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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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es das einzige Spiel war, das hier gespielt wurde.
Chet Nomuri war sehr bemüht, kein Amerikaner zu sein. Er war ein Mitglied der mittlerweile vierten Generation seiner Familie in den Vereinigten Staaten - der erste seiner Vorfahren war unmittelbar nach der Jahrhundertwende gekommen, bevor das »Gentlemen's Agreement« zwischen Japan und Amerika die Einwanderung beschränkte. Es hätte ihn gekränkt, wenn er länger darüber nachgedacht hätte. Kränkender war, was seinen Großeltern und Urgroßeltern angetan worden war, obwohl sie hundertprozentige US-Bürger waren. Sein Großvater hatte die Chance ergriffen, seine Loyalität gegenüber dem Land, in dem er lebte, unter Beweis zu stellen, und im 42. Regimental Combat Team gedient, war mit zwei Purple Hearts und den Streifen eines Stabsfeldwebels heimgekehrt und mußte dann erleben, daß das Geschäft seiner Familie - Bürobedarf - für einen Appel und 'n Ei verhökert worden war und seine Angehörigen in einem Internierungslager saßen. Mit stoischer Geduld hatte er von vorn angefangen, das Geschäft unter einem unverfänglichen Namen - Veteran's Office Furniture - neu aufgebaut und so viel Geld gemacht, daß er seine drei Söhne aufs College schicken konnte. Chets Vater war Gefäßchirurg, ein kleiner, lustiger Mann, der in staatlicher Gefangenschaft geboren worden war und dessen Eltern aus diesem Grund - und seinem Großvater zuliebe einige der Traditionen, darunter die Sprache, aufrechterhalten hatten.
Und sie hatten es wirklich gut gemacht, dachte Nomuri. Die Probleme mit dem Akzent hatte er in wenigen Wochen überwunden, und jetzt, wo er in dem Badehaus in Tokio saß, fragten sich alle, aus welcher Präfektur er kam. Nomuri hatte Personalpapiere für mehrere. Er war Auslandsagent der Central Intelligence Agency, sonderbarerweise im Auftrag des USJustizministeriums und ganz ohne Wissen des US-Außenministeriums. Eines der Dinge, die er von seinem Chirurgen-Vater gelernt hatte, war, seine Blicke nach vorn zu richten auf die Dinge, die er tun konnte, und nicht nach hinten auf Dinge, an denen nichts mehr zu ändern war. Auf diese Weise hatte die Nomuri-Familie sich in Amerika eingekauft, still, unauffällig und erfolgreich, dachte Chet, während er bis zum Hals in dem heißen Wasser saß.
Im Bad herrschten ganz elementare Regeln. Man konnte über alles reden, außer über das Geschäft, und man durfte sogar übers Geschäft reden, aber nur über den Klatsch, nicht über wesentliche Dinge. Innerhalb dieser weiten Grenzen konnte praktisch alles angesprochen werden in einem Forum, das für diese Gesellschaft mit ihren starren Regelungen erstaunlich ungezwungen war. Nomuri kam jeden Tag ungefähr zur selben Zeit, und mittlerweile kannten ihn die Leute, die einen ähnlichen Tagesablauf hatten, und hatten keine Hemmungen mehr vor ihm. Er wußte inzwischen alles, was man über ihre Frauen und ihre Familien wissen konnte, und sie wußten alles über ihn - das heißt über seine »Legende«, die er sich aufgebaut hatte und die jetzt für ihn ebenso real war wie das Viertel von Los Angeles, in dem er aufgewachsen war.
»Ich brauche eine Mätresse«, sagte Kazuo Taoka, und das nicht zum ersten Mal. »Seit unser Sohn geboren ist, will meine Frau nichts anderes mehr als fernsehen.«
»Sie beklagen sich immer nur«, pflichtete ihm ein anderer Angestellter bei. Von den anderen Männern im Pool kam ein zustimmendes Ächzen.
»Eine Mätresse ist kostspielig«, bemerkte Nomuri aus seiner Ecke des Bades und fragte sich, worüber die Frauen sich in ihren Badehäusern beklagen mochten. »Sie kostet Zeit und Geld.«
Das wichtigere von beidem war die Zeit. Diese jungen leitenden Angestellten - genaugenommen waren sie das nicht, aber im Gegensatz zu Amerika war in Japan die Grenzziehung zwischen einem Buchhalterposten und einer Stellung mit echten Entscheidungsbefugnissen verschwommen verdienten nicht schlecht, aber dafür waren sie so fest an ihre Firma geschmiedet wie die Bergleute von Tennessee Ernie Ford. Oft vor Tagesanbruch auf den Beinen, pendelten die meisten mit dem Zug aus fernen Vororten ins Zentrum, arbeiteten in engen Büros, und das schwer und lange, und oft waren Frau und Kinder schon zu Bett, wenn sie heimkamen. Er hatte sich, bevor er herkam, durch Fernsehen und Recherchen schon ein Bild zu machen versucht, und doch war es für ihn schockierend, daß die Zwänge des Geschäftslebens so stark waren, daß das ganze gesellschaftliche Gefüge des Landes davon zerstört zu

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