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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Sack ist und es überall von Reportern wimmelt.«
    »Er muß sich morgen im Unterhaus einer Fragestunde stellen«, fuhr Hepton sinnend fort.
    »Um so mehr Grund, ihn sofort zu unterrichten.«
    »Die Opposition - ganz zu schweigen von der Presse - wird ihn abschlachten, wenn wir nicht vorsichtig sind. Er kann sich dieser Fragestunde auf keinen Fall aussetzen, bevor diese Angelegenheit geregelt ist.«
    »Geregelt«, wiederholte Eve. Es gab nur eine Möglichkeit, die Angelegenheit innerhalb des Zeitraums zu »regeln«, den Hepton angesetzt hatte. Verzweifelt wiederholte Eve: »Lassen Sie mich mit ihm sprechen. Lassen Sie mich versuchen, ihm alles zu erklären. Wenn es mir nicht gelingt, ihn zu überzeugen -«
    Hepton unterbrach sie, immer noch mit diesem sinnenden Ton in der Stimme. Eve erkannte, daß er damit Abstand zu ihr schuf. Es war der gleiche Ton, den ein Monarch angeschlagen hätte, der sich gezwungen sah, eine geliebte Person zum Tod zu verurteilen. »Nach dem Larnsey-Debakel muß der Premierminister vor der Öffentlichkeit konsequente Entschlossenheit zeigen, Eve. Gütiges Verständnis kann hier nicht in Frage kommen.« Erst jetzt sah er sie endlich an. »Das verstehen Sie doch, nicht wahr? Das sehen Sie doch ein?«
    Sie fühlte, wie etwas in ihr losbrach, als ihr ihre Zukunft - so als wäre sie in ihren Muskeln, ihren Organen und ihrem Blut eingebettet gewesen - zu entgleiten begann. Jahre sorgfältiger Planung, Jahre angestrengten Bemühens, Jahre politischen Drähteziehens waren mit einem Schlag ausgelöscht worden. Was auch immer sie in der Zeit, die nun vor ihr lag, erschaffen würde, es würde keine politisch bedeutsame Persönlichkeit sein, das wußte sie.
    Sir Richard Hepton schien zu spüren, was in ihr vorging.
    »Ich weiß«, sagte er, »ein Rücktritt ist ein schwerer Schlag, aber er bedeutet noch lange nicht, daß Sie keine Zukunft mehr haben. Sie können rehabilitiert werden. Sehen Sie sich John Profumo an. Wer hätte gedacht, daß ein Mann, der so viel Schande auf sich gehäuft hatte, zu so einer Kehrtwendung fähig wäre?«
    »Ich habe nicht die Absicht, eine poplige Sozialarbeiterin zu werden.«
    Hepton neigte den Kopf zur Seite und gab sich väterlich.
    »Das wollte ich auch gar nicht vorschlagen, Eve. Außerdem ist Ihre Tätigkeit in der Regierung ja nicht beendet. Sie haben immer noch Ihren Sitz im Unterhaus. Wenn Sie als Staatssekretärin zurücktreten, heißt das nicht, daß Sie alles verlieren.«
    Nein. Nur das meiste, dachte Eve.
    Sie hatte also den Brief geschrieben, wie es der Innenminister von ihr verlangt hatte. Sie hätte gern geglaubt, daß der Premierminister ihr Rücktrittsgesuch ablehnen würde, aber sie wußte, er würde es nicht tun. Die Menschen setzen ihr Vertrauen in die von ihnen gewählten Leitfiguren, würde er, auf der Treppe der Downing Street Nummer zehn stehend, feierlich tönen. Wenn dieses Vertrauen unterhöhlt ist, müssen die gewählten Führer abtreten.
    Sie war das kurze Stück vom Innenministerium zu ihrem Büro am Parliament Square gelaufen. Sie war schon da, als ihr Assistent eintraf. Am raschen Abwenden seines Blickes sah Eve, daß Joel Woodward schon von der Story gehört hatte. Natürlich. Man hatte es sicherlich in den Morgennachrichten gebracht, und Joel sah sich stets die Nachrichten an, während er seine Frühstücks-Cornflakes aß.
    Es zeigte sich schnell, daß auch alle anderen in dem großen Gebäude am Parliament Square von Luxfords Bekenntnis wußten. Niemand sprach sie an, die Leute nickten ihr kurz zu und sahen dann schnell weg, in ihrem Büro sprachen alle mit den ehrfürchtig gesenkten Stimmen derer, die gerade dem Tod begegnet sind.
    Sobald die Telefonzentrale besetzt war, begannen die Anrufe der Reporter. Mit »Kein Kommentar« ließen sie sich nicht abspeisen. Sie wollten wissen, ob die Staatssekretärin die Behauptungen der Source zurückweisen würde. »Ein ›Kein Kommentar‹ gibt es nicht«, hatte einer von ihnen gesagt, wie Joel gewissenhaft berichtete. »Es ist entweder die Wahrheit oder eine Lüge, und wenn sie keine Verleumdungsklage anstrengt, dürfte ja wohl klar sein, woher der Wind weht.«
    Joel wünschte, sie würde die Behauptungen der Zeitung abstreiten. Er konnte nicht glauben, daß das Objekt, um das sich seine Karriereträume rankten, eine Seite hatte, die mit den erklärten Überzeugungen der Partei nicht recht zusammenpaßte.
    Sie hörte erst gegen Mitte des Vormittags von Joels Vater. Und auch dann hörte sie nur

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