08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
Empörung, als sie in seine dunklen Augen starrte, in denen bernsteingelbe Lichtfunken blitzten.
„Was zur Hölle denkst du, was du da machst?“, keuchte sie und sprang auf die Füße.
Der Muskel in seinem Kiefer zuckte wieder, als er aufstand, um sie anzusehen. „Dir helfen.“
Schlagartig strömten Bilder auf sie ein – eine jähe, deutliche Erinnerung an die Zeit nach ihrer Gefangenschaft bei der Kreatur, die in ihr Haus in Alaska eingebrochen war.
Auch da hatte sie Schmerzen gehabt. Sie war völlig verängstigt und im Schockzustand gewesen, derart übermannt von Verwirrung und Entsetzen, dass sie gedacht hatte, sie würde daran sterben.
Und dann hatten warme, fürsorgliche Hände sie getröstet. Sie erinnerte sich an das grimmige, gut aussehende Gesicht dieses Fremden, der in ihr Leben getreten war wie ein dunkler Engel und dafür gesorgt hatte, dass sie in Sicherheit war, der ihr Geborgenheit und Ruhe gegeben hatte, als die ganze Welt um sie herum ins Chaos stürzte.
„Du warst da“, murmelte sie, verblüfft, dass sie es erst jetzt erkannte. „In Alaska, als der Älteste fort war. Du bist bei mir geblieben und hast mir die Schmerzen genommen. Und später auch, als ich schon hier im Hauptquartier war. Mein Gott … bist du etwa auf der Krankenstation die ganze Zeit über bei mir gewesen?“
Seine dunklen, unergründlichen Augen blieben weiter fest auf sie gerichtet. „Ich war der Einzige, der dir helfen konnte.“
„Und wer hat dich darum gebeten?“, fragte sie heftig, bewusst barsch, aber sie musste einfach irgendwie gegen die Hitze ankämpfen, die immer noch durch ihren Körper strömte, unwillkommen und ungewollt.
Schlimm genug, dass er gedacht hatte, er müsste sie durch die Nachwirkungen ihres Martyriums verhätscheln wie ein Kind. Noch schlimmer war, dass er offenbar dachte, dass sie das immer noch nötig hatte. Sie würde verdammt sein, wenn sie ihm noch eine Sekunde lang das Gefühl gab, dass sie seine Berührung genossen hatte.
Das Gesicht immer noch schmerzverzerrt von dem, was er eben für sie getan hatte, schüttelte er den Kopf und stieß einen leisen Fluch aus. „Für eine Frau, die sich von niemandem helfen lassen will, scheinst du es weiß Gott oft nötig zu haben.“
Sie widerstand nur knapp der Versuchung, ihm zu sagen, dass er sich zum Teufel scheren sollte. „Ich kann schon auf mich selbst aufpassen.“
„Wie letzte Nacht in der Stadt?“, fragte er herausfordernd. „Wie eben vor ein paar Minuten im Techniklabor, wo du ohne mich auf deinem störrischen Hintern gelandet wärst?“
Ihre Wangen brannten von der Demütigung wie von einer Ohrfeige. „Weißt du was? Tu uns beiden einen Gefallen und hilf mir in Zukunft einfach nicht mehr.“
Sie wirbelte herum und ging auf die Tür zum Korridor zu, die immer noch offen stand. Bei jedem wunderbar schmerzfreien Schritt wurde sie nur noch wütender auf Brock. Nur noch entschlossener, so viel Distanz wie möglich zwischen sich und ihn zu bringen.
Bevor sie sich der Schwelle auf einen Meter nähern konnte, stand er schon vor ihr. Verstellte ihr einfach den Weg, obwohl sie gar nicht gesehen oder gehört hatte, dass er sich bewegt hatte.
Sie blieb abrupt stehen und starrte ihn mit offenem Mund an, verblüfft von seiner übernatürlichen Schnelligkeit.
„Geh mir aus dem Weg!“, sagte sie und versuchte an ihm vorbeizugehen.
Sein riesiger Körper folgte ihrer Bewegung und verstellte ihr wieder den Weg. Die Intensität seines Blicks sagte ihr, dass er noch mehr sagen wollte, aber Jenna wollte es nicht hören. Sie musste jetzt allein sein.
Brauchte Zeit, um über alles nachzudenken, was ihr geschehen war … und was immer noch geschehen möge und ständig beängstigender wurde.
„Lass mich vorbei!“, sagte sie und hasste es, wie stockend und unsicher ihre Stimme plötzlich klang.
Brock hob langsam die Hand und strich ihr eine zerzauste Haarsträhne aus der Stirn. Es war eine zärtliche, freundliche Geste, nach der sie sich zutiefst sehnte, sich jedoch davor fürchtete, sie anzunehmen. „Du bist jetzt in unserer Welt, Jenna. Und ob du es zugeben willst oder nicht, du bist selbst schon ein Teil davon geworden.“
Als er sprach, beobachtete sie seinen Mund und wünschte sich, von seinen vollen, sinnlichen Lippen nicht so fasziniert zu sein. Immer noch litt er ihre Schmerzen, sie sah es am leichten Beben seiner Nasenflügel, als er Atem holte und ihn kontrolliert wieder ausstieß. Die Anspannung in seinem schönen Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher