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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Marylebone High Street entfernt und mündet direkt in die Marylebone Lane. Ganz in der Nähe ist ein Fish & Chips-Lokal, das Golden Hind. Nicht weit davon ist eine Straße eine Sackgasse - mit Bürohäusern, aus denen man hinten direkt auf ein Pub runterschaut. Das ist an der Ecke, wo dieses Durcheinander von Hintergassen anfängt. Es heißt Prince Albert. Die haben draußen auf dem Bürgersteig ein paar Tische und -«
    »Das Prince Albert, sagen Sie?« unterbrach Jack Beard. »Das kenn' ich.«
    »Sie waren also dort?« fragte Lynley. »Am letzten Mittwoch?«
    »Kann schon sein.«
    Lynley überdachte, was sie wußten, und überlegte, wie er dem Gedächtnis des Mannes auf die Sprünge helfen könnte. Er sagte: »Der Mann, der uns Ihre Beschreibung gegeben hat, hat erzählt, daß Sie von einem Polizeibeamten, wahrscheinlich einem Hilfspolizisten, dort weggejagt worden sind. Können Sie sich jetzt erinnern?«
    Er erinnerte sich tatsächlich. Sein Gesicht verfinsterte sich.
    »Ich bin noch nie vorher weggejagt worden«, erklärte er empört. »Da nicht, und woanders auch nicht. Noch nie.«
    »Kommen Sie regelmäßig in die Gegend?«
    »Klar. Die Ecke gehört zu meiner Tour. Ich mach' keinen Krach. Ich schmeiß den Müll nicht rum. Ich halt' alles sauber. Ich stör' keinen. Ich nehm' meinen Rucksack, und wenn ich was finde, was ich verkümmeln kann -«
    Lynley unterbrach ihn. Die täglichen Geschäfte des Stadtstr eichers waren für ihn nicht von Interesse. Anders war es mit den Ereignissen am vergangenen Mittwoch. Er legte dem Mann die Fotografie Charlotte Bowens vor und fragte: »Das ist das kleine Mädchen, das entführt worden ist. Haben Sie es am letzten Mittwoch gesehen, Jack?«
    Jack Beard studierte das Bild mit zusammengekniffenen Augen. Er nahm es in die Hand und hielt es auf Armeslänge von sich ab. An einer Zigarette paffend, betrachtete er es gut dreißig Sekunden lang. »Kann mich nicht erinnern«, sagte er schließlich. Und jetzt, da er wußte, daß das Interesse der Polizei nicht ihm selbst galt, wurde er richtig redselig. »Da in der Gegend find' ich sowieso nie viel in den Tonnen. Nur hin und wieder mal 'ne Kleinigkeit, 'ne verbogene Gabel, 'nen abgebrochenen Löffel oder 'ne alte Vase mit 'nem Sprung. Vielleicht auch mal 'ne kleine Figur oder so was. Meistens Zeug, was ich erst richten muß, bevor ich's verscherbeln kann. Aber ich geh' immer hin, weil ich gern meine gewohnte Tour hab', genau wie der Briefträger, und ich mach' bestimmt nie jemand Schwierigkeiten oder so was. Ich hab' da vorher noch nie Schwierigkeiten gehabt.«
    »Nur am letzten Mittwoch.«
    »Genau. Genau so isses. Wissen Sie, das war so ...« Jack Beard rieb sich die Nase, während er nach der passenden Beschreibung suchte. Er zupfte ein Tabakfädchen von seiner Zunge, betrachtete es kurz und schob es unter seine Oberlippe.
    »Das war genau so«, sagte er, »als hätt' mich da jemand weghaben wollen, Mister. Als ob jemand die Bullen geholt hätte, damit die mich da wegjagen. Damit ich auch bestimmt nicht mehr da bin, wenn da irgendwas abgeht.«
    Lynley und Nkata sahen zu, wie der Constable die Tür des Streifenwagens zuschlug und mit Jack Beard davonfuhr, um ihn in die Suppenküche in Bayswater zurückzubringen, wo man, wie der Stadtstreicher ihnen erklärt hatte, von ihm erwartete, daß er als Bezahlung für das Essen beim Abspülen half.
    »Der ist also nicht unser Mann«, bemerkte Nkata. »Seine Fingerabdrücke wollten Sie nicht sicherheitshalber haben?«
    »Die brauchen wir nicht«, erwiderte Lynley. »Er war im Gefängnis. Er ist erkennungsdienstlich behandelt worden. Wenn seine Abdrücke mit denen übereinstimmten, die wir gesichert haben, wüßten wir bereits Bescheid.«
    Lynley dachte über das nach, was der Stadtstreicher ihnen erzählt hatte. Wenn tatsächlich jemand die Polizei angerufen hatte, um ihn vor der Entführung Charlotte Bowens aus dem Cross Keys Close vertreiben zu lassen, dann konnte das nur jemand gewesen sein, der das Viertel beobachtet und sich dort herumgetrieben hatte, oder aber jemand, der dort wohnte. Ihm war klar, welche Möglichkeit die wahrscheinlichere war, und ihm fiel ein, was ihm St. James am vergangenen Abend über Charlottes Spitznamen gesagt hatte und darüber, wer ihn verwendet hatte.
    »Winston«, sagte er, »was haben wir aus Belfast gehört? Hat sich die nordirische Polizei schon gemeldet?«
    »Noch nicht. Soll ich denen mal Beine machen?«
    »Ja«, antwortete Lynley. »Aber tun Sie's vom

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