08 - Im Angesicht des Feindes
einer Scheidung geendet. Aber ich fand die neun Monate interessant - in Anbetracht der Umstände, haha! Was meinen Sie?«
»Bei neun Monaten klingelt's bei mir ganz gewaltig«, sagte Rodney. Er aß den letzten Bissen von seinen Calamari und schenkte sich noch ein Glas Wein ein. »Wie war's, wenn Sie mir verraten würden, was genau dieses Klingeln zu bedeuten hat?«
»Sie werden staunen.« Hochzufrieden rückte Corsico sein Gesäß auf seinem Stuhl zurecht. »Ich habe mit fünf verschiedenen Frauen gesprochen, die damals in dem Hotel, in dem der Parteitag abgehalten wurde, als Zimmermädchen gearbeitet haben. Drei von ihnen arbeiten heute noch dort. Von diesen drei haben mir zwei bestätigt, daß der Premierminister eine Frau bei sich hatte, die nicht seine Ehefrau war. Allerdings immer nur abends, es war nichts Offizielles. Ich habe nun folgendes vor: Ich fahre mit ein paar Fotos von der Bowen nach Blackpool rauf und seh' zu, ob ich von einer dieser Frauen die Bestätigung kriegen kann, daß sie diejenige war, mit der der Premierminister sich die Zeit vertrieben hat. Wenn eine von den beiden das bestätigt -«
»Was haben Sie ihnen geboten?«
Corsico sah ihn einen Moment lang verständnislos an. Er biß von einem Waffelröllchen ab und kaute geräuschvoll, während er über die Frage nachdachte.
»Bezahlen wir sie für die Story, oder speisen wir sie mit der Ehre ab, ihren Namen irgendwo in der Source lesen zu dürfen?«
»Hey, Rod«, protestierte Corsico. »Wenn wir sie zitieren, müssen wir ihnen doch was zahlen für den Streß, den sie dadurch kriegen. So haben wir's immer gehalten. Richtig?«
Rodney seufzte. »Falsch.« Er tupfte sich den Mund mit seiner Serviette ab und warf sie zusammengeknüllt auf den Tisch. Während Corsico ihn verwirrt anstarrte - offensichtlich konnte er diese plötzliche Richtungsänderung in der Politik seiner Zeitung nicht begreifen -, griff Rodney in eine der voluminösen Taschen seiner Khakijacke und zog die für den kommenden Tag geplante Ausgabe der Zeitung mit der geänderten Titelseite heraus. Einer der Nachrichtenredakteure, dessen Loyalität sich Rodney dadurch gesichert hatte, daß er seit Jahren über die geheimen nächtlichen Aktivitäten des Mannes im RotlichtMilieu von Soho Schweigen bewahrte, hatte ihn darauf aufmerksam gemacht.
Jetzt warf er das Blatt vor Corsico auf den Tisch und sagte:
»Vielleicht sehen Sie sich das mal an. Es ist brandheiß, wie man so schön sagt, frisch vom Druck.«
Er beobachtete Corsico beim Lesen des Berichts, den er selbst, während er in der Weinbar gesessen und gewartet hatte, so gut wie auswendig gelernt hatte. Die schreiende Schlagzeile und das Begleitfoto sagten so ziemlich alles: Ich bin der Vater von Eve Bowens Tochter hieß es da, und damit war jede weitere Erklärung, warum ausgerechnet Dennis Luxfords Gesicht die Titelseite zierte, überflüssig. Als Corsico das Foto sah, griff er blindlings nach seinem Cappuccino. Er las und schlürfte wie besessen. Einmal hielt er inne, sah auf und sagte: »Ach du Scheiße!« Aber dann beugte er sich sofort wieder begierig über die Zeitung. Genauso, dachte Rodney, wie alle anderen es tun werden, wenn das Blatt morgen früh herauskommt. Die Source würde mindestens eine Million Exemplare mehr verkaufen als der Globe, der Mirror und auch die Sun. Und die Story würde Fortsetzungen verlangen, die wiederum garantieren würden, daß der Globe, der Mirror und die Sun das Nachsehen hatten.
Rodney beobachtete Corsico verdrossen, während der - den Traum jedes Journalisten erfüllend - ungeduldig zur nächsten Seite weiterblätterte, um die Fortsetzung des Bekenntnisses zu lesen. Als er fertig war, warf er sich auf seinem Stuhl nach hinten und starrte Rodney an. »Wahnsinn«, sagte er.
»Mensch, Rodney. Das ist vielleicht ein Ding.«
»Genau«, erwiderte Rodney.
»Warum hat er das getan? Ich meine, schlägt dem Mann plötzlich das Gewissen oder was?«
Oder was, dachte Rodney. Ganz eindeutig oder was. Er faltete die Zeitung zusammen und steckte sie wieder ein.
»Verdammt noch mal«, knurrte Corsico. »So eine Scheiße. Ich hätte schwören können, daß meine Story über den Premierminister absolut solide -« Sein Blick flog zu Rodney.
»Hey! Moment mal! Sie glauben nicht vielleicht, daß Luxford sich als Strohmann für die Downing Street hergibt? Mann, Rod. Könnte er ein verkappter Tory sein?«
»Na, verkappt würde ich das nicht nennen«, entgegnete Rodney, aber der andere verstand die
Weitere Kostenlose Bücher