die Telefonleitungen nach einem Sturm ausgefallen waren, der vielleicht nie stattgefunden hatte. Es war sehr unangenehm für sie, zugeben zu müssen, daß sie nicht genau Bescheid wußten. Zu diesem Zeitpunkt tauschten die Korrespondenten in Washington Informationen und Quellen aus, voller Erstaunen, daß ihnen etwas von dieser Größenordnung entgangen war. Dieses Erstaunen verwandelte sich in Zorn auf ihre Regierung, die es ihnen vorenthalten hatte. Zusätzliche Pressekonferenzen hatten um acht Uhr begonnen, um sie etwas zu besänftigen. Jawohl, Wall Street war das wichtigste. Jawohl, es war für Amerikas Sicherheit wichtiger als ein paar

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