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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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seiner Stimmung zu erklären. »Er hat die Story also gebracht«, sagte er. »Dieser Luxford aus London. Glauben Sie, das wird reichen, um den Jungen freizubekommen?«
    »Keine Ahnung«, bekannte Barbara.
    Er schnitt ein Eckchen Butter ab und warf es in die heiße Pfanne. Barbara hatte eigentlich nur ein paar Cornflakes essen wollen - sie war beinahe zwei Stunden verspätet, weil sie so lange geschlafen hatte -, aber es war angenehm zuzusehen, wie Robin ihr das Frühstück machte, darum sagte sie nichts, sondern nahm sich vor, den Zeitverlust wiedergutzumachen, indem sie in doppeltem Tempo kaute.
    Robin stellte das Gas ein wenig höher und wartete, bis die Butter geschmolzen war. »Suchen wir weiter nach dem Jungen?« fragte er. »Oder warten wir ab, was jetzt passiert?«
    »Ich möchte mir das Gelände um die Windmühle noch mal bei Tageslicht ansehen.«
    »Soll ich mitkommen? Ich meine, Sie wissen ja jetzt, wo die Mühle ist, aber ich könnte ...« Er vollendete den Satz mit einem Schwenken des Eierwenders. Barbara hätte gerne gewußt, wie der ganze Satz hätte lauten sollen. Ich könnte für Sie den Fremdenführer spielen? Ich könnte auf Sie warten? Ich könnte immer dasein, falls Sie mich brauchen? Aber sie brauchte ihn nicht. Sie kam seit Jahren sehr gut damit zurecht, niemanden zu brauchen. Und sie wollte auch, sagte sie sich entschlossen, daß es so bliebe. Er mußte es ihr vom Gesicht abgelesen haben, denn er gab ihr großzügig die Gelegenheit, dem Thema bis in alle Ewigkeit auszuweichen, indem er sagte: »Oder ich könnte anfangen, die Bootsverleihe zu überprüfen. Wenn er die Kleine auf dem Kanal von der Windmühle nach Allington gebracht hat, dann hat er ein Boot gebraucht.«
    »Ja, darum müßten wir uns kümmern«, sagte Barbara.
    »Gut, dann übernehme ich das.« Er schlug zwei Eier in die Pfanne, streute Salz und Pfeffer darüber, drehte die Flamme kleiner und steckte zwei Scheiben Brot in den Toaster. Er schien, dachte Barbara, gänzlich unberührt von ihrer Entscheidung, allein zu arbeiten, und sie merkte, wie die Enttäuschung in ihr hochkroch wie eine heimtückische kleine Spinne, die sie in ihrem Netz fangen wollte. Sie schüttelte sie ab. Es gab eine Menge zu tun. Ein Kind war getötet worden, und ein zweites war verschwunden. Da mußten ihre eigenen verstiegenen Gefühle zurückstehen.
    Als sie ging, war er noch beim Abwaschen. Er hatte sie gefragt, ob er ihr den Weg zur Windmühle aufzeichnen solle, aber sie war sicher, ihn ohne weitere Hilfe finden zu können. Sie machte jedoch, von Neugier getrieben, auf der Fahrt einen kleinen Umweg und lenkte ihren Mini durch das imposante Tor von Baverstock. Das Internat, dachte sie, als sie unter dem grünen Dach der Buchen, die die Auffahrt säumten, hindurchfuhr, war wahrscheinlich für die Leute von Wootton Cross der wichtigste Arbeitgeber. Die Schule war ein riesiger Komplex, und ihr Betrieb verlangte zweifellos eine ebenso riesige Menge Personal. Nicht nur Lehrer, sondern auch Gärtner und Handwerker, Hausmeister, Küchen- und Wäschereipersonal, Haushälterinnen und was sonst noch alles zu einem solchen Unternehmen gehörte.
    Während Barbara sich die gefällige Anordnung von Gebäuden, Spiel- und Sportfeldern, Gärten, Hecken und Büschen ansah, meldete sich wieder der drängende Instinkt, der ihr zu sagen schien, daß die Schule irgendwie mit dem, was Charlotte Bowen und Leo Luxford zugestoßen war, zu tun hatte. Es konnte kein Zufall sein, daß Baverstock - die Schule, die Dennis Luxford besucht hatte - dem Ort, an dem seine Tochter gefangengehalten worden war, so verlockend nahe war.
    Ein kleiner Streifzug, sagte sie sich, war auf jeden Fall angebracht. Sie parkte in der Nähe eines Gebäudes aus rohem Bruchstein, das sie angesichts des stolz aufragenden Daches für die Schulkapelle hielt. Einem sauber gefegten Kiesweg folgend, stieß sie auf ein ebenso sauber gestrichenes Holzschild, das den Weg zum Rektorat wies.
    Die Schüler waren anscheinend alle im Unterricht, denn sie begegnete niemandem außer einem einsamen jungen Mann in schwarzer Robe, der aus dem Rektorat kam, als Barbara gerade hineinwollte. Seine Schulbücher unter den Arm geklemmt, sagte er höflich: »Pardon« und eilte zu einer niedrigen Tür über den quadratischen Hof, aus der wenig enthusiastischer Chorgesang herausschallte.
    Der Rektor könne Sergeant Havers von New Scotland Yard leider nicht empfangen, bekam Barbara von der Sekretärin zu hören. Der Rektor sei im

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