08 - Ehrenschuld
amerikanische Staatsbürger sind. Wenn Sie meine Meinung hören wollen: Es ist Ihnen wohl klar, daß der Präsident gegenüber den Vätern und Müttern, den Ehefrauen und Kindern jener Männer, die die Uniform unseres Landes im Dienste Ihrer Sicherheit tragen, verantwortlich ist. Hier sind lebendige Menschen in Gefahr, und ich wünschte, Sie von der Presse würden sich das gelegentlich mal in Erinnerung rufen.«
»Herrje«, flüsterte Tish hinter Durling. »Mr. President, es wäre vielleicht eine gute Idee ...«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Lassen Sie ihn weitermachen.«
Es wurde still im Presseraum. Jemand flüsterte der stehenden Journalistin eine scharfe Bemerkung zu, woraufhin sie sich errötend setzte.
»Dr. Ryan, Bob Holtzman von der Washington Post«, sagte derselbe Journalist dann unnötigerweise. »Wie wahrscheinlich ist es, daß dieser Konflikt ohne weitere Gewaltanwendung beigelegt werden kann?«
»Sir, das hängt einzig und allein von der japanischen Regierung ab. Die Bewohner der Marianen sind, wie der Präsident schon sagte, amerikanische Staatsbürger, und unser Land läßt es nicht zu, daß andere Staaten das ändern. Wenn Japan bereit ist, seine Truppen zurückzuziehen, dann wird es das in Frieden tun können. Wenn nicht, werden weitere Operationen folgen.«
»Danke, Mr. Ryan«, sagte Holtzman laut und beendete damit faktisch die Pressekonferenz. Jack hastete zur Tür, ohne weitere Fragen zu beachten.
»Gut gemacht«, sagte Durling. »Wie wär's, wenn Sie nach Hause fahren und sich ein wenig ausruhen würden?«
»Und was ist das?« fragte der Zollbeamte.
»Meine Fotoausrüstung«, antwortete »Tschechow«. Er öffnete den
Koffer unaufgefordert. Es war warm im Terminal, die tropische
Mittagssonne drang durch die Fensterfront und setzte die Wirkung der
Klimaanlage vorübergehend außer Kraft. Ihre letzten Anweisungen waren
leicht auszuführen gewesen. Die Japaner wollten Journalisten auf den Inseln
haben, sowohl zur Beobachtung des Wahlkampfes, wie auch als
Schutzschild gegen einen amerikanischen Angriff.
Der Zollbeamte sah sich die Kameras an und stellte voller Genugtuung
fest, daß es alles japanische Fabrikate waren. »Und das hier?« »Meine Beleuchtung ist russisch«, erklärte Ding in langsamem Englisch.
»Wir stellen sehr gute Fotolampen her. Vielleicht werden wir sie eines
Tages auch in Ihrem Land verkaufen«, fügte er mit einem Lächeln hinzu. »Ja, vielleicht«, meinte der Beamte, machte den Koffer wieder zu und
malte ein Kreidezeichen darauf. »Wo werden Sie wohnen?«
»Wir haben vorab nichts buchen können«, antwortete »Klerk«. »Wir
werden uns in den Hotels am Ort umsehen.«
Viel Glück, sagte der Beamte nicht. Die Aktion schien unausgegoren,
und er war sich sicher, daß sämtliche Hotelzimmer auf Saipan schon besetzt
waren. Nun, das war nicht sein Problem.
»Können wir hier irgendwo ein Auto mieten?«
»Ja, dort drüben.« Der Mann zeigte hinüber. Der ältere Russe wirkte
nervös, dachte er.
»Sie sind spät dran.«
»Tut mir leid«, antwortete Oreza knapp. »Es gibt nichts Neues. Na ja,
vielleicht sind die Jäger etwas aktiver geworden, aber nicht sehr, sie sind
ohnehin schon die ganze Zeit sehr viel unterwegs gewesen.«
»Sie werden bald Gesellschaft bekommen«, teilte ihm das National
Military Command Center mit.
»Wen?«
»Zwei Reporter. Sie haben ein paar Fragen an Sie«, war die Antwort, da
man sich wieder Sorgen um Orezas Sicherheit machte.
»Wann?«
»Irgendwann demnächst, wahrscheinlich schon heute. Bei Ihnen alles
okay, Chief?«
Master Chief, du Flasche, sagte Portagee nicht. »Alles bestens. Wir
haben einen Teil der Rede des Präsidenten gesehen und sind ein bißchen
beunruhigt, weil wir so nah an dieser Raketenbasis wohnen und ...« »Sie werden rechtzeitig gewarnt. Hat Ihr Haus einen Keller?« fragte die
Stimme.
»Nein.«
»Na, ist schon in Ordnung. Wir sagen Ihnen Bescheid, okay?« »Jawohl, Sir. Ende.« Hat Ihr Haus einen Keller? Nein. Na, ist schon in
Ordnung. Wenn es in Ordnung ist, warum hast du dann gefragt, verdammt
noch mal?
Oreza nahm die Batterien aus dem Telefon, nachdem er es aus der
Rührschüssel genommen hatte, und ging ans Fenster. Zwei Eagles starteten gerade. Es sah wie ein rein mechanischer Vorgang aus. Irgend etwas war da im Gange. Er wußte nicht, was. Vielleicht wußten es die Piloten auch nicht, aber dadurch, daß man ihre Flugzeuge ansah, erfuhr man noch nicht, was sie dachten.
Shiro Sato zog seine F-15J in eine Rechtskurve, um dem
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