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08 - Geheimagent Lennet und der Auftrag Nebel

08 - Geheimagent Lennet und der Auftrag Nebel

Titel: 08 - Geheimagent Lennet und der Auftrag Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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entfernt ab. Es wurde jetzt schnell dunkel. Zwischen den Materiallagern und Werkstätten erhob der Wolkenkratzer seine dunkle Gestalt. Nur auf den Aluminiumplatten gab es einige rote Lichtreflexe, die Spiegelungen der untergehenden Sonne.
    Lennet nahm seinen Eimer und ging durch die Drehtür.
    Es bestand die Gefahr, daß ein Pförtner oder ein Wächter allzu neugierig war. Aber es gelang Lennet, in einen Aufzug zu schlüpfen, noch ehe jemand irgendwelche Fragen stellen konnte. Er fuhr in die siebzehnte Etage.
    Die Tür Nummer 1703 sah wie alle Türen in diesem Gebäude aus. Auf einem Schild stand: »Osmose, Öffentlichkeitsarbeit«.
    Lennet trat ein ohne anzuklopfen und machte sich auch nicht die Mühe, den vier entzückenden Mädchen, die sich in dem Raum befanden, guten Tag zu sagen. Ihm war aufgefallen, daß man sich in Kanada die Begrüßungen aus reiner Höflichkeit ersparte. Er ging auf das nächste Fenster zu, das er sah und breitete sein Arbeitsmaterial aus: einen Wischer, einen Schwamm, ein Leder und ein Paket Waschmittel.
    »Die Fenster sind schon lange nicht mehr geputzt worden«, sagte eine der Stenotypistinnen. »Sie haben es aber auch nötig«, sagte eine andere. »Das letzte Mal war ein anderer Fensterputzer da«, bemerkte eine dritte. »Er war sehr nett.«
    Lennet konnte sich nicht enthalten zu bemerken: »Ich bin auch sehr nett.«
    Die vier Mädchen kicherten. Lennet holte draußen in der Toilette Wasser, und als er zurückkam, ging ein junger Mann im Zimmer auf und ab, die Daumen in den Ärmelausschnitten seiner kanariengelben Weste. Er war dunkelblond und wohlfrisiert. Sein Anzug war nach der neuesten Mode geschnitten, und seine Schuhe glänzten wie noch nie Schuhe geglänzt hatten.
    »Wer ist denn dieser junge Lümmel?« fragte er, als er Lennet sah.

    » Wer ist dieser Lümmel?« fragte der wohlfrisierte junge Mann gebieterisch
    »Ich bin der Fensterputzer«, sagte Lennet.
    »Von welchem Unternehmen?«
    Lennet kannte seine Lektion: »Murphy GmbH.«
    »Sehr schön. Aber Sie wissen doch, daß Sie nicht vor Ende der Arbeitszeit kommen sollen.«
    »Sagen Sie, wenn ich nach dem Ende komme, wie soll ich dann anfangen?«
    Die Mädchen kicherten. Der junge Mann dagegen sah streng drein. »Schön, schön, streiten wir nicht um Worte.
    Putzen Sie die Fenster, wie es sich gehört. Sie müssen glänzen.«
    »Sie glänzen noch mehr als Ihre Schuhe, verlassen Sie sich darauf.«
    Wieder Gelächter.
    »Was für ein Dummkopf«, sagte der junge Mann und ging in das andere Büro. Einige Sekunden später kam er wieder heraus. Er hatte einen Kamelhaarmantel an und einen lächerlichen kleinen Hut auf dem Kopf. »Bis morgen, meine Damen. Ich habe eine geschäftliche Verabredung.«
    »Auf Wiedersehen, Monsieur Osmose«, sagte Lennet.
    »Ich heiße nicht Osmose, sondern Chenoncay«, rief der schöne junge Mann empört.
    »Aber warum steht dann ,Osmose’ an Ihrer Tür?«
    »Osmose ist ein Phänomen der Durchdringung, und zwar feinster Art. Und genau dies erreichen wir bei unseren Dienstleistungen zwischen der Industrie und ihren Kunden. Verstehen Sie das?«
    Der junge Mann hatte eine Aussprache, die Lennet reizte.
    »Phänomen, Phänomen«, brummelte Lennet undeutlich.
    »Ich merke schon, daß Sie auch eines sind.«
    Der junge Mann kümmerte sich nicht weiter um Lennet, sondern ging eilig mit kleinen tänzelnden Schritten hinaus.
    Die Sekretärinnen, die sich schon in seiner Gegenwart nicht totgearbeitet hatten, drehten sich auf ihren Stühlen um, zündeten sich Zigaretten an und begannen zu schwatzen.
    Nachdem Lennet die Fenster des ersten Büros mit dem Waschmittel behandelt hatte, raffte er sein Zeug zusammen und ging in den anderen Raum, ins Büro des Monsieur Chenoncay, das für eine kleine Durchsuchung vielleicht recht interessant war.
    In zehn Sekunden war das Fenster mit Schaum bedeckt, und Lennet machte sich an dem großen Schreibtisch aus Palisanderholz zu schaffen, nachdem er sich vorher die Hände an der Hose abgewischt hatte.
    Er probierte eine Schublade nach der anderen, aber dieser junge Mann hatte nicht vergessen, alle abzuschließen. Mit gespitzten Ohren, um jedes beunruhigende Geräusch aus dem Nachbarzimmer zu bemerken, ging Lennet zum Schrank. Er war ebenfalls verschlossen. Dann wird man halt ein wenig den Dietrich anwenden müssen, dachte er. Lennet sah auf die Uhr. Es war Viertel vor fünf. Ich warte, bis die Mädchen weg sind, dann kann ich mich bequem an die Arbeit machen.
    Gerade hatte er diese

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