08 - Ehrenschuld
die
Maschine war. Die Nase der Comanche tauchte nach unten, und die
Maschine ging wieder zu ihrer normalen Geschwindigkeit über.
»Sie sind berechenbar«, sagte der japanische Controller zu einem seiner höherrangigen Untergebenen.
»Ich glaube, daß haben Sie gerade bewiesen. Besser noch, Sie haben ihnen bewiesen, wozu wir in der Lage sind.« Die beiden Offiziere wechselten einen Blick. Beide waren wegen der amerikanischen RapidJäger besorgt gewesen, und nun glaubten sie beide, sich wieder entspannen zu können. Ein hervorragendes Flugzeug, noch dazu eines, dem ihre Eagles mit Respekt begegnen mußten, aber nicht unsichtbar.
»Vorhersehbare Reaktion«, sagte der amerikanische Controller. »Und sie haben uns gerade was gezeigt. Sagen wir, zehn Sekunden?«
»Knapp, aber ausreichend. Das wird schon klappen«, sagte der Colonel aus Langley und griff nach seinem Kaffee. »Jetzt wollen wir die Idee doch noch ein bißchen ausbauen.« Auf dem Hauptschirm drehten die F-22 nach Norden ab, und am Rand des AWACS-Erfassungsbereichs taten die F-15 das gleiche. Sie deckten das amerikanische Manöver ab wie Segelboote bei einer Regatta die Wendemanöver; dabei bemühten sie sich, immer zwischen den amerikanischen Jägern und ihren kostbaren E-767 zu bleiben, deren Wert durch die Unfälle der vergangenen Tage noch gestiegen war.
Sie waren froh, wieder über Land zu fliegen. Die Comanche, wesentlich beweglicher als das Transportflugzeug, mit dem sie in der Nacht zuvor unterwegs gewesen waren, wählte ein Fleckchen Erde ohne die geringsten Anzeichen menschlicher Siedlung und flog unten in den Bergschluchten, vor dem Aufklärungsflugzeug durch massiven Fels geschützt, den selbst dessen starke Systeme nicht durchdringen konnten.
»Trockene Füße«, sagte Richters Hintermann dankbar. »Noch Sprit für vierzig Minuten.«
»Kannst du gut mit den Armen flattern?« fragte der Pilot, der sich beim Gedanken an Boden unter den Kufen auch wieder ein bißchen entspannte. Wenn irgend etwas schiefging - so schlecht schmeckte Reis ja nun auch wieder nicht, oder? Sein Helm-Display zeigte den Boden als grünen Schatten, es gab keine Lichter von Straßenlaternen, Autos oder Häusern, und der schlimmste Teil des Fluges war vorbei. Seinen eigentlichen Auftrag hatte er erst einmal beiseite geschoben. Er zog es vor, sich immer nur über eine Sache zur Zeit Gedanken machen. Auf diese Art lebte man länger.
Der Gebirgskamm tauchte schließlich auf wie erwartet. Richter wurde langsamer, kreiste und hielt nach den Leuten Ausschau, die er hier erwarten sollte. Da. Jemand schaltete ein grünes Fluoreszenzlicht ein, und durch seinen Restlichtverstärker kam es ihm so hell vor wie der Vollmond.
» ZORRO eins an ZORRO Basis, over.«
»Eins, hier ist Basis. Legitimation Golf Mike Zulu, over«, erwiderte die Stimme. Der Okay-Code lautete so, wie er ihn erwartet hatte. Richter hoffte nur, daß die Stimme keinen Revolver an der Schläfe hatte.
»Copy. Out.« Er brachte die Maschine rasch nach unten, und die Comanche ließ sich auf einer fast ebenen Stelle dicht an der Baumgrenze nieder. Sobald der Hubschrauber den Boden berührt hatte, traten drei Männer unter den Bäumen hervor. Sie trugen die Uniform der U.S. Army, und Richter atmete tief durch, als er den Motor vor dem Abschalten auskühlen ließ. Der Rotor stand noch nicht ganz still, als auch schon ein Schlauch zum Tank des Flugzeuges gezogen wurde.
»Willkommen in Japan. Ich bin Captain Checa.«
»Sandy Richter«, sagte der Pilot und kletterte aus der Maschine.
»Irgendwelche Probleme beim Reinkommen?«
»Jetzt nicht mehr.« Teufel noch mal, ich bin doch schließlich da, oder? wollte er sagen, immer noch angespannt von diesem dreistündigen Marathon, um in das Land einzudringen. Eindringen? Elf Ranger und sechs Flieger. Hey, dachte er. Sie sind alle verhaftet!
»Da kommt Nummer zwei ...«, stellte Checa fest. »Ganz schön leise, die Süßen, was?«
»Wir machen nicht gern Reklame, Sir.« Vielleicht war das die größte Überraschung überhaupt an der Comanche. Die Ingenieure bei Sikorsky hatten seit langem gewußt, daß der meiste Krach, den ein Hubschrauber macht, durch den Stabilisierungskonflikt zwischen Heck- und Hauptrotor entsteht. Der Heckrotor der RAH-66 hatte eine Ummantelung, und der Hauptrotor hatte fünf ziemlich dicke, zusammengesetzte Blätter, weshalb der Hubschrauber weniger als ein Drittel der akustischen Signale von sich gab, die man bei jedem anderen bisher gebauten
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