08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
eskaliert.“
„Wussten die Männer, was du bist? Dass du ein Stammesvampir bist?“
„Zuerst nicht. Ich wusste, dass meine Wut mich verraten würde, also musste ich aus dem Club raus, bevor der ganze Laden meine Transformation mitbekam. Die Männer sind mir nach draußen gefolgt. Corinne wäre auch mitgekommen, aber ich habe ihr gesagt, sie soll irgendwo drinnen auf mich warten, bis die Sache erledigt ist.“ Er holte stockend Atem. „Ich war keine zehn Minuten weg, und als ich wieder in den Club kam, war sie spurlos verschwunden. Ich hab den ganzen Club auf den Kopf gestellt, und bis Sonnenaufgang jede Ecke der Stadt und alle Dunklen Häfen der Gegend nach ihr abgesucht. Und danach habe ich jede Nacht weiter nach ihr gesucht, sogar über die Staatsgrenze hinaus. Aber … nichts. Sie war verschwunden, hatte sich einfach in Luft aufgelöst.“
Jenna konnte die Frustration und die Reue in seiner Stimme hören, selbst nach all diesen Jahren. Sie hob die Hand und berührte sanft sein Gesicht, unsicher, was sie für ihn tun konnte. „Wenn ich doch nur deine Gabe hätte. Wenn ich dir doch nur den Schmerz abnehmen könnte.“
Er schüttelte den Kopf, dann hob er ihre Handfläche zum Mund und drückte einen Kuss hinein. „Ich bin vor allem wütend auf mich selbst. Ich hätte sie nie aus den Augen lassen dürfen, keine Sekunde lang. Als ich hörte, dass man eine verstümmelte, verbrannte Frauenleiche unweit der Clubs aus einem Fluss gezogen hatte, war ich halb tot vor Angst. Ich wollte nicht glauben, dass sie es war. Nicht einmal, als ich sie mit eigenen Augen sah … oder vielmehr das, was von ihr übrig war nach allem, was man ihr angetan hatte vor den drei Monaten, die sie im Wasser lag.“
Jenna schreckte zusammen, sie wusste nur allzu gut, wie entsetzlich der Tod aussehen konnte, besonders für diejenigen, die dem Opfer nahestanden. Und ganz besonders für einen Mann, der sich für ein Verbrechen die Schuld gab, das er weder hatte voraussehen noch verhindern können.
„Sie war völlig unkenntlich, man konnte sie nur an den Resten ihrer Kleidung und einer Halskette identifizieren, die sie immer noch trug, als man sie aus dem Fluss zog. Ihr die Hände abzuhacken und sie zu verbrennen, hatte ihrem Mörder noch nicht gereicht. Sie war auch noch mit Gewichten beschwert worden, damit es dauerte, bis man sie entdecken würde.“
„Mein Gott!“, flüsterte Jenna. „Wer mit solcher Brutalität und solchem Vorsatz vorgeht, handelt nicht einfach so. Wer immer das war, hat es nicht ohne Grund getan.“
Brock zuckte die Schultern. „Was konnte es schon für einen Grund geben, eine wehrlose junge Frau zu töten? Sie war doch noch ein Mädchen. Ein wunderschönes, wildes Kind, das ganz im Augenblick lebte. Ihre Energie und ihr Temperament hatten fast schon etwas Manisches. Corinne war scheißegal, was man über sie sagte oder dachte, sie hat einfach jeden Tag gelebt, als wäre er der letzte. Himmel, sie hatte ja keine Ahnung!“
An seiner sorgfältig beherrschten Miene sah Jenna das ganze Ausmaß seiner Reue. „Wann hast du gemerkt, dass du dich in sie verliebt hattest?“
In der Dunkelheit des Rücksitzes hatte er den Blick in die Ferne gerichtet. „Ich weiß nicht mehr, wie es passiert ist. Ich habe versucht, meine Gefühle für mich zu behalten und es sie nicht merken zu lassen, nicht einmal, als sie geflirtet und mich geneckt hat. Es wäre nicht richtig gewesen. Corinne war zu jung, das war das eine. Und ihr Vater hatte sie mir anvertraut, um auf sie aufzupassen.“
Jenna lächelte, als sie die Hand ausstreckte und ihm über seine angespannte Wange strich. „Du bist ein Ehrenmann, Brock. Damals wie jetzt.“
Er schüttelte langsam den Kopf, dachte einen Augenblick darüber nach. „Ich habe versagt. Was Corinne passiert ist – mein Gott, was die Killer mit ihrer Leiche gemacht haben, war einfach unfassbar. Es hätte nie passieren dürfen. Ich hätte sie beschützen sollen. Ich habe sehr lange gebraucht, um anzuerkennen, dass sie tot war – dass diese verkohlten und geschändeten Überreste einst die lebenslustige junge Frau gewesen waren, die ich seit ihrer Kindheit kannte. Ich wollte nicht, dass sie tot war. Hölle noch mal, lange wollte ich es gar nicht wahrhaben, habe in drei Staaten nach ihr gesucht und mir eingeredet, dass sie immer noch irgendwo da draußen ist, dass ich sie retten kann. Es hat sie nicht zurückgebracht.“
Jenna beobachtete ihn und sah, wie sehr diese inneren Qualen ihm immer
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