08 - Ehrenschuld
Landung.
Admiral Chandraskatta stand in seiner Kommandozentrale und beobachtete den Radarbildschirm. Er würde seine Kämpfer bald zurückrufen müssen. Er setzte das Leben seiner Piloten nicht gerne in Nachtaktionen aufs Spiel, aber die Amerikaner waren stärker und stellten ihre militärische Überlegenheit mal wieder zur Schau. Sicher konnten sie seine Flotte angreifen und vernichten, wenn sie das wollten, aber gerade jetzt? Würde Amerika eine weitere Kampfhandlung anzetteln, wo ein Krieg mit Japan im Anzug war? Nein. Seine Landungskräfte waren jetzt auf See, und die Zeit würde kommen - in zwei Tagen, bei Sonnenuntergang.
Die B-1 hingen tiefer, als ihre normalen Besatzungen sie jemals geflogen hatten. Die Flieger waren Reservisten, größtenteils Piloten von Verkehrsflugzeugen, denen das Pentagon aus einer besonders wohltätigen Laune heraus (und auf den Rat einiger älterer Kongreßabgeordneter hin) zum ersten Mal seit Jahren echte Kampfflugzeuge zugewiesen hatte. Bei Übungsbombenflügen über Land hatten sie normalerweise eine Standardeinflughöhe von mindestens zweihundert Fuß, öfters sogar über dreihundert, denn selbst auf Farmen in Kansas gab es Windmühlen, und Funktürme wurden an den seltsamsten Orten aufgestellt - bloß nicht auf See. Hier flogen sie auf fünfzig Fuß, echt Spitze, wie ein Pilot bemerkte, der sein Flugzeug nicht ohne eine gewisse Unruhe der Hindernisanzeige für Tiefflüge anvertraute. Seine Fünfergruppe flog nach Süden, nachdem sie über Dondra Head gedreht hatten. Die anderen vier waren Richtung Nordwesten unterwegs, nachdem sie einen anderen Navigationsmarker benutzt hatten. In dem Gebiet, auf das er zuflog, war jede Menge elektronische Aufklärung im Gange, genug, um ihn nervös zu machen, aber bisher galt das alles nicht ihm, und so genoß er das berauschende Gefühl, über Mach 1 zu fliegen, und zwar so niedrig, daß sein Bomber eine andere Art von Kondensstreifen hinterließ als sonst, eher wie ein Rennboot, und dabei vielleicht sogar unterwegs ein paar Fische garkochte ... Dort.
»Tieffliegendes Ziel im Norden erfaßt!«
»Was?« Der Admiral blickte auf. »Distanz?«
»Weniger als zwanzig Kilometer, kommen sehr schnell näher!« »Sind es Raketen?«
»Unbekannt, Admiral!«
Chandraskatta sah auf seinen Plot. Hier waren sie, in der
entgegengesetzten Richtung der amerikanischen Trägerflugzeuge. Seine
Jäger waren im Moment nicht in der Lage ...
»Flugzeuge in unserer Richtung!« rief als nächstes ein Ausguck. »Angreifen?« fragte Captain Mehta.
»Ohne Befehl als erste schießen?« Chandraskatta rannte zur Tür und
erreichte das Flugdeck gerade rechtzeitig, um die weißen Linien im Wasser zu sehen, noch bevor er die Flugzeuge ausmachen konnte, die sie verursachten.
»So, da ist er«, sagte der Pilot und steuerte genau auf die Brücke des Flugzeugträgers zu. Er zog den Steuerknüppel nach hinten, und als sie unter der Nase seines Flugzeugs verschwunden war, warf er einen Blick auf seinen Höhenmesser.
»Hochziehen!« befahl die wie üblich sehr sexy klingende synthetische
Stimme des Bodenannäherungswarnsystems.
»Hab' ich schon, Marylin.« Für den TWA-Piloten klang sie wie eine
Marilyn. Dann überprüfte er seine Geschwindigkeit. Etwas unter neunhundert Knoten. Wow. Das würde einen Mordskrach geben.
Der Überschallknall des riesigen Flugzeugs klang eher wie eine Bombenexplosion. Er schleuderte den Admiral zu Boden, zerschlug Glas im Steuerhaus über ihm und demolierte einige Gegenstände auf Deck. Sekunden später folgte ein zweiter Knall, und als die massigen Flugzeuge über seine Flotte hinwegjagten, folgten weitere. Chandraskatta stand etwas desorientiert auf und lief über das Flugdeck, auf dem überall Glassplitter herumlagen, um sich in Deckung zu begeben. Er ahnte irgendwie, daß er jetzt auf der Brücke sein sollte.
»Zwei Radare sind weg«, hörte er einen Petty Officer sagen. »Die Rajput meldet, daß ihre Flugabwehrraketen unten sind.«
»Admiral«, rief ein Nachrichtenoffizier und hielt ein Funkgerät hoch.
»Wer ist das?« fragte Chandraskatta.
»Hier ist Mike Dubro. Das nächste Mal machen wir Ernst. Ich habe den Auftrag, Ihnen mitzuteilen, daß der Botschafter der Vereinigten Staaten sich soeben mit Ihrer Ministerpräsidentin trifft ...«
»Es ist für alle Beteiligten nur von Vorteil, we nn Ihre Flotte ihre Operation beendet«, erklärte der ehemalige Gouverneur von Pennsylvania, nachdem sie die üblichen einleitenden Höflichkeitsfloskeln
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