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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Sie sah völlig gefaßt aus, als hätte sie die Zeit, die sie gebraucht hatte, das Zimmer zu durchqueren, dazu genutzt, alle Emotionen, die sie hätten verraten können, zu unterdrücken. »Ich wollte nicht, daß er auch noch ein Opfer Dennis Luxfords wird«, antwortete sie. »Ich hatte den Eindruck, als seien es schon genug.«
    Alexander Stone hantierte in der Küche wie ein Berserker. Er goß Rotwein in die Mischung aus Olivenöl, gehackten Tomaten, Zwiebeln, Petersilie und Knoblauch. Er stellte die Hitze unter dem Topf kleiner und rannte von seinem ihm so teuren ultramodernen Herd zur Arbeitsplatte, wo er mit blitzendem Messer eine Handvoll Champignons hackte. Die fegte er in eine Schale und trug sie zum Herd. Dort begann gerade das Wasser in einem großen Topf zu kochen. Schimmernde Dampfwolken stiegen zur Decke auf, und er mußte plötzlich an Charlotte denken, die so wehrlos war. Geisterwolken hätte sie sie genannt und sich ihren Hocker zum Herd gezogen, um mit ihm zu schwatzen, während er arbeitete.
    Lieber Gott, dachte er.
    Mit geballter Faust schlug er sich hart auf den Oberschenkel. Er spürte das Brennen seiner Augen und sagte sich, seine Linsen reagierten auf die Hitze vom Herd und die Schärfe der brutzelnden Zwiebeln und des Knoblauchs. Dann schimpfte er sich einen feigen Lügner, ließ stehen und liegen, was er tat, und senkte den Kopf. Er keuchte wie ein Marathonläufer, während er versuchte, sich zu beruhigen. Er zwang sich, der Wahrheit ins Auge zu sehen: Er wußte die Tatsachen noch nicht, und solange er sie nicht kannte, vergeudete er mit Wut nur wertvolle Energie. Das würde ihm nicht helfen. Das würde Charlie nicht helfen.
    Gut, dachte er. Ja. In Ordnung. Kümmern wir uns um das, was anliegt. Warten wir ab.
    Er ging zum Tiefkühlschrank und nahm eine Packung Fettuccine heraus. Erst als er die Nudeln ganz ausgepackt hatte und ins sprudelnde Wasser werfen wollte, wurde ihm bewußt, daß er ihre Kälte an seiner Hand nicht spürte. Bei dieser Erkenntnis ließ er die Pasta so plötzlich in den Topf fallen, daß eine Fontäne kochenden Wassers aufspritzte und sein Kinn näßte. Das spürte er und sprang instinktiv vom Herd weg wie einer, der noch nie in der Küche gearbeitet hatte.
    »Verflucht«, flüsterte er. »Verdammter Mist.«
    Er ging zum Kalender, der neben dem Telefon an der Wand hing. Er wollte sich vergewissern. Es war ja möglich, daß er ausnahmsweise vergessen hatte, seinen Arbeitsplan für diese Woche einzutragen, daß er den Namen des Restaurants nicht hinterlassen hatte, in dem er an diesem Tag Köchen und Kellnern auf die Finger gesehen hatte, daß er vergessen hatte, Mrs. Maguire, Charlie, Eve wissen zu lassen, wo er zu erreichen war, daß er ausnahmsweise vergessen hatte, für einen Notfall Vorsorge zu tragen, wenn man ihn dringend brauchen sollte ... Aber da stand es klar und deutlich in dem Kästchen für Mittwoch: Couscous.
    Gerade so wie für den Vortag Sceptre dastand und für den folgenden Tag Demoiselle. Und das bedeutete, daß es keine Entschuldigung gab. Es bedeutete, daß er die Fakten hatte. Er konnte seiner Wut freien Lauf lassen, mit Fäusten die Schränke durchschlagen, Gläser und Geschirr zu Boden fegen, Besteck an die Wände schleudern, den Kühlschrank ausleeren und seinen Inhalt unter seinen Füßen zertrampeln ...
    »Sie sind weg.«
    Er fuhr herum. Eve war zur Tür gekommen. Sie nahm mit müder Bewegung ihre Brille ab und putzte die Gläser am schwarzen Seidenfutter ihrer Kostümjacke. »Du hättest nichts Frisches zu machen brauchen«, bemerkte sie mit einer Kopfbewegung zum Herd. »Mrs. Maguire hat uns sicher etwas dagelassen. Das tut sie doch immer -« Sie brach ab und setzte die Brille wieder auf.
    Für Charlotte. Sie wollte die beiden Wörter nicht aussprechen, weil sie den Namen ihrer Tochter nicht aussprechen wollte. Hätte sie es getan, hätte sie ihm das Stichwort gegeben, ehe sie zu einer Auseinandersetzung bereit war. Und sie war schließlich Politikerin, die verdammt genau wußte, wie man die Oberhand behielt.
    Als würde die Mahlzeit nicht bereits auf dem Herd köcheln, ging sie zum Kühlschrank. Alexander beobachtete sie, wie sie zwei zugedeckte Teller herausnahm, die er bereits inspiziert hatte, und sie zur Arbeitsplatte trug. Sie nahm die Folie von Mrs. Maguires Hinterlassenschaft für den Mittwochabend: gratinierte Makkaroni, Mischgemüse und gekochte neue Kartoffeln mit einer gewagten Prise Paprika.
    »Du meine Güte«, sagte sie, als sie

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