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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Kopf nach hinten und hielt ihr die Thermosflasche an den Mund. Er kippte die Flasche.
    »Schluck«, murmelte er. »Du hast doch Durst. Also schluck. Ist schon in Ordnung.«
    Sie hustete. Sie prustete. Sie schluckte die Flüssigkeit hinunter. Sie war kalt und naß, aber es war kein Saft. Sie sagte: »Das ist kein -«
    »Saft?« sagte er. »Nein, diesmal nicht. Aber es ist schön naß, nicht? Und schnell geht's auch. Komm schon. Trink.«
    Sie versuchte, sich zu wehren, aber sobald sie ihn wegstoßen wollte, packte er sie fester. Der einzige Ausweg war zu tun, was er sagte. Sie trank und verschluckte sich immer wieder. Und er setzte die Flasche nicht ab.
    Ehe sie wußte, wie ihr geschah, wurde ihr ganz leicht, so als schwebte sie. Sie sah Schwester Agnetis. Sie sah Mrs. Maguire. Sie sah Mama und Cito und Fermaine Bay. Und dann kehrte die Dunkelheit zurück.



ZWEITER TEIL

13
    Es war fünf vor sechs Uhr abends, als Detective Constable Robin Payne den Anruf erhielt, auf den er gewartet hatte, drei Wochen nach Abschluß seiner Fortbildung, zwei Wochen nach seiner amtlichen Ernennung zum Detective Constable und weniger als vierundzwanzig Stunden nachdem er beschlossen hatte, daß er seine ängstliche Ungeduld - Lampenfieber, nannte er sie - nur in den Griff bekommen konnte, wenn er seinen neuen Sergeant zu Hause anrief und ihn bat, ihn am nächsten Fall, der auf den Tisch kam, mitarbeiten zu lassen.
    »Aha, wir wollen uns wohl gleich die ersten Sporen verdienen, was?« hatte Sergeant Stanley leicht ironisch gefragt. »Sie haben's wohl darauf abgesehen, unser Polizeipräsident zu werden, noch ehe Sie dreißig sind?«
    »Ich möchte nur anwenden, was ich gelernt habe, Sergeant.«
    »So, so.« Der Sergeant hatte gelacht. »Glauben Sie mir, Freundchen, dazu werden Sie noch Gelegenheit genug bekommen. Sie werden den Tag noch verfluchen, an dem Sie sich zur Kriminalpolizei gemeldet haben.«
    Das bezweifelte Robin, doch er griff auf seine Vergangenheit zurück, um dem Sergeant eine Erklärung zu bieten, die dieser vielleicht verstehen und akzeptieren würde. »Meine Mutter hat mich dazu erzogen, mich zu bewähren.«
    »Dazu haben Sie noch Jahre Zeit.«
    »Ich weiß. Aber würden Sie mich trotzdem berücksichtigen, Sir?«
    »Wie meinen Sie das, junger Mann?«
    »Ich meine, würden Sie mich trotzdem beim nächsten Fall mitarbeiten lassen?«
    »Hm, ja. Vielleicht. Mal sehen«, meinte der Sergeant. Und als er anrief, um Robin mitzuteilen, daß sein Wunsch erfüllt werden sollte, hatte er abschließend gesagt: »So, nun haben Sie Gelegenheit, Ihre erste Bewährungsprobe abzulegen, Detective Constable.«
    Als Robin die schmale Hauptstraße von Wootton Cross hinter sich ließ, mußte er sich eingestehen, daß sein Wunsch, gleich für den nächsten Fall eingeteilt zu werden, vielleicht doch nicht so vernünftig gewesen war. Sein Magen krampfte sich um sechs strohtrockene Sandwiches zusammen, die er bei der Verlobungsfeier seiner Mutter verdrückt hatte - zum Glück hatte ihn Sergeant Stanleys Anruf vor dem unappetitlich anzusehenden Geturtel seiner Mutter und ihres korpulenten, glatzköpfigen Zukünftigen gerettet -, und machte Anstalten, die ganze Bescherung herauszuwürgen. Was, um Gottes willen, würde der Sergeant von seinem neuen Mitarbeiter denken, wenn der beim Anblick einer Leiche gleich loskotzte?
    Denn es war eine Leiche, zu deren Besichtigung er jetzt unterwegs war, die Leiche eines Kindes, wie Stanley berichtet hatte, die an der Uferböschung des Kennet & Avon-Kanals gefunden worden war.
    »Gleich hinter Allington«, hatte Stanley erklärt. »Da ist eine kleine Landstraße, die an der Manor Farm vorbeiführt. Sie geht mitten durch die Felder und macht dann eine Biegung nach Südwesten zu einer Brücke. Da liegt die Leiche.«
    »Ich kenn' die Stelle.« Robin hatte die neunundzwanzig Jahre seines Lebens nicht umsonst hier in dieser ländlichen Gegend verbracht. Er kannte sie wie seine Westentasche. Jahrelang waren ausgedehnte Wanderungen für ihn das einzige Mittel gewesen, seiner Mutter und ihren Asthmaanfällen zu entkommen. Er brauchte nur einen Ortsnamen aus der Umgebung zu hören - Kitchen Barrow Hill, Witch Plantation, Stone Pit, Furze Knoll -, und schon hatte er das entsprechende Bild vor sich. Als das absolute geographische Gefühl hatte es einer seiner Lehrer bezeichnet, als er noch zur Schule gegangen war. Deine Zukunft liegt in der Topographie, Kartographie, Geographie oder Geologie, mein Junge. Wofür entscheidest

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