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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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hat ihn schließlich dazu verleitet, über die Mauer zu klettern.«
    »Willst du mir die Schuld geben? Ausgerechnet du! Du hast doch darauf bestanden, daß er zu Fuß zur Schule geht. Du hast mir rundheraus verboten, ihn zu verhätscheln -«
    »Und dann ist er irgendeinem Perversen in die Arme gelaufen, der ein bißchen Abwechslung haben wollte und vom Brompton-Friedhof nach Highgate rübergewandert ist.«
    »Dennis!«
    Lynley griff ein. »Nicht so schnell, Mr. Luxford. Es gibt vielleicht eine ganz einfache Erklärung.«
    »Ach, gehen Sie doch zum Teufel mit Ihren einfachen Erklärungen!«
    »Als erstes müssen wir die Freunde des Jungen anrufen«, fuhr Lynley fort. »Wir müssen mit dem Rektor von Leos Schule und mit seinem Lehrer sprechen. Er ist schließlich erst seit zwei Stunden überfällig. Es kann leicht sein, daß Sie sich für nichts und wieder nichts in Angst hineinsteigern.«
    Wie zur Bestätigung von Lynleys Worten begann in diesem Moment das Telefon zu läuten. Luxford rannte zur anderen Seite des Raumes, riß den Hörer in die Höhe und blaffte ein »Hallo?« Am anderen Ende der Leitung sprach jemand. Luxford umschloß die Sprechmuschel mit der linken Hand.
    »Leo!« sagte er. Seine Frau sprang auf. »Wo zum Teufel treibst du dich herum? Weißt du eigentlich, was für Angst du uns eingejagt hast?«
    »Wo ist er?« rief Fiona. »Dennis, laß mich mit ihm sprechen.«
    Luxford hob eine Hand, um seine Frau zum Schweigen zu bringen. Wieder lauschte er einen Moment schweigend. Dann sagte er: »Wer? Leo, wer? Gottverdammich. Sag mir, wo ... Leo! Leo!«
    Fiona riß ihrem Mann den Hörer aus der Hand. Sie schrie den Namen ihres Sohnes in die Sprechmuschel. Dann lauschte sie, jedoch offensichtlich umsonst. Der Hörer entglitt ihr und fiel zu Boden.
    »Wo ist er?« fragte sie ihren Mann. »Dennis, was ist geschehen? Wo ist Leo?«
    Luxford drehte sich zu Lynley um. Sein Gesicht war kreidebleich und wie versteinert.
    »Er ist entführt worden«, sagte er. »Jemand hat meinen Sohn entführt.«

DRITTER TEIL

22
    »Der Wortlaut der Nachricht war praktisch identisch mit dem des Briefes, den Luxford nach Charlottes Entführung erhalten hat«, sagte Lynley zu St. James. »Der Unterschied war nur, daß diesmal das Kind selbst die Nachricht übermittelt hat.«
    »›Bekennen Sie sich auf der Titelseite zu Ihrem erstgeborenen Kind‹?« fragte St. James.
    »In leichter Abwandlung. Laut Luxford sagte Leo: ›Du sollst die Geschichte auf der ersten Seite bringen, Daddy. Dann läßt er mich frei.‹ Und das war alles.«
    »Laut Luxford«, wiederholte St. James nachdenklich. Er sah, daß Lynley seinem Gedankengang folgte.
    »Als Luxfords Frau ihm den Hörer aus der Hand riß, war bereits niemand mehr dran. Es ist schon richtig: Er war der einzige von uns, der mit dem Jungen gesprochen hat.« Lynley griff nach dem Kognakglas, das St. James auf den Tisch in seinem Arbeitszimmer in der Cheyne Row vor ihn hingestellt hatte. Er starrte in das Glas, als hoffte er, hier Antworten auf seine Fragen zu finden. Er sah ziemlich erledigt aus, wie St. James feststellte. Seine Arbeit forderte ihn ständig bis an den Rand seiner körperlichen Kräfte.
    »Das ist kein angenehmer Gedanke, Tommy.«
    »Und noch weniger angenehm, wenn man berücksichtigt, daß die Story, die unser vermeintlicher Entführer auf der Titelseite der Zeitung sehen möchte, nun morgen tatsächlich in Luxfords Blatt veröffentlicht wird. Es war noch reichlich Zeit, um die Titelseite zu ändern, nachdem wir von Leo gehört hatten. Das trifft sich verdächtig gut, findest du nicht?«
    »Was hast du unternommen?«
    Er hatte, erklärte Lynley, trotz seines Unbehagens und seines wachsenden Argwohns gegen Dennis Luxford genau das getan, was die Situation erforderte. Er hatte dafür gesorgt, daß sofort ein Trupp Beamte auf den HighgateFriedhof entsandt wurde, um nach Spuren und eventuellen Hinweisen zu suchen. Ein zweiter Trupp ging die Wege ab, die Leo eingeschlagen haben könnte, nachdem er seine Schule in der Chester Road verlassen hatte. Fotos des Jungen waren an die Medien verteilt worden. Sie sollten am Abend in den Fernsehnachrichten gesendet werden, für den Fall, daß jemand den Jungen gesehen hatte. Eine Fangschaltung wurde eingerichtet, um Anrufe bei Luxford zurückverfolgen zu können.
    »Wir haben außerdem die Nägel aus dem Reifen entfernt«, schloß Lynley, »und den Mercedes nach Fingerabdrücken abgesucht, obwohl ich kaum glaube, daß uns das viel bringen

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