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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Fingerabdrücke, ein Tropfen ihres Blutes aus der Schramme an ihrem Knie. Also, schleunigst eine gründliche Durchsuchung! Aber sie zu veranlassen würde entschieden Finesse verlangen, nicht nur Sergeant Stanley gegenüber, der ihre Anweisung bestimmt nicht mit Begeisterung aufnehmen würde, sondern auch Mrs. Alistair Harvie gegenüber, die garantiert sofort zum Telefon greifen und ihren Ehemann alarmieren würde.
    Zuerst würde sie sich Stanley vornehmen. Kein Grund, Mrs. Harvie nachzujagen und sie in helle Aufregung zu versetzen, bevor es nötig war.
    Draußen sah sie auf den ersten Blick, was die Gänse zum Schweigen gebracht hatte. Sie hatte ihren Wagen so geparkt, daß sich die Sonne in den angerosteten Kotflügeln spiegelte. Ihr Widerschein hatte auf der Erde ein warmes Fleckchen gebildet, auf dem sich die Gänse inmitten der Chipsreste zur Ruhe niedergelassen hatten.
    Auf Zehenspitzen eilte sie zu ihrem Mini und blickte dabei von den Vögeln zum Stall, vom Stall zu den Feldern dahinter, von den Feldern zum Haus. Noch immer war nirgends eine Menschenseele zu sehen. In der Ferne muhte eine Kuh, ein Flugzeug flog über den Himmel, sonst aber war alles still.
    So leise wie möglich schob sie sich in ihr Auto. »Tut mir leid, Freunde«, sagte sie zu den Gänsen, als sie den Motor anließ. Die Vögel sprangen auf, schimpfend, fauchend, flügelschlagend wie die Furien. Sie rannten Barbaras Wagen bis zur Straße nach. Dort drückte sie aufs Gaspedal, brauste durch das Dorf und nahm Kurs auf Amesford und Sergeant Stanley, der es gewiß kaum erwarten konnte, sie in die Arme zu schließen.
    Der Sergeant hielt im Veranstaltungsraum Audienz und ließ sich von seinen Teams berichten, die die vergangenen zweiunddreißig Stunden unterwegs gewesen waren und die ihnen von Sergeant Stanley zugeteilten Sektionen der Region durchgekämmt hatten. Die Männer von Abschnitt 13, der sich von Devizes bis Melksham erstreckte, hatten nichts zu melden außer einem unerwarteten Rencontre mit einem Wohnwagenbesitzer, der allem Anschein nach einen blühenden Handel mit Drogen aller Art betrieb. »Hockt auf dem Parkplatz von Melksham und dealt«, sagte einer der Constables ungläubig. »Direkt hinter der Hauptstraße. Ist das zu fassen? Aber jetzt hockt er im Knast.« Das Team von Abschnitt 5, Chippenham bis Calne, hatte nicht viel mehr zu bieten. Dennoch erläuterten die Beamten Sergeant Stanley jede ihrer Unternehmungen bis ins kleinste Detail, und Barbara war drauf und dran, sie von ihren Stühlen zu reißen und mit einem Tritt wieder auf die Straße zu befördern, um endlich selbst zum Zug zu kommen und das Nötige zur Entsendung eines Spurensicherungsteams auf den Harvie-Hof veranlassen zu können, als einer der Beamten von Sektion 14 aufgeregt durch die Schwingtür in den Ereignisraum stürzte und lauthals rief: »Wir haben ihn.«
    Wie auf Kommando fuhren sie alle in die Höhe, auch Barbara. Sie hatte sich bisher in Geduld geübt, hatte zunächst versucht, Robin Payne zurückzurufen - er hatte sich anscheinend von einem öffentlichen Apparat in einer Teestube in Marlborough aus gemeldet, das jedenfalls entnahm sie dem Geplapper einer geistig etwas minderbemittelten Kellnerin, die endlich abhob, nachdem sie es fünfundzwanzigmal hatte läuten lassen - und dann eine junge Beamtin gebeten, sich über Alistair Harvies Schulzeit in Winchester kundig zu machen. Aber nun sah es aus, als hätte Sergeant Stanleys Rasterfahndung den gewünschten Erfolg gebracht.
    Stanley brachte alle im Zimmer mit ungeduldigen Gesten zum Schweigen. Er hatte an einem runden Tisch gesessen und beim Anhören der Berichte eine Sammlung hölzerner Zahnstocher zu einem viereckigen Turm aufgeschichtet, doch jetzt stand er auf. »Raus damit, Frank«, sagte er.
    »Okay«, erwiderte Frank, und ohne sich mit einer langen Einleitung aufzuhalten, erklärte er aufgeregt: »Wir haben ihn, Sergeant. Er ist in Vernehmungsraum drei.«
    Einen schrecklichen Moment lang sah Barbara Alistair Harvie vor sich, in Fußeisen, ohne in den Genuß einer Aufklärung über seine Rechte oder des Beistands eines Anwalts gekommen zu sein. »Wen haben Sie?« fragte sie scharf.
    »Das Schwein, das das Kind entführt hat«, antwortete Frank mit einem geringschätzigen Blick in ihre Richtung. »Es ist ein Mechaniker aus Coate. Er arbeitet in einer Werkstatt für Traktoren in der Nähe von Spaniel's Bridge. Genau anderthalb Kilometer vom Kanal entfernt.«
    Alle sprangen gleichzeitig von ihren Stühlen

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