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08 Geweihte des Todes - Adrian Lara

Titel: 08 Geweihte des Todes - Adrian Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Lara
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wir diese Kleider loswerden?“
    Die beiden Stammesgefährtinnen arbeiteten Hand in Hand, entfernten die blutgetränkte Jeans und Brocks ruinierten Ledermantel, während Brock nur dastehen konnte, wie gelähmt von seinem Durst und einem anderen Gefühl, das sogar noch tiefer ging.
    „Okay“, drängte Tess und warf ihm einen wissenden Blick zu. Sie hatte sich die Hände gewaschen und abgetrocknet und zog nun ein Paar Chirurgenhandschuhe aus einer Schachtel auf dem Instrumententisch an. „Wenn du so weit bist, kann’s losgehen, Brock.“
    Er streckte die Hände nach Jenna aus und legte ihr die Handflächen seitlich an den Hals. Zuerst zuckte sie zusammen, und ihr unsicherer Blick suchte seinen, als wollte sie vor seiner Berührung zurückzucken.
    „Mach die Augen zu“, sagte er zu ihr, und es fiel ihm schwer, das hungrige Knurren aus seiner Stimme zu verbannen. „In ein paar Minuten ist alles vorbei.“
    Ihr Brustkorb hob und senkte sich heftig, ihre Augen waren unablässig auf seine gerichtet, noch traute sie ihm nicht ganz.
    Und warum sollte sie auch? Er war Angehöriger derselben Spezies wie die Kreatur, die sie in Alaska gequält hatte. So wie er gerade aussah, dachte Brock, war es schon ein kleines Wunder, dass sie nicht vom Tisch sprang und versuchte, ihn mit einem von Tess’ ordentlich aufgereihten Skalpellen zu massakrieren.
    Aber als er so auf sie heruntersah, stieß Jenna leise den Atem aus, und ihr fielen die Augen zu. Er spürte das starke Hämmern ihres Pulses unter seinem Daumen … dann den ersten scharfen Schmerz, als Tess begann, Jennas Wunde zu säubern.
    Brock konzentrierte sich mit aller Kraft darauf, sie schmerzfrei zu halten, dämpfte mit seiner Gabe das scharfe Brennen des Desinfektionsmittels und die spitzen, forschenden chirurgischen Instrumente. Er schluckte Jennas Schmerz und war sich dabei vage bewusst, dass Tess einen erstklassigen Job machte, als sie die Kugel herauszog, die tief in Jennas Oberschenkelmuskel steckte.
    „Hab ich dich“, murmelte Tess und ließ den Bleiklumpen klirrend in ein Becken aus rostfreiem Stahl fallen. „Das war der schwerste Teil, der Rest ist ein Klacks dagegen.“
    Brock grunzte. Nicht wegen der Schmerzen, die ertrug er problemlos. Hölle noch mal, schließlich kam jede Nacht mindestens ein Krieger mit einer Schussverletzung von der Patrouille zurück und musste zusammengeflickt werden. Aber Jenna hatte sich nicht freiwillig für diesen ganzen Scheiß gemeldet, Ex-Bulle oder nicht. Sie hatte nicht darum gebeten, in die Schlachten des Ordens hineingezogen zu werden – wenn er auch nicht wusste, warum ihn das so beschäftigte.
    Er hatte derzeit eine Menge Gefühle, auf die er weiß Gott kein Recht hatte.
    Immer noch tobte sein Hunger in ihm wie ein Sturm, nun gespeist von zwei mächtigen, gleichermaßen fordernden Quellen. Ihnen nachzugeben würde ein Fehler sein, besonders jetzt. Und vor allem, weil das Objekt seiner vereinten Begierden eine Frau war, die der Orden beschützen musste. Die er als Verbündete brauchte, zumindest bis sich herausgestellt hatte, was sie für seinen Krieg mit Dragos bedeutete.
    Und trotzdem begehrte Brock sie.
    Er wollte sie beschützen, obwohl er wusste, dass er für den Job ungeeignet war, und das sogar, obwohl sie offenbar den Gedanken nicht ertragen konnte, von anderen Hilfe anzunehmen. Lucan hatte sie offiziell zu seiner Schutzbefohlenen gemacht, aber Brock wusste, dass sie schon viel früher zu seiner persönlichen Mission geworden war. Schon von dem Augenblick an, als er sie in Alaska das erste Mal gesehen hatte, in ihrem Haus, wo der Älteste sie tagelang gequält hatte, hatte er den Drang gespürt, sie zu beschützen.
    Nicht gut, schalt er sich selbst. Gar nicht gut, wenn man Job und Persönliches nicht auseinanderhalten konnte.
    Hatte er diese Lektion nicht auf die harte Tour zu Hause in Detroit lernen müssen?
    Sich persönlich in seine Missionen verwickeln zu lassen, war die Überholspur ins Versagen.
    Minuten mussten vergangen sein, als er darüber nachdachte, wie viele Jahre dieses dunkle Kapitel seines Lebens bereits zurücklag und wie es ihm heute damit ging. Er registrierte entfernt, dass Tess in konzentriertem Schweigen operierte und Renata ihr die verlangten Instrumente und sonstigen Utensilien reichte. Erst als der letzte Stich fertig vernäht und Tess zum Waschbecken hinübergegangen war, realisierte Brock, dass er Jenna immer noch berührte, immer noch mit dem Daumenballen über ihre Halsschlagader

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