08 - Ehrenschuld
Drehflügelfluggerät hören konnte. Und die Gegend hier war auch nicht schlecht, dachte Richter und sah sich um. Die vielen Bäume, die dünne Bergluft. Kein schlechter Platz für eine solche Operation, schloß er, als die zweite Comanche in fünfzig Meter Entfernung herunterkam. Die Männer; die seine Maschine aufgetankt hatten, zogen bereits Tarnnetze darüber, wozu sie Stangen aus dem Kiefernwald benutzten.
»Dann kommen Sie mal, damit Sie was zu essen kriegen.«
»Was Richtiges zu essen oder die Notrationen?« fragte der Chief Warrant Officer.
»Man kann nicht alles haben, Mr. Richter«, erklärte Checa.
Der Flieger erinnerte sich an die Zeit, als zu den Army-Rationen auch noch Zigaretten gehörten. Die Zeiten waren vorbei; jetzt waren sie alle auf dem Gesundheitstrip. Und es hatte wenig Sinn, einen Ranger um etwas Rauchbares zu bitten. Verdammte Gesundheitsfanatiker.
Die Rapier drehten eine Stunde später ab, überzeugt, so glaubten die japanischen Luftabwehrleute jedenfalls, daß sie die Kami-Postenkette nicht durchdringen konnten, die den nordöstlichen Zugang zu den Inseln sicherte. Selbst die besten amerikanischen Flugzeuge und Tarnsysteme wurden nicht mit dem fertig, was ihnen gegenüberstand, und das war gut so. Auf ihren Schirmen hatten sie beobachtet, wie die Echos schwächer wurden, und bald waren auch die Emissionen der E-3B-Maschinen kaum noch wahrzunehmen, die jetzt sicher auf dem Weg nach Shemya waren, um ihren Vorgesetzten von der fehlgeschlagenen Mission zu berichten.
Die Amerikaner waren Realisten. Mutige Kämpfer, soviel war sicher die Offiziere in den E-767 würden nie den Fehler ihrer Vorfahren machen und annehmen, den Amerikanern fehle die Begeisterung für echte Kampfeinsätze. Diesen Fehler hatten sie teuer bezahlen müssen. Aber Krieg war eine Frage der Technik, und sie hatten ihren Standard so weit absinken lassen, daß sie sich technisch nicht davon erholen würden. Und das war ihr Pech.
Die Rapier mußten auf dem Rückweg tanken und verzichteten auf Überschallgeschwindigkeit, weil es keinen Zwe ck hatte, Treibstoff zu verschwenden. Das Wetter in Shemya war wieder miserabel, und mit Unterstützung der Jägerleitstelle landeten die Flugzeuge sicher und rollten dann zu ihren Hangars hinüber, in denen es langsam eng wurde, seit vier F15E Strike Eagle vom Luftwaffenstützpunkt Mountain Home in Idaho dazugekommen waren. Auch die Rapier-Piloten betrachteten ihren Einsatz als Erfolg.
42 / Der Blitz schlägt ein
»Sind Sie verrückt?« fragte Scherenko.
»Denken Sie darüber nach«, sagte Clark, der wieder in der russischen Botschaft war. »Wir wollen doch eine politische Lösung, oder? Dann ist Koga unsere beste Chance. Sie haben uns gesagt, daß die Regierung ihn nicht eingelocht hat. Wer bleibt dann noch übrig? Er ist wahrscheinlich genau dort.« Wie der Zufall es wollte, konnte man das Gebäude von Scherenkos Fenster aus sogar sehen.
»Ist das denn machbar?« fragte der Russe, besorgt, die Amerikaner könnten ihn um Unterstützung bitten, die er eigenmächtig nicht gewähren durfte.
»Es ist riskant, aber andererseits wird er kaum eine ganze Armee da oben haben. Er würde den Mann nicht dort hinbringen, wenn er die Aktion nicht geheimhalten wollte. Gehen Sie von fünf oder maximal sechs Leuten aus.«
»Und Sie sind nur zu zweit!« beharrte Scherenko.
»Wie der Mann hier schon gesagt hat«, mischte sich Ding mit Angeberlächeln ein. »Kein Problem.«
Also trafen die Berichte in der alten KGB-Akte doch zu. Clark war kein richtiger Geheimagent, sondern mehr der paramilitärische Typ, und das galt auch für seinen arroganten jungen Kollegen, der meistens nur dabeisaß und aus dem Fenster schaute.
»Ich kann Ihnen keinerlei Hilfe anbieten.«
»Wie wäre es denn mit Waffen?« fragte Clark. »Wollen Sie mir etwa weismachen, Sie hätten nichts hier, was wir brauchen könnten? Was für eine residentura ist das hier eigentlich?« Clark wußte, daß der Russe Zeit zu gewinnen suchte. Zu schade, daß diese Leute nicht zu etwas mehr Initiative ermuntert wurden.
»Ich muß dazu erst die Genehmigung einholen.«
Clark nickte und beglückwünschte sich zu seinem Tip. Er öffnete seinen Laptop. »Wir auch. Sie holen Ihre. Ich hole unsere.«
Jones drückte seine Zigarette in dem Aluminiumaschenbecher der Navy aus. Die Packung war in der Schreibtischschublade versteckt gewesen, vielleicht sogar für eine Gelegenheit wie diese. Wenn ein Krieg begann, warf man die Regeln der Friedenszeiten über Bord.
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