Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

08 Geweihte des Todes - Adrian Lara

Titel: 08 Geweihte des Todes - Adrian Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Lara
Vom Netzwerk:
auf.
    „Das ist sie“, sagte Dylan und zeigte auf die Frau mit dem mütterlichen Lächeln und den Geborgenheit spendenden Armen. „Schwester Margaret.“
    „Und sie ist wer?“, fragte Jenna, die ihre Neugier nicht zügeln konnte.
    Dylan sah zu ihr hinüber. „Vorausgesetzt, sie ist noch am Leben, ist diese Frau derzeit vermutlich unsere beste Chance, mehr über die Stammesgefährtinnen herauszufinden, die verschwunden oder durch Dragos umgekommen sind.“
    Jenna schüttelte leicht den Kopf. „Kann dir nicht folgen.“
    „Einige der Frauen, die er umgebracht hat – und wahrscheinlich viele, die er immer noch gefangen hält – kamen aus Heimen“, sagte Dylan. „Weißt du, es ist nicht ungewöhnlich für Stammesgefährtinnen, sich in der Gesellschaft der Normalsterblichen verwirrt und deplatziert zu fühlen. Die meisten von uns haben keine Ahnung davon, wie anders wir wirklich sind, ganz zu schweigen davon, warum. Außer dem Muttermal, das wir alle haben, und unserer Biologie haben wir alle auch individuelle übernatürliche Fähigkeiten.“
    „Aber nicht so, wie man es immer in Fernsehtalkshows oder der Werbung für Hellseher-Hotlines sieht“, warf Savannah ein. „Echte übersinnliche Fähigkeiten sind oft der sicherste Indikator, eine Stammesgefährtin zu identifizieren.“
    Dylan nickte. „Manchmal sind diese Talente ein Segen, aber oft sind sie auch ein Fluch. Meine eigene Gabe ist für mich den größten Teil meines Lebens ein Fluch gewesen, aber zum Glück hatte ich eine Mutter, die mich liebte. So verwirrt und verängstigt ich auch war, bei ihr hatte ich immer mein sicheres Zuhause.“
    „Aber es haben eben nicht alle solches Glück“, fügte Renata hinzu. „Mira und ich haben eine ganze Reihe Waisenhäuser in Montreal durchlaufen. Und manchmal haben wir auch auf der Straße gelebt.“
    Jenna hörte schweigend zu und schätzte sich glücklich, dass sie in eine normale, relativ eng verbundene Familie hineingeboren worden war, in der als Kind ihr größtes Problem darin bestanden hatte, mit ihrem Bruder um Anerkennung und Zuneigung wetteifern zu müssen. Sie konnte sich nicht vorstellen, die Art von Problemen zu haben, wie die Frauen mit dem Mal der Stammesgefährtinnen sie hatten. Ihre eigenen Probleme, so unbegreiflich sie auch waren, schienen sich ein wenig zu relativieren, als sie darüber nachdachte, was für ein Leben diese anderen Frauen geführt hatten. Ganz zu schweigen von der Hölle, durch die diejenigen von ihnen gegangen waren, die tot waren oder vermisst wurden.
    „Ihr glaubt also, dass Dragos junge Frauen jagt, die in diesen Heimen landen?“, fragte sie.
    „Das wissen wir sogar“, sagte Dylan. „Meine Mom hat früher in einer Stiftung für Straßenkids in New York gearbeitet. Es ist eine lange Geschichte, die erzähle ich dir ein andermal, aber jedenfalls hat sich herausgestellt, dass die Einrichtung, in der sie arbeitete, von Dragos selbst gegründet und geleitet wurde.“
    „Oh mein Gott!“, hauchte Jenna.
    „Wenn er sich in den oberen Gesellschaftskreisen der Menschen bewegte, tat er es mit einer falschen Identität unter dem Namen Gordon Fasso, also hatte niemand eine Ahnung, wer er wirklich war … und dann war es zu spät.“ Dylan holte Atem, um sich zu stärken. „Als er erkannte, dass er enttarnt und der Orden ihm auf der Spur war, hat er meine Mom getötet.“
    „Das tut mir leid“, flüsterte Jenna und meinte es von ganzem Herzen. „Einen geliebten Menschen durch einen solchen Schurken zu verlieren …“
    Die Worte verhallten, und tief in ihr brodelte etwas Kaltes und Kämpferisches auf. Als ehemalige Polizistin kannte sie den bitteren Geschmack der Ungerechtigkeit und das Bedürfnis, etwas dagegen zu tun. Aber sie zwang die Gefühle nieder. Der Kampf des Ordens gegen seinen Feind Dragos war nicht ihrer, sie hatte ihre eigenen Schlachten zu schlagen.
    „Ich bin sicher, Dragos wird am Ende bekommen, was er verdient“, sagte sie.
    Es war eine lahme Bemerkung, bewusst emotional distanziert. Aber sie hoffte trotzdem, dass sie recht behalten würde. Jetzt, wo sie mit diesen Frauen zusammen saß, die sie in ihrer kurzen Zeit im Hauptquartier schon alle ein wenig besser kennengelernt hatte, betete Jenna für den Erfolg des Ordens gegen Dragos. Der Gedanke, dass jemand, der so pervers war wie er, ungehindert sein Unwesen treiben konnte, war absolut inakzeptabel für sie.
    Sie hob das ausgedruckte Foto auf und betrachtete den gütigen Gesichtsausdruck der Nonne,

Weitere Kostenlose Bücher