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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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zwanzig Meter von ihrer Bank entfernt. »Die Nachtigallen sind wieder da. Und Leo und ich haben heute nachmittag eine Braunkehlchenfamilie beobachtet. Als wir die Eichhörnchen gefüttert haben. Liebling, wir müssen Leo beibringen, die Eichhörnchen nicht aus der Hand zu füttern. Ich sage es ihm immer wieder. Aber er behauptet, in England gäbe es keine Tollwut. Und er will sich einfach nicht überlegen, in welche Gefahr er so ein Tier bringt, wenn er es an menschliche Nähe gewöhnt. Willst du nicht noch einmal mit ihm sprechen?«
    Wenn er mit Leo sprechen würde, dachte Luxford, dann gewiß nicht über Eichhörnchen. Interesse an Tieren war bei einem kleinen Jungen etwas ganz Normales, Gott sei Dank.
    Fiona sprach weiter. Luxford, der merkte, wie vorsichtig sie ihre Worte wählte, wurde unbehaglich zumute, bis ihm klar wurde, worum es ging. »Er hat heute wieder von Baverstock gesprochen, Liebling. Ich glaube, er möchte da wirklich nicht hin. Ist dir das nicht aufgefallen? Ich habe ihm immer wieder erklärt, daß es deine alte Schule ist, und ihn gefragt, ob es ihm denn nicht gefallen würde, ein alter Bavernian zu werden wie sein Vater. Aber er sagt immer, nein, das interessiere ihn nicht besonders. Außerdem sei es doch ganz unwichtig, Großpapa und Onkel Jack seien ja auch nicht in Baverstock gewesen und hätten es trotzdem ganz schön weit gebracht.«
    »Das haben wir doch alles schon besprochen, Fiona.«
    »Ja, ich weiß, Liebling. Immer wieder. Ich möchte nur, daß du weißt, wie Leo dazu steht, damit du morgen früh vorbereitet bist. Er hat mir erklärt, daß er beim Frühstück mit dir sprechen will - von Mann zu Mann, hat er gesagt -, vorausgesetzt, du bist auf, ehe er zur Schule geht. Ich habe ihm gesagt, daß du heute abend erst spät kommen würdest. Ach, hör doch, Liebling - die Nachtigall! Wunderschön, nicht? Habt ihr übrigens eure Story bekommen?«
    Luxford wäre beinahe gestolpert. Ihre Stimme war so ruhig und sanft gewesen. Ihr Haar so weich an seiner Hand. Er hatte versucht, den Duft zu erkennen, den sie trug. Er hatte an das letztemal gedacht, als sie sich im Freien geliebt hatten. Und darum hätte er den weichen Übergang, den sanften Umschwung des Gesprächs beinahe nicht bemerkt.
    »Nein«, antwortete er und war froh, ihr etwas Wahres berichten zu können. »Der Strichjunge hält sich immer noch versteckt. Wir sind ohne ihn in Druck gegangen.«
    »Das muß doch scheußlich sein, einen ganzen Abend damit zu vertun, auf nichts zu warten.«
    »Ein Drittel meiner Arbeit besteht darin, auf nichts zu warten. Und ein weiteres Drittel besteht darin zu entscheiden, was am nächsten Tag anstelle von nichts auf die erste Seite kommt. Rodney meint, wir sollten die Story erst mal ruhen lassen. Wir hatten heute nachmittag deswegen eine kleine Auseinandersetzung.«
    »Ach, er hat übrigens heute abend hier angerufen und nach dir gefragt. Vielleicht deshalb. Ich habe ihm gesagt, du seist noch in der Redaktion. Er sagte, da hätte er es auch schon versucht, aber vergebens. An deinem Privatanschluß hätte sich niemand gemeldet. So gegen halb neun. Da hast du wohl irgendwo etwas gegessen, hm?«
    »Wahrscheinlich, ja. Halb neun?«
    »Das hat er gesagt, ja.«
    »Ich glaube, um die Zeit hab' ich mir mein Sandwich zu Gemüte geführt.« Luxford rutschte auf der Bank herum. Ihm war heiß und unbehaglich. Er hatte seine Frau nie belogen, jedenfalls nicht nach dieser einzigen Lüge über die unerträgliche Langeweile jenes schicksalhaften Parteitags in Blackpool. Und Fiona war damals ja noch nicht seine Frau gewesen, also wog das doch nicht so schwer, oder? Er seufzte und hob einen kleinen Stein vom Boden unter der Bank auf. Mit dem Daumen schnippte er ihn in den Teich und beobachtete das Spiel der Kräuselwellen an der Wasseroberfläche, als die Fische in der Hoffnung auf Fang herbeischossen. »Wir sollten mal Urlaub machen«, sagte er. »In Südfrankreich. Ein Auto mieten und durch die Provence zuckeln. Vielleicht für einen Monat ein Haus mieten. Was meinst du? Diesen Sommer?«
    Sie lachte leise. Er spürte ihre kühle Hand in seinem Nacken. Ihre Finger gruben sich in sein Haar. »Einen ganzen Monat ohne deine Zeitung? Du würdest dich innerhalb einer Woche zu Tode langweilen. Und fast verrückt werden bei der Vorstellung, daß Rodney Aronson sich inzwischen bei sämtlichen Leuten vom Aufsichtsratsvorsitzenden bis zum Putzpersonal einschmeichelt. Der will deinen Job haben, das weißt du doch.«
    Ja, dachte

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