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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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er.
»Hier hinein, bitte«, sagte der Lieutenant.
    Er betrat das Gebäude mit großer Würde, die Uniformmütze unter den Arm geklemmt, den Rücken sehr gerade, den Blick auf die Rückwand des Gebäudes geheftet, bis der Lieutenant anhielt und die Plastikplane von der Leiche herunterzog.
    »Ja, das ist mein Sohn.« Er versuchte, nicht hinzusehen. Glücklicherweise war das Gesicht kaum entstellt, vielleicht war es durch den Helm geschützt worden, während der Rest des Körpers im Wrack des zertrümmerten Jägers verbrannte. Doch als er die Augen schloß, konnte er sehen, wie sich sein einziges Kind im Cockpit krümmte, weniger als eine Stunde nachdem sein Bruder ertrunken war. Konnte das Schicksal so grausam sein? Und wie kam es, daß diejenigen, die seinem Land gedient hatten, sterben mußten, während einer, der nur Zivilisten beförderte, voller Verachtung zwischen den amerikanischen Jägern durchfliegen durfte?
    »Die Geschwaderleitung meint, er hätte vor seiner Rückkehr einen amerikanischen Jäger abgeschossen«, berichtete der Lieutenant. Das hatte er sich gerade ausgedacht, aber irgend etwas mußte er ja sagen.
    »Danke, Lieutenant. Ich muß jetzt zu meinem Flugzeug zurück.« Auf dem Weg zurück zum Flughafen sprachen sie nicht mehr. Der Lieutenant überließ den Mann seiner Trauer.
    Zwanzig Minuten später saß Sato in seinem Cockpit. Die 747 war schon flugbereit gemacht worden, und er war sich sicher, daß sie voll besetzt war mit Leuten, die nach Hause flogen, nachdem die Amerikaner ihnen einen ungestörten Flug zugesichert hatten. Der Schlepper schob die Boeing von der Fluggastbrücke zur Rollbahn. Er wurde von einem Einheimischen gefahren, und die Geste, die er beim Abkoppeln zum Cockpit hin machte, konnte man nicht gerade als freundlich bezeichnen. Die größte Beleidigung erfolgte jedoch, während Sato auf die Starterlaubnis wartete: Er sah einen Jäger im Landeanflug, doch war es kein blauer Eagle, sondern ein nebelgraues Flugzeug, auf dessen Rumpf NAVY stand.
    »Schöne Landung, Bud. Butterweich«, sagte Jackson, als sich die Haube öffnete. »Wir tun, was wir können, Sir«, antwortete Sanchez nervös, während er das Flugzeug nach rechts ausrollen ließ. Die Männer des Empfangskomitees, wenn man es so nennen konnte, trugen grüne Overalls und waren mit Gewehren bewaffnet. Als das Flugzeug zum Stehen kam, legten sie eine ausziehbare Aluminiumleiter an der Außenwand an. Jackson kletterte zuerst hinaus und wurde unten von einem Field Grade Officer förmlich begrüßt.
»Das ist eine Tomcat«, sagte Oreza und gab das Fernglas weiter. »Und der Offizier ist kein Japs.«
    »Das ist mal sicher«, bestätigte Clark, der verfolgte, wie der schwarze Offizier in einen Jeep einstieg. Wie würde sich das auf seinen derzeitigen Auftrag auswirken? So verlockend es auch war, Raizo Yamata festzusetzen
- schon allein, nahe genug an ihn heranzukommen, um herauszufinden, wie das machbar wäre, war kein sehr vielversprechendes Unterfangen. Er hatte auch über die Zustände auf Saipan berichtet, und da sah es schon besser aus. Die japanischen Soldaten, die er ein paar Stunden zuvor gesehen hatte, wirkten jedenfalls alles andere als unbekümmert.
    Das Haus des Gouverneurs, das auf dem örtlichen Capitol Hill neben dem Parlamentsgebäude stand, sah gar nicht übel aus. Jackson schwitzte. Die tropische Sonne war ganz schön heiß, und sein Kälteschutzanzug isolierte ausgezeichnet. Er wurde von einem Colonel begrüßt und hineingeführt.
    Robby erkannte General Arima sofort, er erinnerte sich an die erkennungsdienstliche Akte, die er im Pentagon gesehen hatte. Sie waren ungefähr gleich groß und ähnlich gebaut, wie er sah. Der General salutierte. Jackson, der keine Kopfbedeckung trug und incognito hier war, durfte den militärischen Gruß nach den Regeln der Marine nicht erwidern. Aber es schien ohnehin die angemessene Reaktion, es nicht zu tun. Er nickte höflich mit dem Kopf und beließ es dabei.
»General, kann ich Sie unter vier Augen sprechen?«
    Arima nickte und führte Robert Jackson in einen Raum, der aussah wie eine Kombination aus persönlichem und offiziellem Arbeitszimmer. Robby setzte sich, und sein Gastgeber war so freundlich, ihm ein Glas Eiswasser zu reichen.
»Ihr Dienstgrad ist ...?«
    »Commander der Task Force 77. Und Sie sind der Kommandant der japanischen Streitkräfte auf Saipan?«
»Korrekt.«
»In diesem Falle, Sir, bin ich hier, um Sie zu bitten, zu kapitulieren.« Er hoffte, daß der

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