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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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feiges U-Boot, das den stolzen, schönen Zerstörer seines Bruders angriff. Er war überrascht, als er sah, daß das Schiff verlangsamte, um dann durch Rückstoß seiner Wendeschraube fast stehenzubleiben, und fragte sich, was dieses Manöver wohl bezweckte. Galt auf See nicht dieselbe einfache Grundregel wie in der Luftfahrt, nämlich »Geschwindigkeit ist Leben«?
    »Starke Kavitationsgeräusche, vielleicht ein plötzlicher Stopp, Sir«, sagte der Leiter der Sonarwache. Der Waffentechniker ließ Claggett keine Chance zu reagieren.
    »Macht nichts, ich habe ihn mit beiden ganz sicher. Drei wird für Kontaktexplosion eingestellt, magnetische Störsignale von sie benutzen wohl unser Nixie, hmm?«
»Korrekt.«
    »Nun, wie das Tierchen funktioniert, wissen wir ja. Nummer eins ist fünfhundert Meter entfernt und nähert sich dem Ziel schnell.«
Der Techniker kappte das Kabel und ließ das Geschoß allein weiterlaufen. Es stieg in eigener Regie auf dreißig Fuß, aktivierte sein magnetisches Feld, suchte und fand die Metallsignatur des Ziels, die immer stärker wurde ...
    Der Hubschrauber hatte gerade abgehoben, und seine Stroboskoplampen schwenkten von dem jetzt unbeweglich daliegenden Zerstörer weg. Die Zeit schien kurz stillzustehen, als das Schiff sich wieder zu drehen begann, zumindest erschien es zunächst so. Dann sah man einen grellen grünen Blitz auf beiden Seiten des Schiffs, kurz vor der Brücke unterhalb der senkrechten Abschußrampe für die Flugabwehrraketen. Der messerförmige Rumpf wurde auf gespenstische Weise von hinten beleuchtet. In der Viertelsekunde, die es andauerte, brannte sich das Bild in Satos Wahrnehmung ein, und dann explodierte eine der Flugabwehrraketen des Zerstörers. Vierzig weitere folgten, und die vordere Hälfte der Mutsu brach auseinander. Drei Sekunden später gab es noch eine Explosion, und als das weiße Wasser wieder an die Oberfläche trat, war nicht viel mehr zu sehen als ein Fleck brennenden Öls. Genau wie bei ihrem Namensvetter im Hafen von Nagasaki 1943 ...
    »Captain!« Der Kopilot mußte dem Kapitän das Steuer aus der Hand reißen, damit die Boeing nicht abkippte. »Captain, wir haben Passagiere an Bord!«
    »Das war mein Bruder!«
»Wir haben Passagiere an Bord, verdammt noch mal!« Ohne daß ihm der Kapitän noch Widerstand leistete, brachte er die 747 wieder in die Horizontale und richtete sie mit einem Blick auf den Kreiselkompaß korrekt aus. »Captain!«
Sato wandte den Blick wieder ins Cockpit, weg vom Grab seines Bruders, das er aus den Augen verlor, als das Flugzeug wieder Richtung Süden flog.
»Tut mir leid, Captain Sato, aber wir müssen auch unsere Arbeit tun.« Er schaltete den Autopilot ein und wandte sich dann dem Mann zu. »Geht es jetzt?«
Sato sah geradeaus in den leeren Himmel. Er sammelte sich und nickte. »Ja, es geht jetzt. Danke. Ja. Es geht jetzt«, wiederholte er in gefaßterem Ton, denn die Regeln seiner Kultur verlangten, daß er seine persönlichen Gefühle vorerst beiseite schob. Ihr Vater hatte seine Zeit als Kommandant auf einem Zerstörer überlebt und war zum Kapitän eines Kreuzers aufgestiegen, auf dem er dann vor Samar gestorben war - Opfer amerikanischer Zerstörer und ihrer Torpedos ... und jetzt wieder ...
»Was zum Teufel war das?« wollte Commander Ugaki von seinen Sonarmännern wissen.
    »Torpedos, zwei Stück, aus dem Süden«, erwiderte der Lieutenant. »Sie haben die Mutsu zerstört.«
»Von wo aus?« war die nächste, ärgerlich herausgeschnauzte Frage.
»Nicht geortet, Captain«, war die hilflose Antwort.
»Nach Süden drehen, Geschwindigkeit acht Knoten.«
»So kommen wir direkt in die Störungs ...«
»Ja, das weiß ich.«
»Hundertprozentiger Treffer«, erklärte der Sonarmann. Die Signatur auf dem Bildschirm war eindeutig. »Keine Maschinengeräusche aus der Zielrichtung, dafür Bruchgeräusche, und das hier war eine große Nachexplosion. Wir haben ihn, Sir.«
    Richter überquerte denselben Ort, den die C-17 ein paar Tage zuvor überflogen hatte. Zwar hätte ihn jemand hören können, aber das war nicht mehr so wichtig. Außerdem war ein Hubschrauber nachts einfach ein Hubschrauber, und von denen gab es hier jede Menge. Er brachte seine Comanche auf eine Reiseflughöhe von fünfzig Fuß und flog Richtung Süden. Die Navy würde ganz bestimmt dort sein, versicherte er sich, natürlich würde er auf einem Schiff landen können, und natürlich würde alles bestens klappen. Er war dankbar für den Rückenwind, bis er sah,

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