Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
hatte er einen anderen Namen; in dieser Gegend traf die Feuchtigkeit, die von den zahlreichen Seen und Bächen aufstieg, auf bestimmte atmosphärische Bedingungen, die das ganze Jahr hindurch für Nebel sorgten.
    Will Snyder von Pilot Lines fuhr jetzt Überstunden, für den gewerkschaftlich organisierten Fahrer eine recht einträgliche Sache. Der Fruehauf-Anhänger hinter seiner Kenworth-Dieselzugmaschine war beladen mit Teppichboden in Rollen, die er von einer Fabrik in North Carolina zu einem Großhändler in Memphis brachte. Snyder war ein alter Hase und ganz damit zufrieden, am Samstag zu fahren, denn das wurde besser bezahlt, und außerdem war die Footballsaison vorbei, und das Gras brauchte auch noch nicht gemäht zu werden. Er rechnete fest damit, auf jeden Fall zum Abendessen zu Hause zu sein. Zum Glück waren die Straßen an diesem Winterwochenende ziemlich frei, und er fuhr einen anständigen Lohn heraus, dachte der Fahrer, während er eine weite Rechtskurve anschnitt, die in ein Tal hinunterführte.
    »Pah«, stieß er hervor. Nebel war nichts Ungewöhnliches hier, nahe der Ausfahrt zur State Route 95 in nördlicher Richtung, die zu den Bombenleuten in Oak Ridge führte. Es gab ein paar Schwachstellen auf der I-40, und dies war eine davon. »Der verdammte Nebel.«
    Damit konnte man auf zweierlei Weise umgehen. Manche bremsten nur allmählich ab, um Kraftstoff zu sparen, oder einfach nur, weil sie nicht gern langsam fuhren. Nicht Snyder. Er, der als Berufskraftfahrer jede Woche einige Totalschäden neben der Straße liegen sah, bremste sofort ab, noch bevor die Sichtweite unter neunzig Meter sank. Sein schweres Gespann kam nicht so schnell zum Stehen, und er kannte einen Fahrer, der ein japanisches Zwergauto mitsamt dem angejahrten Fahrer regelrecht zerquetscht hatte, und sein Lohn war das Risiko nicht wert, auch nicht für fünfzig Prozent Zuschlag. Indem er sanft herunterschaltete, tat er das, was seines Wissens das klügste war, und um ganz sicherzugehen, schaltete er die Beleuchtung und die Nebelscheinwerfer ein.
    Pierce Denton schaute sich ärgerlich um. Es war ein anderer Cresta, die sportliche C99-Version, die bislang nur in Japan gebaut wurde, ein schwarzer mit einem roten Streifen, der sich über die ganze Seite zog. Er flitzte mit hundertdreißig Sachen an ihm vorbei, es konnte auch etwas mehr sein, wie er mit geübtem Blick schätzte. In Greeneville hätte das einen Strafzettel über hundert Dollar und eine scharfe Standpauke von Richter Tom Anders gekostet. Wo waren die beiden Kids plötzlich hergekommen? Er hatte sie noch nicht mal im Spiegel kommen sehen. Provisorische Zulassung. Zwei junge Mädchen, eine hatte vermutlich gerade ihren Führerschein gemacht und von Papa dazu ein neues Auto gekriegt, und jetzt führte sie ihrer Freundin vor, was wahre Freiheit in Amerika bedeutete, dachte Denton, die Freiheit, ein verdammter Idiot zu sein und sich am ersten Tag auf der Straße einen Strafzettel zu holen. Aber dies war nicht sein Zuständigkeitsbereich, das war Sache der Staatspolizei. Typisch, dachte er kopfschüttelnd. Plapperten munter drauflos und achteten kaum auf die Straße, aber es war besser, sie vor als hinter sich zu haben.
    »Du lieber Himmel!« flüsterte Snyder. Die Einheimischen schoben es auf die »verrückten Leute« in Oak Ridge, hatte er einmal in einem Truckstop sagen hören. Egal, woran es lag, die Sicht war fast schlagartig auf bloße zehn Meter geschrumpft. Gar nicht gut. Er schaltete die Warnblinkanlage ein und bremste noch stärker ab. Er hatte es nie ausgerechnet, aber bei diesem Gewicht brauchte sein Anhängergespann über fünfzig Meter, um bei einer Geschwindigkeit von fünfzig Stundenkilometern zum Stehen zu kommen, und das bei trockener Straße, was hier nicht der Fall war. Andererseits ... nein, entschied er, aussichtslos. Er verlangsamte die Fahrt auf fünfunddreißig. Das würde ihn eine halbe Stunde kosten. Die Firma kannte diesen Streckenabschnitt der I-40, und sie hatte immer gesagt, daß es besser sei, den Lohn zu zahlen, als die erhöhte Versicherungsprämie nach einem Unfall aufzubringen. Nachdem er sich noch mal vergewissert hatte, alles unter Kontrolle zu haben, schaltete der Fahrer seinen CB-Funk an, um eine Warnung an seine Kollegen herauszuschicken.
    Er käme sich vor wie in einem Pingpongball, erzählte er ihnen auf Kanal 19 und starrte mit gespannter Aufmerksamkeit in eine weiße Masse von Wasserdampf hinaus, als die Gefahr sich von hinten

Weitere Kostenlose Bücher