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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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bis dorthin schaffte, rettete ihm das Leben.
    »Was ist los, Jeanine?«
»Jessica!« insistierte das kleine Mädchen und wunderte sich, wieso
keiner sie voneinander unterscheiden konnte, nicht einmal ihr eigener Vater. »Was ist los, Jessica«, sagte ihr Vater mit einem geduldigen Lächeln. »Er stinkt!« Sie kicherte.
»Okay«, seufzte Pierce Denton. Er blickte zur Seite, um seine Frau wach
zu rütteln. In diesem Moment sah er den Nebel und nahm den Fuß vom Gas. »Was ist los, Schatz?«
»Matt hat ein Geschäft gemacht.«
»Okay ...« Candace machte ihren Gurt los und drehte sich zu ihrem
Sohn nach hinten um.
»Das solltest du besser nicht tun, Candy.« Auch er drehte sich um,
genau zur falschen Zeit. Dabei zog das Auto ein bißchen nach rechts
hinüber, und er versuchte, gleichzeitig die Straße und die Vorgänge in dem
neuen Wagen seiner Frau im Auge zu behalten.
»Scheiße!« Er wollte den Wagen instinktiv auf die linke Spur steuern,
aber dafür war er viel zu weit auf die andere Seite geraten, und er wußte es,
noch ehe seine linke Hand das Lenkrad ganz herumgerissen hatte. Auch
Bremsen half nicht mehr. Die Hinterräder blockierten auf der glitschigen
Straße, so daß der Wagen seitwärts in einen - ja, jetzt sah er es - in einen
anderen Cresta hineinschleuderte. Sein letzter klarer Gedanke war: Ist das
derselbe, der ...?
Trotz der roten Farbe sah Snyder ihn erst, als der Aufprall unvermeidlich war. Den Lkw-Fahrer trennten noch sechs Meter von der Unfallstelle, auf die er zustrebte, den Feuerlöscher wie einen Football in den Armen.
    Denton hatte nicht die Zeit, Jesus! zu sagen. Sein erster Gedanke war, daß der Zusammenstoß gar nicht so schlimm war. Er hatte schlimmere gesehen. Seine Frau war durch das Trägheitsmoment gegen die zerknitterte rechte Seite geschleudert worden, und das war nicht gut, aber die Kinder saßen in Sicherheitssitzen, Gott sei Dank, und ...
    Der Faktor, der für das Ende von fünf Menschenleben den Ausschlag gab, war chemische Korrosion. Der Benzintank war, wie der im C99, nicht richtig galvanisiert worden, war auf seiner Reise über den Pazifik dem Salz ausgesetzt gewesen - und dann nochmals und verstärkt auf den steilen Straßen des östlichen Tennessee. Die Schweißpunkte am Tank waren besonders angreifbar und gingen bei dem Aufprall auf. Durch die Verzerrung des Rahmens schleifte der Tank über die rauhe Betonfläche der Straße; der Unterbodenschutz, der nie richtig gehaftet hatte, blätterte sofort ab, und ein anderer schwacher Punkt an dem Metalltank ging auf, und der aus Stahl bestehende Körper des Tanks lieferte den Funken, der das Benzin entzündete, das sich nach vorne hin ausbreitete.
    Die sengende Hitze des Feuerballs vermochte den Nebel tatsächlich ein wenig zu lichten, und die Stichflamme war so grell, daß die herankommenden Verkehrsteilnehmer auf beiden Seiten der Bundesstraße panikartig auf die Bremse stiegen. Dadurch fuhren hundert Meter weiter drei Fahrzeuge aufeinander, aber es war ein leichter Unfall, und die Leute sprangen aus den Autos und kamen herbeigeeilt. Die Hitze entzündete auch das Benzin, das aus Nora Dunns Wagen entwich, hüllte sie in Flammen und tötete das Mädchen, das gnädigerweise nie wieder zu Bewußtsein kommen sollte, trotz des flammenden Todes, der sie an sein Herz drückte.
    Will Snyder war so nah daran gewesen, daß er alle fünf Gesichter in dem herankommenden roten Cresta gesehen hatte. Eine Mutter und ein Baby waren die beiden, die er bis an sein Lebensende nicht vergessen sollte, die Art, wie sie zwischen den Vordersitzen saß, das Kleine an sich gedrückt, das Gesicht plötzlich nach vorn gewandt, um den nahenden Tod zu erkennen, den Lkw-Fahrer anstarrend. Die aufschießende Flamme war eine gräßliche Überraschung, aber Snyder ging trotzdem weiter, wenn auch vorsichtig. Die rechte hintere Tür des Cresta war aufgesprungen, und das gab ihm eine Chance, denn die Flammen züngelten, wenn auch nur vorübergehend, auf der linken Seite des zerstörten Autos. Er stürzte herzu, den Feuerlöscher wie eine Waffe vor sich haltend, während die Flammen sich wieder dem Benzintank unter dem roten Cresta näherten. Es ging so verdammt schnell, daß ihm nur ein kurzer Moment blieb, in dem er handeln konnte, in dem er von den dreien das einzige Kind herausriß, das möglicherweise noch am Leben war in dem Inferno. Das Feuer griff bereits auf seine Kleider über und verbrannte ihm das Gesicht, während die Fahrerhandschuhe seine Hände

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