08 - Ehrenschuld
General den semantischen Unterschied zwischen >bitten< und dem sonst üblichen >auffordern< kannte.
»Dazu bin ich nicht befugt.«
»General, ich möchte Ihnen kurz die Position meiner Regierung darlegen. Sie können die Inseln in Frieden verlassen. Sie dürfen Ihre leichten Waffen mitnehmen. Ihre schweren Waffen und die Flugzeuge bleiben hier, was damit geschieht, wird später entschieden. Im Moment verlangen wir nur, daß alle japanischen Staatsbürger die Inseln verlassen, bis zwischen unseren Ländern wieder normale Beziehungen hergestellt sind.«
»Ich bin nicht dazu befugt -«
»In zwei Stunden werde ich auf Guam denselben Vorschlag machen, und der amerikanische Botschafter in Tokio hat gerade um ein Treffen mit Ihrer Regierung ersucht.«
»Sie haben doch gar nicht die Möglichkeiten, auch nur diese eine Insel einzunehmen, geschweige denn alle.«
»Das ist wahr«, räumte Jackson ein. »Es ist aber auch wahr, daß wir problemlos dafür sorgen können, daß kein Schiff japanische Häfen anläuft oder von dort ausfährt, und zwar auf unbestimmte Zeit. Genauso können wir auch diese Insel vom Flug- und Schiffsverkehr abschneiden.«
»Das ist eine Drohung«, stellte Arima fest.
»Ja, Sir, das ist es. Früher oder später wird Ihr Land verhungern. Die Wirtschaft wird völlig zum Erliegen kommen. Davon hat keiner etwas.« Jackson hielt inne. »Bisher haben nur Militärpersonen gelitten. Wir werden dafür bezahlt, daß wir Risiken eingehen. Wenn wir weitermachen, dann werden alle mehr zu leiden haben, am meisten jedoch Ihr Land. Außerdem werden auf beiden Seiten die Ressentiments zunehmen, wo wir unsere Energien doch darauf richten sollten, so schnell, wie die Umstände es erlauben, wieder normale Verhältnisse herzustellen.«
»Ich bin nicht dazu befugt -«
»General, vor fünfzig Jahren hätten Sie das sagen können. Da war es die Regel, daß Ihre Truppen bis zum letzten Mann kämpften. Es war auch die Regel, daß Ihre Streitkräfte mit den Menschen in den von ihnen besetzten Ländern in einer Weise umgingen, die selbst Ihnen barbarisch erscheinen muß - ich sage das, weil Sie sich in jeder Hinsicht ehrenhaft verhalten haben, jedenfalls soweit ich informiert bin. Dafür danke ich Ihnen, Sir« Jackson sprach ruhig und höflich. »Wir leben nicht mehr in den vierziger Jahren. Ein solches Verhalten gehört in die Vergangenheit. In unserer heutigen Welt ist kein Platz dafür.«
»Meine Soldaten haben sich korrekt verhalten«, bestätigte Arima, der nicht wußte, was er unter den gegebenen Umständen anderes sagen sollte.
»Menschenleben sind kostbar, General Arima, viel zu kostbar, als daß man sie einfach so vergeuden sollte. Wir haben unsere Kampfhandlungen auf strategisch wichtige Ziele beschränkt. Unschuldigen haben wir bisher keinen Schaden zugefügt und Sie auch nicht. Doch wenn dieser Krieg weitergeht, dann wird sich das ändern, und das wird für Sie härtere Konsequenzen haben als für uns. Ehrenvoll ist es für keinen von uns. Aber ich muß jetzt nach Guam fliegen. Sie wissen, wie Sie mich über Funk erreichen können.« Jackson stand auf.
»Ich muß die Anweisungen meiner Regierung abwarten.«
»Ich verstehe«, erwiderte Robby, der froh war, daß Arima diese Anweisungen auch befolgen wollte - die Anweisungen seiner Regierung.
Normalerweise wurde Al Trent, wenn er ins Weiße Haus ging, von Sam Fellows begleitet, dem Obmann der Minderheitsfraktion des Sonderausschusses, diesmal jedoch nicht, da Sam der anderen Partei angehörte. Ein Senator seiner eigenen Partei war auch da. Schon aufgrund der Uhrzeit war dies ein politisches Treffen - die Belegschaft des Weißen Hauses war zum größten Teil schon gegangen, und der Präsident entspannte sich gerade etwas von dem täglichen Streß.
»Mr. President, wie ich höre, ist alles gut gegangen?« Durling nickte vorsichtig. »Ministerpräsident Goto ist im Moment noch nicht in der Lage, mit unserem Botschafter zusammenzutreffen. Wir wissen nicht, warum, aber Botschafter Whiting meint, wir sollten uns keine Sorgen machen. Die Stimmung dort drüben ändert sich rapide zu unseren Gunsten.«
Trent nahm einen Drink von dem Navy Steward entgegen, der im Oval Office bediente. Man hatte sich dort wohl eine Liste mit den Lieblingsdrinks der wichtigen Besucher angelegt. In Als Fall war das Wodka und Tonic, und zwar finnischer Absolut-Wodka - eine Vorliebe, die er vor vierzig Jahren an der Tufts University entwickelt hatte.
»Jack hat von Anfang an gesagt, daß sie nicht
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