Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Gespräch aufschnappte, Wendungen wie »die ganze verdammte Bewegung« und »diese beschissenen Schwanzlutscher«, überzeugte ihn, daß sie für die Informationen, die Corsico ihm unbedingt an einem sicheren, neutralen Ort hatte vorlegen wollen, nicht das geringste Interesse haben würden. Doch er ließ dem jungen Reporter seinen Moment der Geheimniskrämerei und sagte nichts, als Corsico sich tief über sein Notizbuch beugte und den Arm darum legte, um seine Informationen zu schützen.
    »Mann, Rod«, begann Corsico, und Rodney bemerkte, daß er zischend aus dem Mundwinkel sprach: Alec Guinness im heimlichen Verschwörungsgespräch mit einem wertvollen Spitzel. »Ich hab's, und die Sache ist heiß. Sie werden's nicht glauben.«
    Rodney spießte den nächsten Calamari-Ring auf. Er gab etwas Chili dazu, um der bereits gut gewürzten Soße mehr Schärfe zu geben. Der Wein stieg ihm nicht wie gewünscht in den Kopf - vielleicht würde das Chilipulver wenigstens seine Nebenhöhlen frei machen. »Was denn?«
    »Also, ich hab' mit dem Tory-Parteitag in Blackpool angefangen. Okay?«
    »Ja, weiter.«
    »Ich hab' mir die Berichte vorgenommen, die der Telegraph darüber gebracht hat. Die, die Bowen vorher, während des Parteitags und hinterher abgeliefert hat. Okay?«
    »Haben wir das alles nicht schon mal durchgekaut, Mitch?«
    Nach dem, was er in den letzten zwei Stunden entdeckt hatte, erboste es ihn, daß Corsico auf diesem heimlichen Zusammentreffen bestanden hatte, nur um aufzuwärmen, was sie längst wußten. Mehr noch, es brachte ihn in Rage. Er kaute mit wütendem Nachdruck.
    »Einen Moment«, sagte Corsico. »Ich hab' diese Artikel mit dem Programm des Parteitags verglichen und dann nachgeforscht, was sich im Leben der Leute, über die Bowen geschrieben hat, vor, während und nach dem Parteitag abgespielt hat.«
    »Und?«
    Corsico nahm hastig seine Notizen an sich, als der Kellner mit dem bestellten doppelten Cappuccino und den Waffelröllchen kam. Das Getränk wurde in einer Tasse serviert, die etwa die Größe eines Nachttopfs hatte. »Prost«, sagte der Kellner, und Corsico tauchte ein Ding, das aussah wie ein Zungenspatel voller Plastikknöpfchen, in die Flüssigkeit. »Zucker«, erklärte er auf Rodneys fragenden Blick. Er zog das Ding heraus und tauchte es wieder ein, wiederholte dies mehrmals. »Er schmilzt im Espresso.«
    »Toll«, sagte Rodney.
    Corsico umschloß die Tasse mit beiden Händen und führte sie zu seinem Mund. Auf seiner Oberlippe blieb ein Schaumbärtchen zurück, das er am Ärmel seines karierten Hemdes abwischte. Er trank geräuschvoll, wie Rodney mit einem inneren Schauder vermerkte. Es gab nichts Unappetitlicheres, als jemanden schlürfen zu hören, während man selbst essen wollte.
    »Sie hat über diesen Parteitag geschrieben wie die rasende Reporterin, die über das Jahrhundertereignis berichtet«, fuhr Corsico fort. »So als hätte sie Angst gehabt, die könnten ihr das Spesenkonto sperren, wenn sie dahinterkämen, wie königlich sie sich in Blackpool amüsierte. Sie hat jeden Tag ein bis drei Artikel geschrieben. Stellen Sie sich das mal vor. Und langweilig war das Zeug! Ich hab' Ewigkeiten gebraucht, um diese Machwerke alle zu lesen und zu sehen, wer es ihr besonders angetan hatte. Dann hab' ich mich in die Lebensgeschichte der Hauptakteure vertieft und nachgeprüft, ob sich bei denen in der fraglichen Zeit was Interessantes getan hatte.
    Und ich hab's geschafft.«
    Er klappte sein Notizbuch auf und schob sich eines seiner Waffelröllchen wie eine Zigarre zwischen die Backenzähne. Er kaute. Brösel spritzten aus seinem Mund.
    Rodney fegte einen von seinem Teller. »Und?« fragte er.
    »Der Premierminister«, sagte Corsico. »Damals war er natürlich noch nicht Premierminister, aber das macht die Sache um so anrüchiger, finden Sie nicht? Da hat er doch heute was ziemlich Peinliches zu verbergen.«
    »Wie haben Sie das denn ausklamüsert?« fragte Rodney neugierig, immer wieder fasziniert von den verschlungenen Wegen der menschlichen Phantasie.
    »Mit einem Haufen Beinarbeit, das kann ich Ihnen sagen.«
    Corsico trank schlürfend von seinem Cappuccino und sah dabei in seine Notizen. »Zwei Wochen nach dem Parteitag in Blackpool haben sich der Premierminister und seine Frau getrennt.«
    »Ach was?«
    Corsico grinste. Ein Fitzelchen Schokolade hing zwischen seinen Zähnen. »Das haben Sie wohl nicht gewußt, was? Tja, die Trennung dauerte neun Monate und hat, wie wir wissen, nicht mit

Weitere Kostenlose Bücher