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08 - Geheimagent Lennet und der Auftrag Nebel

08 - Geheimagent Lennet und der Auftrag Nebel

Titel: 08 - Geheimagent Lennet und der Auftrag Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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weise Überlegung angestellt, als er hörte, daß die äußere Tür ging. Die Stimme eines jungen Mädchens sagte: »Ich soll das für Monsieur Chenoncay abgeben.«
    »Legen Sie es auf seinen Schreibtisch. Er ist nicht da«, sagte eine der Sekretärinnen.
    Mit einem Satz war Lennet am Fenster und begann wie ein Wilder mit dem Schwamm zu hantieren.
    Als die Tür aufgemacht wurde, stellte er sich, als bemerke er nichts, und er tat gut daran. Denn im Spiegelbild der Scheibe erkannte er Grigri.
    »Sie sollten bei uns oben die Fenster putzen«, sagte sie.
    »Mit der Glastür zusammen sind das Tausende von Quadratmetern.« Lennet drehte sich nicht um und gab auch keine Antwort. Denn trotz seiner Verkleidung würde Grigri ihn erkennen, wenn sie sein Gesicht sah, und dann war seine Lage ein wenig unangenehm.
    »Er hat seine Sprache verloren«, sagte das Mädchen, während sie einen Umschlag auf den Tisch legte. Lennet blieb stumm.
    »Es ist immer angenehm, wenn man es mit höflichen Menschen zu tun hat«, bemerkte Grigri ironisch.
    Jetzt war es vielleicht doch verdächtig, weiterhin zu schweigen.
    »I do not speak French«, sagte Lennet und bemühte sich, dies so englisch wie möglich auszusprechen.
    »Sieh da, ein Engländer«, sagte Griselidis. »Und zwar einer, den man direkt aus England importiert hat.«
    Sie ging hinaus und machte glücklicherweise im Vorzimmer keinerlei Bemerkungen über den sonderbaren Fensterputzer.
    Lennet stürzte sich auf den Umschlag. Sicher war nichts Wichtiges darin, aber man konnte sich die Sache ja ruhig ansehen.
    Der Umschlag war groß, gelb und zugeklebt, aber nicht abgestempelt. Mit einer festen Handschrift hatte jemand »M.A.N. Chenoncay« daraufgeschrieben. Lennet fühlte mit dem Finger den Inhalt. Es waren kleine rechteckige Kartonblätter, vermutlich Fotografien.
    Er nahm einen Bleistift vom Tisch, schob ihn in eine Ecke zwischen Umschlag und Lasche und drehte vorsichtig. Er hatte richtig geraten: Der Umschlag enthielt nichts als Fotografien. Sie waren alle im Format von Paßfotos und zu langen Streifen zusammengefaßt, so wie sie aus Fotoautomaten herauskommen.
    Lennet überflog schnell die Gesichter, um zu sehen, ob ihm eines bekannt war. Aber bereits der erste, den er erkannte, war er selbst. Lennet konnte nur mühsam einen Schrei der Überraschung unterdrücken. Es gab keinen Zweifel, dieser Bursche mit den blonden Haaren und der Strähne, die über die Stirn fiel, das war er selbst. Aber warum hatte er diesen arroganten unsympathischen Gesichtsausdruck?
    Er nahm den nächsten Streifen und fand wieder sein Gesicht, diesmal mit einer Baskenmütze. Er mühte sich, alle Gesichter der Reihe nach ohne Hast anzusehen. Im Büro nebenan zogen sich die Mädchen an, um nach Hause zu gehen. Er hörte eins der Mädchen sagen: »Du hast ja neue Schuhe.«
    »Das sind doch die vom letzten Jahr.«
    Der nächste Streifen. Phil! Unbekannte. Andere Unbekannte, Männer, Frauen. Wieder Phil. Wieder Lennet.
    Immer wieder ich. Ich habe noch gar nicht gewußt, daß ich so fotogen bin, dachte er.
    Und plötzlich spürte Lennet etwas wie einen Stich.
    Angst kroch ihm über das Rückgrat.
    Denn auf dem letzten Foto war er wieder, mit offenem, zu weitem Arbeitshemd. Dieses Foto mußte vor wenigen Minuten gemacht worden sein. Von wem? Wie? Wo?
    Wozu? Lennet wußte keine Antwort.
    Einen Augenblick lang hatte er das Gefühl, in einer Falle zu sitzen, aus der er nicht mehr lebend herauskommen würde.
    Die Sekretärinnen waren gegangen, es herrschte absolute Stille. »Ruhig, mein Alter«, sagte Lennet zu sich selbst. »Ruhig.«

    Ich habe nicht gewußt, daß ich so fotogen bin! dachte Lennet verblüfft
    Schweißtropfen liefen ihm über die Stirn. Er atmete tief durch, und langsam gewann er wieder die Herrschaft über seine Reaktionen.
    Er wußte ja nicht, ob er nicht in genau diesem Augenblick im Visier einer geheimen Fotolinse war, durch die man ihn beobachtete. Er schob die Fotos wieder in den Umschlag und steckte ihn dann in sein Hemd. Dann nahm er den Eimer und das übrige Werkzeug und ging ins Büro nebenan. Es war dunkel. Lennet drehte das Licht an und fuhr dann mit dem Wischer über die Fenster.
    Er beugte sich hinter einen Schreibtisch, um aus dem Sichtfeld des Periskops zu kommen, für den Fall, daß hier eines eingebaut war. In dieser Lage fühlte er nach seiner Pistole im Schulterhalfter. Immer noch glaubte er, man werde ihn diese »Suite« nicht lebend entkommen lassen, und er hatte nicht die Absicht,

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