08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
von Dragos und seinen Leutnants überfallen hatten. In dem Scharmützel war Hunter befreit worden und hatte sich mit dem Orden gegen seinen Schöpfer verbündet.
Brock blieb zwischen den beiden Betten des bescheidenen Schlafraums im Kasernenstil stehen. Beide waren mit militärischer Präzision gemacht, die hellbraune Überdecke und die weißen Leinentücher makellos zusammengelegt, das einzelne Kissen am Kopfende jeder Pritsche akribisch arrangiert.
„Welches ist meins?“
„Das spielt für mich keine Rolle.“
Brock sah zurück auf das teilnahmslose Gesicht mit den undurchschaubaren goldenen Augen. „In welchem schläfst du? Dann nehme ich das andere.“
Hunters ausdrucksloser Blick änderte sich keinen Deut. „Das sind nur Möbel, sie haben keinerlei Bedeutung für mich.“
Brock murmelte einen leisen Fluch. „Vielleicht kannst du mir ein paar Tipps geben, wie du das machst mit deiner Leckt-mich-doch-alle-am-Arsch-Nummer. Die würde mir auch helfen. Besonders, wenn’s um Frauen geht.“
Mit einem Knurren warf er seinen Sack auf das linke Bett, dann rieb er sich mit der Handfläche über Gesicht und Kopf. Das Stöhnen, das ihm entwich, war voller Frustration und aufgestauter Lust, die er unterdrückt hatte, seit er sich gezwungen hatte, Jenna stehen zu lassen und der Versuchung zu entkommen, die er gerade so dermaßen nicht brauchen konnte.
„Verdammt!“, stieß er hervor. Sein ganzer Körper pochte schon wieder bei der bloßen Erinnerung an ihr schönes Gesicht, das zu ihm aufsah.
Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er gedacht, sie hatte nur darauf gewartet, dass er sie küsste. Sein Instinkt hatte ihm das klar und deutlich gemeldet; aber er wusste auch, dass es das Letzte war, was Jenna derzeit brauchen konnte.
Sie war verwirrt und verletzlich, und er war keiner, der das ausnutzen würde, bloß weil seine Libido nach ihr gierte. Aber leider halfen solche Gedanken nicht gegen seinen Ständer, der plötzlich wieder aufgewacht war, verdammt noch mal!
„Schöner Held bist du“, schalt er sich. „Das hast du jetzt davon, den Noblen zu spielen. Jetzt kannst du die ganze nächste Woche in einer Badewanne Eiswasser sitzen.“
„Bist du krank?“, fragte Hunter, und Brock merkte erschrocken, dass der andere Mann immer noch hinter ihm im Zimmer stand.
„Kannst du laut sagen“, sagte Brock mit einem sardonischen Kichern. „Wenn du die Wahrheit wissen willst, fehlt mir schon was, seit ich sie zum ersten Mal gesehen habe.“
„Die Menschenfrau“, antwortete Hunter grimmig. „Die ist offensichtlich ein Problem für dich.“
Brock stieß einen humorlosen Seufzer aus. „Merkt man das so deutlich?“
„Ja.“ Hunter wertete nicht, stellte nur eine Tatsache fest. Er sprach wie eine Maschine, totale Präzision und null Gefühl. „Alle heute im Techniklabor dürften zu demselben Schluss gekommen sein. Du hast dich von Chase’ Bemerkung über deine Beziehung zu dieser Frau unnötig provozieren lassen, und deine Überreaktion hat eine Schwäche in deinem Training aufgezeigt. Schlimmer noch, einen Mangel an Selbstbeherrschung. Du hast fahrlässig reagiert.“
„Na, schönen Dank auch“, antwortete Brock und vermutete, dass sein Sarkasmus an den ungeselligen, unerschütterlichen Hunter verschwendet war. „Erinnere mich daran, dass ich dir die Hölle heißmache, wenn du erst mal so weit auftaust, dass dir eine Frau zu schaffen macht.“
Hunter reagierte nicht, starrte ihn nur ohne einen Funken von Gefühl an. „Das wird nicht passieren.“
„Scheiße“, sagte Brock und schüttelte den Kopf über den steifen Gen-Eins-Soldaten, der in seiner Kindheit nur Vernachlässigung und grausame Disziplin kennengelernt hatte. „Du warst wohl noch nicht mit der richtigen Frau zusammen, wenn du dir da so sicher sein kannst.“
Hunters Miene blieb stoisch und distanziert. Und als Brock ihn so ansah, begann es ihm zu dämmern. „Ich werd verrückt … Warst du denn überhaupt schon mal mit einer Frau zusammen, Hunter? Mein Gott … du bist noch Jungfrau, nicht?“
Die goldenen Augen des Gen Eins blieben weiter auf Brock gerichtet, als betrachtete er es als Willensprüfung, sich nicht von dieser Enthüllung berühren zu lassen. Und man musste es dem Kerl lassen, in seinen unheimlichen Augen und dem völlig beherrschten Gesicht flackerte keinerlei Gefühlsregung auf.
Das Einzige, was ihn zusammenzucken ließ, war das leise Schlurfen von Füßen in Hauspantoffeln, die sich draußen auf dem
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