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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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erforderten. Was für dringende Geschäfte mögen das wohl sein? fragte er sich, wo sich die Außenhandelsbeziehungen seines Landes inzwischen doch zum größten Teil auf den Schiffsverkehr zwischen Japan und China beschränkten.
    »Das sieht nicht gut aus«, bemerkte sein Kopilot, nachdem sie eine Stunde unterwegs gewesen waren. »Schauen Sie mal da runter.«
Es war leicht, aus dreißigtausend Fuß Höhe Schiffe auszumachen, und in letzter Zeit hatten sie immer Ferngläser dabei, um die Überwasserfahrzeuge zu identifizieren. Sato hob sein Fernglas an die Augen und erkannte die charakteristischen Umrisse von Aegis-Zerstörern, die immer noch Richtung Norden unterwegs waren. Aus einer Laune heraus langte er nach unten und stellte sein Funkgerät auf eine andere Notfrequenz um.
»JAL 747 an Mutsu, over.«
»Wer ist da?« antwortet eine Stimme umgehend. »Machen Sie sofort diese Frequenz frei!«
»Hier spricht Captain Torajiro Sato. Rufen Sie Ihren Flottenkommandanten!« ordnete er mit Befehlsstimme an. Es dauerte einen Moment.
»Bruder, das solltest du nicht tun«, schimpfte Yusuo. Funkstille war eine Konvention, aber auch eine echte militärische Notwendigkeit. Er wußte, daß die Amerikaner Aufklärungssatelliten hatten, außerdem waren die SPYRadargeräte seiner Gruppe alle in Betrieb. Falls amerikanische Aufklärer unterwegs waren, dann wüßten sie, wo sein Geschwader war. Vor einer Woche hätte ihn das nicht weiter beunruhigt, jetzt schon.
»Ich wollte nur zeigen, daß wir auf dich und deine Männer vertrauen. Benutz uns als Übungsziel«, fügte er hinzu.
In der Einsatzzentrale der Mutsu waren die Waffentechniker gerade dabei, genau das zu tun, aber das konnte er nicht sagen, das wußte der Admiral. »Schön, deine Stimme wieder zu hören. Aber du mußt mich jetzt entschuldigen. Ich habe zu tun.«
    »Verstanden, Yusuo. Ende.« Sato nahm seinen Finger von der Funktaste. »Sehen Sie«, sagte er über die Bordsprechanlage, »die tun ihre Arbeit,
und wir müssen unsere tun.«
Der Kopilot war sich da nicht so sicher, aber Sato war der Kapitän der
747, und so sagte er nichts und konzentrierte sich auf die Navigation. Wie
die meisten Japaner war er dazu erzogen worden, Krieg als etwas zu
betrachten, das man scheuen sollte wie die Pest. Daß sich quasi über Nacht
ein Konflikt mit Amerika entwickelt hatte - nun, es war ein gutes Gefühl
gewesen, den arroganten gaijin eine Lektion zu erteilen, ungefähr einen Tag
lang, aber das waren Phantasien gewesen, und jetzt wurde das Ganze mehr
und mehr harte Realität. Dann die zweischneidige Meldung, daß sein Land
Atomwaffen ins Spiel gebracht hatte - schon das war Wahnsinn -, direkt
gefolgt von der Behauptung der Amerikaner, sie hätten die Waffen zerstört.
Auch das hier war schließlich ein amerikanisches Flugzeug, eine Boeing
747-400, vier Jahre alt, aber in jeder Hinsicht auf dem neuesten Stand der
Technik, verläßlich und stabil. Es gab nicht viel, was die Amerikaner über
Konstruktion von Flugzeugen noch zu lernen hatten, und wenn dieses hier
schon so gut war, wieviel beeindruckender mußten dann wohl erst ihre
Militärflugzeuge sein? Die Flugzeuge, die von der Luftwaffe seines Landes
geflogen wurden, waren Kopien amerikanischer Modelle bis auf die AEW
767, von denen er soviel gehört hatte: zunächst, daß sie unbesiegbar seien,
und kürzlich, wie wenige von ihnen es nur noch gebe. Dieser Wahnsinn mußte aufhören. Konnte das nicht jeder erkennen? Manche bestimmt, dachte er, denn warum wäre sein Flugzeug sonst halbvoll mit Leuten, die
nicht auf Saipan bleiben wollten, trotz ihrer anfänglichen Begeisterung? Aber sein Kapitän sah das nicht so, oder doch? fragte sich der Kopilot.
Torajiro Sato saß auf dem linken Sitz, unbeweglich wie ein Stein, als sei
alles ganz normal, wo es das doch offenkundig nicht war.
Er mußte nur in der Nachmittagssonne nach unten schauen, um die
Zerstörer zu sehen - und was taten die? Sie schützten die Küste ihres Landes
vor etwaigen Angriffen. War das normal?
    »Zentrale, hier Sonar.«
»Aye, Sir.« Claggett hatte für die Dauer der Nachmittags wache die
Steuerung des Boots übernommen. Er wollte, daß die Mannschaft ihn bei
der Arbeit sah, vor allem aber lag ihm daran, das Gefühl fürs Steuern nicht
zu verlieren.
»Mehrere mögliche Kontakte im Süden«, meldete der Leiter der
Sonarwache.
»Peilung eins-sieben-eins. Sieht aus wie Überwasserschiffe in hoher
Geschwindigkeit, Sir, wir kriegen ein Dröhnen und sehr

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