08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
werde ich dich erinnern, wenn Renata erst achteinhalb Monate schwanger ist und du dir vor Sorge fast in die Hosen machst.“
„Darauf brauchen wir nicht zu warten“, warf Kade ein. „Renata hat ihn doch auch schon so weit, dass er auf Kommando für sie Männchen macht. Wahrscheinlich hat sie auch schon eine Leine für ihn.“
„Ach ja?“ Niko griff nach seinem Gürtel und machte eine Show daraus, die Schnalle zu öffnen. „Gebt mir eine Sekunde, und ich zeig euch meine Leine.“
Brock schüttelte den Kopf über seine Brüder, die großspurigen Sprüche und das fröhliche Geflachse über Stammesgefährtinnen und Babys, die bald kamen, gingen irgendwie an ihm vorbei. Er musste die ganze Zeit an Jenna denken und daran, wie er wohl einen Weg finden konnte, eine gemeinsame Zukunft mit ihr zu haben.
Sie war keine Stammesgefährtin, und das machte ihm Sorgen. Nicht deshalb, weil sie nie Kinder zusammen haben konnten. Nicht einmal, weil zwischen ihnen keine Blutsverbindung möglich war, die sie unauflöslich aneinander binden würde, solange sie beide lebten.
Er brauchte keine Blutsverbindung, um seine Gefühle für sie zu verstärken. Sie war so schon seine Gefährtin, auf alle Arten, auf die es ankam. Er liebte sie, und obwohl er nicht sicher war, wie ihre Zukunft aussehen würde, konnte er sich ohne Jenna keine Zukunft mehr vorstellen.
Er sah zu den anderen Kriegern hinüber, die mit ihm im Waffenraum waren, und wusste, dass er wenn nötig für Jenna sterben würde – genau wie jeder andere blutsverbundene Stammesvampir für seine Gefährtin.
Als sein Blick an Kade, Niko und Dante vorbeiwanderte, fiel ihm auf, dass Rio in den letzten Minuten sehr still geworden war. Der Spanier mit dem vernarbten Gesicht stand an die Wand gelehnt, starrte in die Luft und rieb sich müßig mit der Faust über sein Brustbein.
„Alles okay mit dir, Rio?“
Er sah zu Brock hinüber und zuckte vage die Schultern. Seine Faust kreiste weiter, direkt über seinem Herzen. „Wie spät ist es?“
Brock sah auf die Wanduhr am anderen Ende der Halle. „Fast halb vier.“
„Die Frauen sollten sich jetzt jede Minute melden“, sagte Kade. Auch er blickte abwesend, und in seinen silbernen Augen glitzerte eine Spur von Unbehagen.
Niko legte seine Waffe hin und zog sein Handy heraus. „Ich rufe Renata an. Irgendwie hab ich auf einmal ein komisches Gefühl.“
„Ich auch“, stimmte Kade ihm zu. „Du denkst doch nicht, dass ihnen was passiert ist?“
Obwohl Brock die ernste Stimmung, die sich so plötzlich über seine Brüder senkte, überhaupt nicht gefiel, sagte er sich, dass alles in Ordnung sei. Schließlich hatten Jenna und die anderen Frauen doch nur eine schnelle Spritztour ans Cape gemacht, um eine achtzigjährige Nonne zu besuchen, Herrgott noch mal!
Jenna hatte eine Waffe dabei, Renata ebenfalls, und beide konnten auch damit umgehen. Es gab überhaupt keinen Grund zur Besorgnis.
Dante kam herüber, die Stirn finster gerunzelt, während Niko in anhaltendem Schweigen abwartete, dass seine Gefährtin ans Telefon ging. „Und?“
„Sie geht nicht ran“, antwortete Niko leise.
„Madre de Dios.“ Rio stieß sich von der Wand ab. „Irgendwas macht Dylan Angst, ich spüre es in meinen Adern.“
Brock registrierte die Besorgnis, die jetzt alle seine Brüder erfasste. „Ihr beiden spürt es auch?“, fragte er und warf Kade und Niko einen düsteren Blick zu.
„Mein Puls geht gerade durch die Decke“, sagte Kade. „Scheiße, da passiert eben was Schreckliches mit Alex und den anderen!“
„Es wird frühestens in einer Stunde dunkel“, erinnerte Dante sie ernst.
„So lange können wir nicht warten“, sagte Niko. „Wir müssen ihnen nach, sofort!“
Brock verfiel mit den anderen in Gleichschritt. Er fühlte sich verloren und desorientiert, weil er von den Instinkten der anderen abhängig war, um ihn zu Jenna und den Stammesgefährtinnen der anderen Männer zu führen, denen offenbar Gefahr drohte.
Jenna war in Gefahr, und er hatte keine Ahnung davon gehabt.
Sie konnte gerade im Sterben liegen, und er würde es nicht wissen, bis er über ihrer Leiche stand.
Diese Erkenntnis, so kalt wie der Tod selbst, drang in seine Brust und umschloss seine Herz wie eine eisige Faust.
„Beeilung!“, bellte er seinen Brüdern zu.
Zusammen rannten die vier aus dem Waffenraum und packten im Gehen ihre Waffen und Ausrüstung.
Im gleichen Augenblick hatten Jenna und Renata ihre Pistolen gezogen und auf die lächelnde Nonne
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