08 - Ehrenschuld
wissen, was sie sich da einhandeln.«
»Kluger Kopf, dieser Ryan«, stimmte der Senator zu. »Er hat einiges für Sie getan, Roger.« Trent registrierte verärgert, daß dieses gestandene Mitglied des, wie er es gerne nannte, »Oberhauses« sich das Recht herausnahm, den Präsidenten privat beim Vornamen zu nennen. Typisch Senator, dachte der Abgeordnete.
»Bob Fowler hat Ihnen ein paar ganz gute Ratschläge gegeben«, räumte Trent ein.
Der Präsident nickte zustimmend. »Stimmt, und Sie haben ihm den Floh ins Ohr gesetzt, nicht wahr, Al?«
»Bekenne mich schuldig«, erklärte dieser lachend.
»Ich habe da eine Idee, die ich Ihnen beiden gerne erläutern würde.«
Captain Checas Ranger erreichten die Baumgrenze kurz nach Mittag, nach einem mörderischen Marsch durch Schnee und Schlamm. Unten sah man eine einspurige Straße. Dieser Teil des Ortes muß eine Art Feriensiedlung gewesen sein, dachte der Captain. Die Hotelparkplätze waren fast völlig leer, auf einem stand allerdings ein Minibus. Der Captain zog das Funktelefon aus der Tasche und wählte die entsprechende Nummer. »Hallo?«
»Senor Nomuri?«
»Ah, Diego! Ich warte schon seit Stunden. Wie war Ihr Spaziergang durch die schöne Natur?« antwortete die Stimme lachend.
Checa war gerade dabei, eine Antwort zu formulieren, als die Scheinwerfer des Minibusses zweimal aufleuchteten. Zehn Minuten später saßen die Männer alle im Bus, wo sie etwas Heißes zu trinken bekamen und sich umziehen konnten. Während der Fahrt den Berg hinunter hörte der CIA-Mann Radio, und die Männer konnten sehen, wie er sich langsam entspannte. Die Ranger brauchten dazu etwas länger.
Auf dem Narita International Airport legte Captain Sato wieder eine perfekte Landung hin, ohne auch nur einen Gedanken darauf zu verschwenden. Er hörte nicht einmal den anerkennenden Kommentar seines Kopiloten, während er das Flugzeug ausrollen ließ.
Äußerlich war er zwar ruhig, doch innerlich war er völlig leer, er tat
seine Arbeit wie ein Roboter. Der Kopilot mischte sich nicht ein, da er dachte, daß schon allein der vertraute und mechanische Handlungsablauf beim Fliegen und Landen für den Piloten ein Trost sein könnte, und so sah er zu, wie Sato die 747 wie immer auf den Millimeter genau an die Fahrgastbrücke heranfuhr. Es dauerte kaum eine Minute, bis die Türen sich öffneten und die ersten Passagiere ausstiegen. Durch die Fenster des Terminals konnten sie eine kleine Menschenmenge an ihrem Gate warten sehen, zum größten Teil die Frauen und Kinder von Männern, die erst vor so kurzer Zeit nach Saipan geflogen waren, um sich dort als ... japanische Staatsbürger niederzulassen und dort auf ihrer neuesten Insel wählen zu können. Aber jetzt war das anders. Jetzt kamen sie nach Hause zurück, und ihre Familien empfingen sie als fast Verlorene, die jetzt wieder in Sicherheit waren, da, wo sie hingehörten. Der Kopilot schüttelte den Kopf, weil er das alles absurd fand, und bemerkte nicht, daß Sato nach wie vor keine Miene verzog. Zehn Minuten später verließ die Besatzung das Flugzeug. Eine andere Crew würde das Flugzeug in ein paar Stunden nach Saipan zurückfliegen, um den Flug-Exodus fortzusetzen.
Draußen im Terminal sah er Leute an den anderen Gates warten. Sie strahlten eine gewisse Nervosität aus, auch wenn viele von ihnen in die Nachmittagszeitungen vertieft waren, die gerade am Flughafen ausgeliefert worden waren.
»Goto gestürzt«, war die Schlagzeile, »Koga mit neuer Regierungsbildung beauftragt«.
An den Gates der internationalen Flüge war eher weniger Betrieb als sonst. Man sah einige westliche Geschäftsleute herumstehen, die zwar zweifellos im Begriff waren, das Land zu verlassen, sich jetzt jedoch neugierig umsahen. Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie den Blick durchs Terminal schweifen ließen und dabei vor allem auf die aus Saipan kommenden Flüge achteten. Ihre Gedanken standen ihnen ins Gesicht geschrieben besonders den Leuten, die Flüge Richtung Osten gebucht hatten.
Auch Sato sah das. Er blieb vor einem Zeitungsautomat stehen und mußte nur die Schlagzeilen lesen, um zu verstehen, was los war. Dann sah er zu den Fremden herüber und brummte: -»Gaijin ...« Es war das einzige überflüssige Wort, das er innerhalb von zwei Stunden gesprochen hatte, und auf dem Weg zu seinem Auto sagte er nichts mehr. Vielleicht würde etwas Schlaf ihm guttun, dachte der Kopilot, während er zu seinem eigenen Auto hinüberging.
»Sollten wir nicht
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