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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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verstehen Sie?« Er schnippte seine Zigarette in den Kanal. Sie tauchte zischend ins Wasser. Eine der Enten schnappte nach ihr. Stanley grinste.
    »Wie die Aasgeier. - Na, dann kommen Sie mal«, wandte er sich Robin zu. »Schauen Sie sich Ihre erste Leiche an. Sie sind ein bißchen grün im Gesicht, Freundchen. Sie werden mir doch hier nicht die Fische füttern, hm?«
    Bestimmt nicht, beteuerte Robin. Ihm werde nicht übel werden. Er sei nur etwas nervös, weiter nichts. Sich vor seinem Vorgesetzten eine Blöße zu geben war das letzte, was er wollte, und die Angst, daß ihm ebendas passieren könnte, machte ihn jetzt so nervös. Er hätte das dem Sergeant gern erklärt, hätte ihm auch gern dafür gedankt, daß er ihm seine Bitte erfüllt und ihn zu diesem Fall herangezogen hatte, aber er verkniff sich beides. Es wäre dumm gewesen, in diesem Moment Zweifel an sich aufkommen zu lassen, und unter diesen Umständen von Dank zu sprechen, hätte gewiß einen merkwürdigen Eindruck gemacht.
    »He, Sie beide da«, rief Stanley dem Pärchen zu, das die Leiche entdeckt hatte. »Bleiben Sie, wo Sie sind. Ich bin noch nicht fertig mit Ihnen.« Er führte Robin zum Treidelpfad hinunter. »Also, schauen wir mal, was Sie im Oberstübchen haben«, sagte er. Mit einer Handbewegung wies er auf die Beamten zu beiden Seiten des Kanals. »Das ist wahrscheinlich vergebliche Liebesmüh. Warum?«
    Robin beobachtete die Beamten einen Moment. Sie sahen ordentlich aus, sie quasselten nicht, sie hielten miteinander Schritt. Sie konzentrierten sich auf ihre Arbeit und ließen sich nicht ablenken. »Vergebliche Liebesmüh?« wiederholte er. Um Zeit zu gewinnen, blieb er stehen und drückte seine Zigarette an seiner Schuhsohle aus. Er schob den Stummel in die Tasche. »Na ja, Fußabdrücke werden sie da nicht finden, wenn sie die suchen sollten. Das Gras auf dem Treidelpfad ist zu dicht, und an der Böschung ist alles voll Blumen und Unkraut. Aber ...« Er zögerte und überlegte, ob es klug war, den Eindruck zu erwecken, als wollte er die anscheinend voreilige Schlußfolgerung seines Sergeants korrigieren. Dann beschloß er, es zu riskieren. »Aber außer Fußabdrücken könnten sie vielleicht andere Spuren finden. Wenn wir's hier mit einem Mord zu tun haben. Ist es einer, Sir?«
    Stanley beantwortete die Frage nicht. Mit zusammengekniffenen Augen und einer frischen Zigarette zwischen den Lippen fragte er: »Zum Beispiel?«
    »Wenn es ein Mord war? Alles mögliche. Fasern, Zigarettenstummel, eine Waffe, ein Etikett, ein Büschel Haare, den Pfropf von einer Schrotpatrone. Weiß der Himmel.«
    Stanley zündete seine Zigarette mit einem Kunststoffeuerzeug an. Es hatte die Form einer vorübergebeugten Frau, die ihre Fesseln umfaßte. Die Flamme schoß aus dem Hinterteil.
    »Nicht schlecht«, sagte Stanley. Robin wußte nicht, ob er seine Antwort oder sein Feuerzeug meinte.
    Stanley stapfte auf dem Treidelpfad voraus. Robin folgte. Sie steuerten auf das Schilf zu. Dort kletterte gerade der Pathologe in Gummistiefeln, an denen Schlamm und Algen klebten, durch einen goldenen Streifen gelben Steinbrechs und gelber Dotterblumen die Böschung hinauf. Oberhalb von ihm warteten zwei Gerichtsbiologen mit offenen Sammelkästen. Neben ihnen auf dem Treidelpfad lag ausgebreitet ein Leichensack.
    »Und?« sagte Stanley zu dem Pathologen, der offenbar direkt vom Tennisplatz zum Tatort geeilt war. Er hatte ein Schweißband um die Stirn und trug zum weißen Polohemd weiße Shorts, unter denen sich die kniehohen schwarzen Stiefel recht seltsam ausnahmen.
    »Ziemlich starke Runzeln an Händen und Fußsohlen«, sagte er. »Die Leiche hat achtzehn Stunden im Wasser gelegen. Höchstens vierundzwanzig.«
    Stanley nickte. Er rollte seine Zigarette zwischen den Fingern hin und her. »Schauen Sie sich um, Junge«, sagte er zu Robin und fügte mit einem Lächeln für den Pathologen hinzu:
    »Unser Robbie hier ist nämlich noch Jungfrau, Bill. Fünf Pfund, daß er uns einen Regenbogen in Technicolor hinlegt?«
    Ein Ausdruck des Widerwillens glitt über das Gesicht des Pathologen. Er kam zu ihnen auf den Treidelpfad und sagte leise zu Robin: »Ich glaube nicht, daß Ihnen übel werden wird. Die Augen sind offen, das erschreckt einen immer, aber es sind noch keine Anzeichen von Verfall zu sehen.«
    Robin nickte. Er holte tief Atem und straffte die Schultern. Sie beobachteten ihn - der Sergeant und der Pathologe, ganz zu schweigen von den anderen Beamten, dem Fotografen und

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