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08 Geweihte des Todes - Adrian Lara

Titel: 08 Geweihte des Todes - Adrian Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Lara
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und an seinem starken Hals hatte auch nicht nachgelassen.
    Sie sah ihm zu, wie er eine Last trug, die eigentlich ihr gehörte, und hatte plötzlich das Gefühl, ganz klein und hilflos zu sein.
    Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich damit abgekämpft, sich zu beweisen – zuerst ihrem Vater und ihrem Bruder Zach, die sie beide nur allzu deutlich spüren ließen, dass sie ihr nicht zutrauten, es im Polizeidienst zu etwas zu bringen. Später hatte sie danach gestrebt, die perfekte Ehefrau und Mutter zu sein. Ihr ganzes geregeltes Leben hatte sich auf einer Basis von Stärke, Disziplin und Tüchtigkeit abgespielt.
    Es war unglaublich, aber als sie jetzt so vor Brock stand, lag es nicht etwa daran, dass er einer anderen Spezies angehörte – einer gefährlichen und außerirdischen Spezies –, dass sie am liebsten im Erdboden versunken wäre. Es war die Angst, dass er durch die harte Schale ihrer Wut hindurchsehen konnte, die sie wie eine Rüstung trug, und dass er vielleicht erkannte, was für eine verängstigte, einsame Versagerin sie in Wirklichkeit war.
    Wieder schüttelte Brock leicht den Kopf in dem Schweigen, das zwischen ihnen hing. Langsam ließ er den Blick über ihr ganzes Gesicht wandern, dann sah er ihr wieder in die Augen. „Es gibt Schlimmeres, als sich ab und zu mal an jemanden anlehnen zu müssen, Jenna.“
    „Verdammt, ich hab gesagt, du sollst mir aus dem Weg gehen!“ Mit diesem Aufschrei versetzte sie ihm einen harten Stoß, ihre Handflächen prallten gegen seine breite Brust, und sie stieß ihn mit all der Wut und Angst zurück, die sie in sich hatte.
    Brock flog einige Schritte nach hinten und krachte fast gegen die gegenüberliegende Korridorwand.
    Jenna schnappte erschrocken nach Luft, verblüfft darüber, was sie da gerade getan hatte.
    Zutiefst entsetzt.
    Brock war ein hünenhafter, muskelbepackter Mann, zwei Meter groß und über hundert Kilo schwer. Er war viel stärker als sie, physisch viel mächtiger als alles, was sie je gekannt hatte.
    Und sie hatte ihn gerade ein paar Meter über den Boden gestoßen.
    Seine Brauen hoben sich überrascht. „Wow!“, murmelte er und klang eher erstaunt als wütend.
    Jenna hob die Hände und starrte sie an, als gehörten sie jemand anders. „Oh mein Gott! Wie hab ich … was ist da eben passiert?“
    „Ist schon okay“, sagte er und kam wieder mit dieser entnervenden, ruhigen Leichtigkeit auf sie zu.
    „Brock, tut mir leid. Ich hatte wirklich nicht vor, zu …“
    „Weiß ich doch“, sagte er mit einem sachlichen Nicken. „Kein Problem, du hast mir nicht wehgetan.“
    Hysterie stieg ihr die Kehle hinauf. Zuerst der Schock darüber, dass das Implantat irgendwie ihre DNA veränderte, und jetzt das – dass sie plötzlich über Kräfte verfügte, die sie eigentlich gar nicht besitzen konnte. Sie dachte an ihre Flucht von dem Grundstück zurück und an ihr bizarres neues Sprachtalent. All das war gekommen, seit der Älteste ein Stück von sich in ihrer Wirbelsäule hinterlassen hatte.
    „Was zur Hölle passiert da mit mir, Brock? Wann wird das alles endlich aufhören?“
    Er nahm ihre zitternden Hände in seine und hielt sie fest. „Was immer da passiert, du musst es nicht alleine durchstehen. Das muss dir klar sein.“
    Sie wusste nicht, ob er für alle im Hauptquartier sprach oder für sich selbst, und hatte nicht die Kraft, ihn um eine Erklärung zu bitten. Sie sagte sich, dass es nicht von Bedeutung war, was er meinte, und doch raste plötzlich ihr Puls, als sie zu ihm aufstarrte. Unter der Hitze seiner unergründlichen braunen Augen spürte sie ihre schlimmsten Ängste dahinschmelzen.
    Sie fühlte sich warm und geborgen – und wollte dagegen ankämpfen, aber konnte es nicht, solange Brock sie in seinen Händen und seinem Blick hielt.
    Nach einem scheinbar endlosen Augenblick runzelte er die Stirn und ließ langsam ihre Hände los. Dabei ließ er seine Handflächen ihre Arme hinabgleiten. Es war ein sinnliches Streicheln, das zu lange verweilte, um unverfänglich zu sein. Das wusste Jenna, und sie konnte sehen, dass auch er es wusste.
    Seine dunklen Augen schienen noch dunkler zu werden, sie zu verschlingen. Sie wanderten langsam zu ihrem Mund und blieben dort liegen, als Jenna mit einem zittrigen kleinen Keuchen ausatmete.
    Sie wusste, dass sie jetzt von ihm zurücktreten sollte. Es gab keinen Grund für sie beide, so beieinander stehen zu bleiben, nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Er brauchte nur leicht den Kopf zu senken oder sie

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