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08 - Im Angesicht des Feindes

08 - Im Angesicht des Feindes

Titel: 08 - Im Angesicht des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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und mit fest zusammengebissenen Zähnen. Eine sehr wirksame Methode, um eine Stimme bis zur Unkenntlichkeit zu verzerren.
    Das Gespräch war kurz, so kurz, daß es nicht möglich gewesen war, den Anruf zurückzuverfolgen.
    »Luxford?«
    »Wo ist mein Sohn? Wo ist Leo? Lassen Sie mich mit ihm sprechen!«
    »Sie haben's falsch gemacht, Sie Scheißer.«
    »Was habe ich falsch gemacht? Wovon sprechen Sie? Um Gottes willen - «
    »Schnauze, Mann. Jetzt hören Sie mir mal gut zu. Ich will die Wahrheit. Die wahre Geschichte. Wenn die nicht kommt, stirbt der Junge.«
    » Aber ich habe sie doch geschrieben. Haben Sie die Zeitung nicht gesehen? Es steht auf der ersten Seite. Ich habe getan, was Sie verlangt haben. Ich habe mich genau an das gehalten, was Sie wollten. Jetzt geben Sie mir meinen Sohn, sonst - «
    »Sie haben 's falsch geschrieben, Sie Scheißer. Glauben Sie bloß nicht, ich wüßte es nicht. Entweder Sie machen 's morgen richtig, oder Leo stirbt. Genau wie Lottie. Kapiert? Morgen - oder er stirbt.«
    »Aber was - «
    An dieser Stelle endete die Aufnahme. Das Gespräch war abgebrochen worden.
    »Das ist alles«, sagte Stewart. »Die Zeit war zu kurz. Wir konnten nicht feststellen, woher der Anruf kam.«
    »Was geschieht jetzt, Inspector?«
    Lynley drehte sich nach der Stimme um. Luxford war an die Küchentür gekommen. Er war unrasiert, er sah ungewaschen aus, er hatte dieselben Kleider an wie am Vortag. Die Manschetten und der Kragen seines weißen Hemdes waren schmuddelig von seinem Schweiß.
    »›Sie haben es falsch gemacht‹«, wiederholte Lynley. »Was soll das heißen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Luxford. »So wahr ich hier stehe, ich weiß es nicht. Ich habe getan, was er von mir verlangt hat, bis ins kleinste. Ich weiß nicht, was ich noch hätte tun können. Hier.« Er hatte die Source von diesem Morgen bei sich und reichte sie Lynley. Er zwinkerte ein paarmal hastig. Seine Augen waren blutunterlaufen, die Lider rot.
    Lynley sah sich die Zeitung genauer an, als er dies am Vormittag getan haue. Die Schlagzeile und die Fotografie waren so eindeutig, wie der Kidnapper sie sich nur hätte wünschen können. Ein Blick auf sie, und der Leser brauchte sich kaum noch den Bericht vorzunehmen, den sie begleiteten. Und der Sprache, die Luxford bei der Abfassung seines Bekenntnisses verwendet hatte, zumindest auf der Titelseite, hätte selbst ein Schulkind folgen können. Als Lynley den Text überflog, sah er, daß schon der erste Absatz alle entscheidenden Fragen nach dem Wer, dem Wo, dem Wann, dem Warum und dem Wie beantwortete, und las gar nicht weiter, als er zum Ende des Teils auf der ersten Seite gelangt war.
    »Genauso ist es meiner Erinnerung nach gewesen«, bemerkte Luxford. »Es kann sein, daß ich mich in irgendeinem Detail vertan habe. Es kann sein, daß ich etwas ausgelassen habe - ich kann mich beispielsweise nicht mehr an die Zimmernummer in dem Hotel erinnern -, aber alles, woran ich mich erinnern kann, ist in dem Bericht enthalten.«
    »Und doch haben Sie es falsch gemacht. Was kann er damit gemeint haben?«
    »Ich weiß es nicht. Das sag' ich Ihnen doch.«
    »Haben Sie die Stimme erkannt?«
    »Wie, zum Teufel, hätte ich diese verdammte Stimme erkennen sollen? Es hat sich ja angehört, als spräche er mit einem Knebel im Mund.«
    Lynley blickte an ihm vorbei zum Wohnzimmer. »Wo ist Ihre Frau, Mr. Luxford?«
    »Oben. Sie hat sich hingelegt.«
    »Sie hat sich vor ungefähr einer Stunde sehr stark aufgeregt«, berichtete Stewart. »Daraufhin hat sie eine Tablette genommen und sich niedergelegt.«
    Lynley nickte Nkata zu. Der sagte: »Ihre Frau ist oben, Mr. Luxford?«
    Luxford, der offenbar die Absicht hinter der Frage erkannte, rief erregt: »Können Sie sie denn nicht in Frieden lassen? Muß sie das unbedingt jetzt erfahren? Wenn sie endlich ein bißchen schläft -«
    »Sie schläft vielleicht gar nicht«, unterbrach Lynley. »Was für ein Mittel hat sie genommen?«
    »Eine Beruhigungstablette.«
    »Was für eine?«
    »Das weiß ich nicht. Warum? Was soll das alles? So hören Sie doch. Ich bitte Sie, wecken Sie sie jetzt nicht, um ihr das zu sagen!«
    »Sie weiß es vielleicht schon.«
    »Sie weiß es schon? Woher denn?« Dann begriff Luxford plötzlich. »Sie können doch nicht immer noch glauben, daß Fiona etwas mit dieser Sache zu tun hat!« rief er. »Sie haben sie gestern selbst gesehen. Sie haben gesehen, in welcher Verfassung sie war. Sie ist keine Schauspielerin.«
    »Sehen Sie

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