08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
Lichtstrahl aus seinen transformierten Augen fest.
Gresa winselte und schluchzte und heulte dann vor Entsetzen laut auf, als Brock sich herunterbeugte und seine Fänge in die Arterie schlug, die wild im Hals des Mannes pochte. Er sog das alkoholhaltige Blut in den Mund und trank, gierig vor Wut und Durst.
Er trank und trank.
Das Blut nährte ihn, aber es war die Wut – die Rache dafür, was diese Männer Jenna, einer unbewaffneten Frau, angetan hatten, die ihn wirklich befriedigte.
Brock hob den Kopf und heulte seinen Triumph in den Nachthimmel hinauf, Blut rann ihm heiß das Kinn hinab. Er trank noch etwas mehr, und dann packte er den Schädel des Mannes mit beiden Händen und brach ihm mit einem wilden Ruck das Genick.
Als es vorbei war, als auch der letzte Rest seiner Wut und seines Durstes allmählich verebbt war und alles, was es für ihn hier noch zu tun gab, war, die Leichen zu entsorgen, warf Brock einen klareren Blick auf das wilde, blutige Gemetzel, das er da eben veranstaltet hatte.
Die totale Vernichtung.
„Herr im Himmel!“, zischte er, ließ sich in die Hocke fallen und fuhr sich mit der Hand über den Kopf.
So viel zum Thema, die Dinge mit Jenna Darrow rein geschäftlich zu halten.
Wenn das eine Prüfung gewesen war, war er eben mit Pauken und Trompeten durchgefallen.
8
„Ich hoffe, ihr habt alle Hunger mitgebracht“, sagte Alex und tauchte aus der Schwingtür der Küche des Anwesens auf, in der einen Hand eine riesige Schüssel frisch geschnittenes Obst, in der anderen einen Korb mit dampfenden Brötchen, die nach aromatischen Kräutern dufteten.
Sie stellte beides auf dem Esszimmertisch vor Jenna und Tess ab, die von Alex und den anderen Frauen des Hauptquartiers die strikte Anweisung erhalten hatten, sich zurückzulehnen und sich das Frühstück servieren zu lassen.
„Wie fühlst du dich, Jen?“, fragte Alex. „Brauchst du irgendwas? Wenn du dein Bein hochlegen willst, kann ich einen Hocker aus dem anderen Zimmer holen.“
Jenna schüttelte den Kopf. „Mir geht’s gut.“ Seit der Operation gestern Abend fühlte ihr Bein sich schon viel besser an, und die Schmerzen hielten sich in Grenzen. Sie benutzte einen Stock zum Gehen, aber nur, weil Tess darauf bestanden hatte. „Ist wirklich nicht nötig, so ein Getue um mich zu machen.“
„Tja, so ist sie, meine beste Freundin, die Buschpolizistin, wie sie leibt und lebt“, sagte Alex zu Tess, verdrehte die Augen und winkte ab. „Bloß eine kleine Schusswunde, gar kein Grund zur Besorgnis.“
Jenna schnaubte ein wenig. „Bei der Woche, die ich hinter mir habe, dürfte eine Schussverletzung am Oberschenkel noch meine kleinste Sorge sein.“
Sie war nicht auf Mitgefühl aus, konstatierte nur eine Tatsache.
Tess legte ihr leicht die Hand aufs Handgelenk, sie verblüffte Jenna mit ihrer Wärme und der ehrlichen Zuneigung in ihren Augen. „Niemand von uns kann sich auch nur ansatzweise vorstellen, was du durchgemacht hast, Jenna, aber ich hoffe, du weißt, dass wir jetzt für dich da sind. Du bist hier unter Freunden, und das gilt für uns alle.“
Jenna widerstand der tröstlichen Wirkung, die Tess’ Worte auf sie hatten. Sie wollte sich hier nicht entspannen, bei Alex und diesen offenbar so gastfreundlichen Fremden.
Und auch nicht bei Brock.
Bei dem schon gar nicht.
Ihr schwirrte immer noch der Kopf, nachdem er sie in der Stadt so unerwartet gerettet hatte. Es war ein Fehler gewesen, einfach so loszuziehen, wie sie es getan hatte, schlecht vorbereitet und emotional völlig durcheinander. So lange war sie noch nicht aus dem Polizeidienst ausgeschieden, dass sie nicht mehr wusste, dass der sicherste Weg in die Bredouille war, in unvertrautem Gelände planlos draufloszustürmen. Alles, was sie in dem Sekundenbruchteil vor ihrer Flucht aus dem Hauptquartier gespürt hatte, war ihr verzweifelter Wunsch gewesen, dieser düsteren neuen Realität zu entkommen.
Sie hatte die Situation auf der Grundlage ihrer Emotionen falsch eingeschätzt. Ein klassischer Anfängerfehler, mit dem Ergebnis, dass die Verstärkung anrücken und sie heraushauen musste. Dass ihre Verstärkung in der Gestalt eines absolut furchterregenden Vampirs angerückt war, war etwas, das ihr mentales Fassungsvermögen momentan noch völlig überstieg.
Sie wusste, dass Brock ihr letzte Nacht das Leben gerettet hatte. Ein Teil von ihr wünschte sich, er hätte es nicht getan. Sie wollte ihm nichts schuldig sein. Sie war keine, die anderen etwas schuldig
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